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Gesundheitspolitik
Wolf: "Wir brauchen mehr Honorar"
"Die Apotheker werden von der Politik unfair behandelt", erklärte ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf letzte Woche im Vorfeld des Apothekertages in Düsseldorf. So werde das im Koalitionsvertrag versprochene Pick-up-Verbot trotz der "vielfältigen Vorschläge" der ABDA nicht umgesetzt.
Zudem litten die Apotheken unter den AMNOG-Belastungen. Nicht nur die ihnen von der Politik auferlegten 200 Mio. Euro lasteten auf ihnen – auch der Großhandel gebe die ihm zugedachten Einsparungen an die Apotheken weiter und blute sie so aus. "Unter dieser immensen Last brechen viele zusammen – wenn nicht heute, dann in naher Zukunft", mahnte Wolf. Ende 2011 müsse daher mit dieser Doppelbelastung Schluss sein, forderte er. Dann hätten die Apotheken ihr Soll bereits mehr als erfüllt.
Jeden Tag macht eine Apotheke dicht
Auch die Honorierung will die ABDA neu geregelt sehen. Das bewährte Apothekensystem werde in ein paar Jahren kollabieren, wenn Apotheker nicht endlich ein angemessenes Honorar erhielten. Schon jetzt zeige sich der Trend zu vermehrten Apothekenschließungen. Schlossen 2009 noch 54 Apotheken ihre Türen für immer, waren es 2010 bereits 107. Im laufenden Jahr rechnet die ABDA nach ihrer eigenen Hochrechnung mit 184 Apotheken weniger. Richtig düster sieht es im kommenden Jahr aus – rund 400 Schließungen erwartet die ABDA. "Jeden Tag macht eine Apotheke dicht", prophezeit Wolf.
Apotheken haben keine Planungssicherheit mehr
Der ABDA-Präsident machte deutlich: "Wir wollen nicht nur mehr Honorar, wir brauchen es." Der Umstieg auf das Kombimodell in der Apothekenvergütung im Jahr 2004 ist aus Sicht der ABDA richtig gewesen. Es hat jedoch einen Haken: 2011 erhalten Apotheken pro zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung abgegebener Packung genauso viel wie vor acht Jahren. Und das bei steigender Inflation, höheren Sach- und Personalkosten und mehr Bürokratie und Leistung, wie Wolf betonte. Hinzu kommt, dass die Apotheken wegen des variablen Apothekenabschlags nicht einmal Planungssicherheit haben – auch im Jahr 2011 wissen sie nicht, was sie für 2009 und 2010 tatsächlich an die Kassen zahlen müssen. Darüber hinaus obliegen den Apotheken Gemeinwohlverpflichtungen, wie Nacht- und Notdienste oder die Herstellung von Rezepturen, die sie nicht kostendeckend erbringen könnten, erklärte der ABDA-Präsident. Das Gleiche gelte für die Abgabe von Betäubungsmitteln.
Apotheken-Sonderopfer beenden
Wolf betonte: "Die Apotheker wollen keine Geschenke, sondern eine angemessene Honorierung – nicht mehr und nicht weniger." Sie müsse den realen Aufwands- und Kostensteigerungen angepasst vorausschauend dynamisiert werden. Karl-Heinz Resch, ABDA-Geschäftsführer Wirtschaft, Soziales und Verträge, verwies darauf, dass auch das von der Politik vorgeblich auf 2011/12 beschränkte "Sonderopfer" – der auf 2,05 Euro erhöhte Apothekenabschlag – de facto dauerhaft weiter wirke. Denn bei den nächsten Verhandlungen über die Anpassung des Abschlages werde auf eben dieser Basis von 2,05 Euro verhandelt – und nicht auf der von 1,75 Euro, wie es aus ABDA-Sicht richtig wäre.
ABDA will auf Politik zugehen
Auf eine genaue Bezifferung der Honorarvorstellungen wollte sich die ABDA-Spitze nicht festlegen lassen. Resch beließ es bei der Information, dass das Fixum heute bei 8,88 Euro liegen würde, hätte man das ABDA-Konzept schon 2004 eingeführt. Es gebe ein Gesamtpaket aus verschiedenen Bestandteilen, das man jetzt der Politik zur Verhandlung vorlege, sagte Resch. Wie hierin der Ausgleich für die Unterdeckung beim Nacht- und Notdienst – von der ABDA auf 192 Mio. Euro beziffert – sowie bei der Herstellung von Rezepturen (137 Mio. Euro) und der Abgabe von Betäubungsmitteln (19 Mio. Euro), konkret aussehen soll, blieb offen.
Die ABDA hofft nun, von der Politik gehört zu werden. Dabei werde man selbst auf sie zugehen – denn zuletzt fühlte sich die Apothekerschaft vernachlässigt von den Volksvertretern, insbesondere den liberalen. Wolf betonte, dass die Apotheker einen freien und unabhängigen Beruf ausübten – eine Tätigkeit, die insbesondere die FDP in der Vergangenheit stets zu schätzen wusste. Allerdings mache auch gerade diese Unabhängigkeit abhängig – und zwar vom Staat. "Will er unser gutes System erhalten, muss er auch zahlen", so Wolf.
Interview mit dem ABDA-Präsidenten auf DAZ.onlineSehen Sie auch unser Video-Interview mit ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf auf unserer Webseite bei DAZ-TV . Hier finden Sie zudem weitere Videobeiträge vom Deutschen Apothekertag in Düsseldorf. |
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