Arzneimittel und Therapie

Abwehrpeptid der Haut stoppt Entzündungsreaktion

Rund zwei Millionen Menschen leiden in Deutschland an Psoriasis. Einen neuen Mechanismus, der zu den Hautentzündungen bei der Erkrankung führt, haben Wissenschaftler der Universität München jetzt aufgeklärt. Interleukin 1β (IL-1β) spielt bei diesem Prozess eine Schlüsselrolle. Die Aktivierung des Signalmoleküls verläuft über bestimmte Faktoren, die nur in Keratinozyten von Psoriasis-Läsionen, nicht aber in gesunder Haut nachgewiesen wurden. Ein besonderes Peptid der Haut kann diesen Prozess jedoch stoppen und eröffnet damit eine neue Therapieoption.

Das klinische Erscheinungsbild der Schuppenflechte ist offensichtlich auf das Zusammenwirken von Varianten verschiedener Gene und Umwelteinflüsse zurückzuführen. Es gibt zwar eine familiäre Häufung der Erkrankung, dennoch kommt sie trotz genetischer Prädisposition häufig nicht zum Ausbruch. Als Auslösefaktoren gelten kosmetische Präparate, eine Medikation mit bestimmten Arzneimitteln, psychische Belastungssituationen und unspezifische Reize. Auch der Krankheitsverlauf kann sehr unterschiedlich sein. In Mitteleuropa sind etwa 2 bis 3% der Bevölkerung von der Erkrankung betroffen.

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Überschießende entzündliche Hautreaktion Die Aufklärungdes Mechanismus, der zur Entzündungsreaktion beider Psoriasis führt, und auch seine mögliche Hemmungkönnten zu neuen Therapieoptionen führen.

Neuer Mechanismus zur Pathogenese entzündlicher Hauterkrankungen

Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität in München haben jetzt den Mechanismus aufgeklärt, der zu überschießenden entzündlichen Hautreaktionen wie bei der Schuppenflechte führt. Eine Schlüsselrolle bei diesem Prozess spielt das entzündungsfördernde Interleukin 1β (IL-1β). Aktiviert wird dieses Signalmolekül aus einem Vorläuferprotein durch sogenannte Inflammasome. Dabei handelt es sich um Proteinkomplexe, die vom unspezifischen Immunsystem als Reaktion auf äußere Reize in Makrophagen und neutrophilen Granulozyten gebildet werden. In der Haut von an Psoriasis Erkrankten ist das Inflammasom AIM2 offensichtlich besonders aktiv. Ungewöhnlicherweise findet sich in der Haut dieser Patienten auch DNA im Zytoplasma (zytosolische DNA). Durch das Zusammenwirken von AIM2 und DNA kommt es schließlich zur Produktion des Interleukin-1β, und die Entzündungsreaktion wird verstärkt.

Dieser Mechanismus lässt sich aber auch ausschalten. Die Wissenschaftler untersuchten die Wirkungsweise von kleinen Proteinen und Polypeptiden, die für ihre antimikrobielle Aktivität bekannt sind. Diese Cathelicidine sind ebenfalls Bestandteil der unspezifischen Immunantwort von Wirbeltieren. Ein Vertreter, das Cathelicidin LL-37, besteht aus 37 Aminosäuren und kann ebenfalls mit der zytosolischen DNA in der Haut von Psoriasispatienten interagieren. Daraufhin wird die Wirkung dieser DNA neutralisiert und die Aktivierung des Inflammasoms AIM2 blockiert. Damit wird der gesamte entzündungsfördernde Prozess gestoppt.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen erklären auch die Wirkungsweise bereits praktizierter Therapieansätze gegen die Schuppenflechte. So erhöht Vitamin D die Produktion von Cathelicidin in der Haut, und auch die Therapie mit UV-B-Strahlung führt zur vermehrten Bildung von Vitamin D und Cathelicidin. Daher wollen die Wissenschaftler untersuchen, ob sich weitere Therapieoptionen durch die Anwendung von Cathelicidin ergeben. Weiterhin soll geklärt werden, ob eine "Entzündungsaktivierung über Inflammasome auch bei anderen chronisch entzündlichen Hauterkrankungen eine Rolle spielt – und ob sich diese Mechanismen für neue Therapien nutzen lassen".


Quelle

Dombrowski, Y.; et al.: Cytosolic DNA Triggers Inflammasome Activation in Keratinocytes in Psoriatic Lesions. Sci. Transl. Med. 2011, 3: 82ra38; DOI:10.1126/scitranslmed.3002001, vom 11. Mai 2011.

LMU München: Warum Vitamin D bei Schuppenflechte hilft. Pressemitteilung vom 12. Mai 2011.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 21, S. 43

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