Arzneimittel und Therapie

Keine Korrelation erkennbar

In der Literatur finden sich widersprüchliche Daten, die auf ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Tumore im Zusammenhang mit der Einnahme von Bisphosphonaten hindeuten. Also wurde in einer großangelegten Fall-Kontroll-Studie untersucht, ob es eine Korrelation zwischen der Einnahme dieser Osteoporose-Mittel und dem Auftreten bestimmter Krebsarten gibt. Nun kann Entwarnung gegeben werden: Es wurde kein Zusammenhang festgestellt.

Bisphosphonate werden zur Therapie der Osteoporose eingesetzt und sind ein etablierter Therapiestandard. Während die Bisphosphonate in präklinischen Studien eine tumorhemmende Wirkung zeigten, könnten ihre gastrointestinalen Nebenwirkungen theoretisch die Bildung von Geschwüren begünstigen und so ein erhöhtes Tumorrisiko mit sich bringen.

Widersprüchliche Datenlage

Die erste Publikation zu diesem Thema stammt von der amerikanischen Aufsichtsbehörde FDA (Food and Drug Administration), in deren Nebenwirkungs-Meldesystem von 1995 bis 2008 23 Fälle von Speiseröhren-Krebs bei oraler Bisphosphonat-Einnahme verzeichnet wurden. Danach wurden acht weitere Studien publiziert, in denen teils ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Tumore gezeigt wurde, teils keine Korrelation oder sogar protektive Wirkungen. Insgesamt sind die Studien widersprüchlich und weisen Schwachpunkte in der Statistik auf.

Ziel der vorliegenden Studie war es, in einem Fall-Kontroll-Design den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Bisphosphonaten und dem Risiko gastrointestinaler Tumore zu untersuchen. Die Daten wurden auf Basis der beiden größten allgemeinmedizinischen Datenbanken in Großbritannien, QResearch Primary Care Database und Clinical Practice Research Datalink (CPRD), parallel erhoben. In diese beiden Datenbanken fließen Patientendaten aus über 1300 allgemeinärztlichen Praxen ein. Ausgewählt wurden Patienten über 50 Jahren mit einem gastrointestinalen Krebsleiden (Speiseröhre, Magen oder kolorektal). Diese wurden jeweils mit fünf Kontrollfällen verglichen, die hinsichtlich Alter, Geschlecht, Arztpraxis und Kalenderjahr übereinstimmten. Die Einnahme von Bisphosphonaten (Alendronat, Etidronat, Ibandronat und Risedronat) wurde auf Basis der ärztlichen Verschreibungen erhoben.

Entwarnung

Insgesamt wurden in den beiden Datenbanken 39.141 Fälle von Kolorektal-Karzinom, 10.499 Fälle von Speiseröhren-Karzinom sowie 6312 Fälle von Magenkarzinom identifiziert, die mit den entsprechenden Kontrollen gematcht wurden. Die erhobenen demografischen Parameter waren in beiden Datenbanken größtenteils recht ähnlich.

Rund 4 bis 5% der Fälle und Kontrollen nahmen jeweils Bisphosphonate ein. Am häufigsten wurde Alendronat verordnet, gefolgt von Etidronat und Risedronat. In beiden Datenbanken nahmen über 50% der Bisphosphonat-Anwender diese über einen Zeitraum von über 20 Monaten ein.

Die Bisphosphonat-Einnahme konnte in keiner der Datenbanken mit einem erhöhten Risiko für Kolorektal-, Speiseröhren- oder Magenkarzinom assoziiert werden. Detailliertere Auswertungen zeigten keinen Unterschied zwischen unterschiedlichen Bisphosphonat-Typen und dem Risiko für Ösophagus- oder Kolorektal-Tumore. Lediglich bei Magen-Karzinomen konnte die Einnahme von Alendronat mit einem erhöhten Risiko in Zusammenhang gebracht werden – allerdings nur in einer Datenbank und ohne zeitlichen Zusammenhang. In weiteren Sensitivitätsanalysen wurde dieses Risiko nicht bestätigt.

In dieser Fall-Kontroll-Studie auf Basis von zwei großen allgemeinmedizinischen Datenbanken war die Einnahme von Bisphosphonaten mit keinem erhöhten Risiko für gastrointestinale Tumore assoziiert.


Quelle

Vinogradova Y, et al. Exposure to bisphosphonates and risk of gastrointestinal cancers: series of nested case-control studies with QResearch and CPRD data. BMJ 2013; 356: f114, doi: 10.1136/bmj.f114


Apothekerin Dr. Birgit Benedek



DAZ 2013, Nr. 7, S. 34

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