Prisma

Hilft viel tatsächlich mehr?

Streit um die optimale Obstmenge

jb | Obst und Gemüse sind gesund. In diesem Punkt stimmen Ernährungsexperten überein. Dann ist aber auch schon Schluss. Denn die Diskussion darum, wie viel Obst und Gemüse man für einen messbaren Nutzen verzehren sollte, wird immer wieder mit neuen Empfehlungen befeuert.

Seit Längerem gibt es die Kampagne „5 am Tag“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), wonach täglich fünf Portionen Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen sollten. Vor Kurzem kamen allerdings britische Forscher zu dem Schluss, dass es doch eher sieben als fünf Portionen sein sollten. Der Schutzeffekt sei dann noch besser. Oder vielleicht doch nicht? Eine aktuelle Metaanalyse, die 16 Studien mit über 800.000 Teilnehmern mit einbezog, zeigte zwar, dass Menschen, die oft zu Obst und Gemüse greifen, ein geringeres Risiko für tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. So sank beispielsweise das Risiko, an einem Herz-Kreislauf-Leiden zu sterben, um rund vier Prozent pro täglicher Portion. Mehr als fünf Portionen brachten aber, zumindest in dieser Auswertung, keinen zusätzlichen Nutzen.

Als wenn die Sache damit nicht schon kompliziert genug wäre. Es gibt einen weiteren, nicht ganz irrelevanten, ungeklärten Punkt: Was ist denn eigentlich eine Portion? So entspricht bei der DGE eine Portion 130 g. Folgt man der Empfehlung „5 am Tag“, kommt man auf 650 g, wovon wiederum mindestens 400 g Gemüse sein sollten. Die Autoren der britischen Studie, die zu dem Ergebnis gekommen war, sieben Portionen am Tag seien besser, empfehlen eine Gesamtmenge von 560 g und damit eine Portionsgröße von 80 g und sind sich diesbezüglich immerhin mit den Autoren der Metaanalyse einig.

Dass neue Empfehlungen aus anderen Studien wieder alles über den Haufen werfen, ist vermutlich eine Frage der Zeit. Das Einzige, was so gut wie alle Ernährungsstudien gemeinsam haben, ist ihre begrenzte Aussagekraft. Es handelt sich in der Regel um Beobachtungsstudien, bei denen immer die Gefahr besteht, dass Faktoren, die nicht hinreichend berücksichtigt wurden, entscheidend sein können und deren Sinn und Unsinn in der Ernährungsforschung seit Längerem diskutiert wird. Die einzige Aussage, die sich demnach nach wie vor sicher treffen lässt, ist: Obst und Gemüse sind gesund.

Quelle: BMJ 2014;349:g4490

 

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