Prisma

Rotierende Spermien

Schneller durch variable Schwimmtechniken

cae | Die Unfruchtbarkeit von Männern wird oft mit einer zu geringen Anzahl von Spermien im Ejakulat begründet. Es kommt jedoch nicht nur auf die Menge, sondern auch auf bestimmte Fähigkeiten der Spermien an.

Von mehreren Millionen Spermien, die nach der Ejakulation im weiblichen Genitaltrakt auf die Reise gehen, gelangt nur ein winziger Bruchteil – weniger als hundert – in die Nähe der befruchtungsfähigen Eizelle im Eileiter. Diese Spermien zeichnen sich dadurch aus, dass sie besondere Schwimmtechniken anwenden, die die Arbeitsgruppe des Anatomen Gunther Wennemuth, Essen, in Zusammenarbeit mit amerikanischen Kollegen entdeckt hat.

Auf ihrer Reise stoßen die Spermien hin und wieder mit anderen Zellen zusammen, was unvermeidlich ist, aber durchaus verschiedene Konsequenzen haben kann. Viele Spermien werden bei einer Kollision von ihrer Schwimmrichtung abgebracht, sodass sie ihr Ziel nicht erreichen können. Doch einige Spermien heften sich für wenige Sekunden an die fragliche Zelle an, rotieren dann um ihre Längsachse, lösen sich dadurch wieder von der Zelle und schwimmen in der „richtigen“ Richtung weiter. Diese Rotation der Spermien war bisher unbekannt.

Zudem sind einige Spermien imstande, sich zeitweise zu kleinen Gruppen von zwei bis vier Individuen zusammenzuschließen und mit vereinten Kräften ihre Geschwindigkeit signifikant zu erhöhen.

Entscheidend für die Fruchtbarkeit eines Mannes dürfte also sein, ob er Spermien produziert, die diese Schwimmtechniken beherrschen. Hier fragt sich, was die Gründe sind und ob es einmal möglich sein wird, die Spermienqualität gezielt zu verbessern. 

Quelle: Babcock DF, et al. Episodic rolling and transient attachments create diversity in sperm swimming behaviors. BMC Biology 2014;12:67

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