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- DAZ 16/2010
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Sächsischer Apothekertag
"Als Freier Beruf in die Zukunft"
Monika Koch, die Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbands, sprach in ihrer Begrüßung die zahlreichen Probleme an, mit denen die Apothekerinnen und Apotheker derzeit konfrontiert sind. Deutlich setzte sie sich für eine Aufklärung der Betrugsvorwürfe, die aktuell gegen einige Apotheker vorgebracht werden, ein. Die Bevölkerung habe großes Vertrauen in den Apotheker, dieses Vertrauen dürfe man sich nicht durch betrügerisches Verhalten einzelner weniger zerstören lassen.
Zur gesundheitspolitischen Lage merkte die Verbandsvorsitzende an, dass man sich über die Absicht, Pick-up-Stellen verbieten zu wollen, freue. Die Frage sei allerdings noch offen, wie man dies verfassungskonform gestalten könne.
Eine große Herausforderung für das Gesundheitswesen sei der Ärztemangel in ländlichen Gebieten. Koch stellte heraus: Die Apotheker sind bereit und in der Lage, auch zusätzliche Aufgaben zu übernehmen, sei es auf dem Gebiet der Prävention und Gesundheitserziehung bis hin zur pharmazeutischen Betreuung und Wiederholungsrezepten. Man könne über neue Lösungsansätze, auch als sächsischer Modellversuch, reden. Ärzte stehen zunehmend unter Druck. Eine Zusammenarbeit aller Heilberufe sei das Gebot der Stunde.
Im Eckpunktepapier der Bundesregierung für ein neues Gesundheitsreformgesetz kommen die Apotheker nicht vor. Gefahren sehen manche aber durch eine angedachte Umstellung der Großhandelsspanne. Allerdings lese sie aus dem Wortlaut des Papiers nicht unbedingt eine Reduzierung der Großhandelsvergütung heraus. Rabatte des Großhandels an die Apotheken sind Wettbewerbsinstrumente. Warum ein FDP-geführtes Ministerium jeglichen Wettbewerb einer Handelsstufe unterbinden sollte, sei fraglich. Die Abschöpfung der Einkaufsvorteile, wie es jetzt die SPD-Bundestagsfraktion fordere, brächte viele Apotheken in große wirtschaftliche Bedrängnis. Viele Investitionen und Anpassung an neue Prozesse wären nicht mehr finanzierbar – "wir werden uns dies nicht gefallen lassen".
Die Beziehungen zwischen Apothekerverband und Krankenkassen sind derzeit zumindest auf Bundesebene nicht ungetrübt. Kritische Punkte sind der nicht akzeptierte Schiedsstellenentscheid zum Kassenabschlag, unterschiedliche Interpretationen zur Aut-idem-Abgabe, ein Musterprozess wegen Retaxationen auf null bei Rabattverträgen. Das Verhältnis zwischen Sächsischen Krankenkassen und Sächsischem Apothekerverband war allerdings bisher immer konstruktiv, so Koch. Sie hoffe, die Einsicht greift um sich, dass die Arzneimittelversorgung vor Ort stattfindet und Probleme auch lokal gelöst werden sollten.
Politische Grußworte
Grüße des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz überbrachte – im Namen der Sächsischen Staatsministerin Christine Clauß – Referatsleiter Dr. Frank Bendas. Er stellte das Urteil des EuGH zum Fremdbesitzverbot heraus. Das Gericht habe anders entschieden, als viele Wirtschaftsliberale es sich erhofft hatten – "das sollte man sich merken".
Auch in Sachsen gibt es eine schwarz-gelbe Koalition und daher ist es nicht verwunderlich, wenn sich auch im sächsischen Koalitionsvertrag ein Passus findet, der betont, dass man sich für eine sichere und qualitativ hochwertige Arzneiversorgung durch niedergelassene Apotheker einsetzt.
Die Absicht, Pick-up-Stellen verbieten zu wollen, nimmt konkrete Formen an. Nach letzten Informationen liegt derzeit der Entwurf eines Gesetzes zum Verbot von Arzneimittelausgabestellen in Gewerbegebieten beim Bundesjustizministerium zur Prüfung der Verfassungsmäßigkeit. Das Sächsische Ministerium wird die Entwicklung weiter verfolgen. Für das Ministerium hat dies nichts mit Lobbyismus für Apotheker zu tun, sondern es stellt die Voraussetzung für eine sichere, hochwertige und flächendeckende Abgabe von Arzneimitteln in Apotheken dar.
Wie Bendas anmerkte, ist in der nächsten Zeit der Entwurf einer grundsätzlich überarbeiteten Apothekenbetriebsordnung zu erwarten. Dieser Entwurf werde sicher zu vielen Diskussionen Anlass geben.
Auch Maria Michalk, (CDU), Mitglied im Gesundheitsausschuss, hob in ihrem Grußwort hervor, dass laut Koalitionsvertrag die freiberuflichen Apothekerinnen und Apotheker die tragende Säule für eine gute Arzneiversorgung bleiben. Die Arzneimittelversorgung hinsichtlich der Kosten nachhaltig zu optimieren, sei unumstrittenes Ziel. Ein Preismoratorium und eine Erhöhung des Krankenkassenrabatts der Industrie gehörten zu den Maßnahmen ebenso wie Mechanismen zur Preisfestsetzung bei innovativen Arzneimitteln. Bei den Rabattverträgen sollten Versicherte ein Wahlrecht erhalten, gegen Mehrkostenerstattung ein anderes als das verordnete Präparat zu erhalten. Auch Michalk hofft, dass die Auswüchse des Versandhandels unterbunden werden können.
Jan-Ulrich Spies, gesundheitspolitischer Referent der sächsischen SPD-Landtagsfraktion, überbrachte die Grüße seiner Partei. Er stellte die Bedeutung des Apothekers in der Arzneiversorgung heraus. Der Apotheker führt die vom Arzt verordnete medikamentöse Therapie fort, auch durch die Beratung. Die Apotheke wird so zu einer eigenständigen Größe, auf die der Patient angewiesen ist. Daraus kann der Apotheker ein Selbstbewusstsein entwickeln.
Für die FDP war Benjamin Karabinski (MdL) nach Freiberg gekommen. Der Vertrauensvorschuss, den die Apotheker genießen, bedeutet auch Verantwortung. Die Apotheke sei für viele Menschen erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Fragen. Der Abgeordnete nannte die EuGH-Entscheidung wegweisend – die FDP lehne eine Änderung des bestehenden Fremd- und Mehrbesitzverbots ab. Pick-up-Stellen müssen unterbunden werden, da sie wettbewerbsverzerrend sind und eine Gefahr für die sachgemäße Lagerung der Arzneimittel sind.
Verständnis für die Lage der Apotheker angesichts Rabattverträgen, Zuzahlungen, steigenden Arzneipreisen und hartem Wettbewerb zeigte Kerstin Lauterbach (MdL), Die Linke. Sie hob auf das gesellschaftliche Engagement vieler Apotheker ab und die Qualität der Arbeit. "Die Bundesbürger verlassen sich auf die Apotheker", so Lauterbach.
Für die FDP war Benjamin Karabinski (MdL) nach Freiberg gekommen. Der Vertrauensvorschuss, den die Apotheker genießen, bedeutet auch Verantwortung. Die Apotheke sei für viele Menschen erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Fragen. Der Abgeordnete nannte die EuGH-Entscheidung wegweisend – die FDP lehne eine Änderung des bestehenden Fremd- und Mehrbesitzverbots ab. Pick-up-Stellen müssen unterbunden werden, da sie wettbewerbsverzerrend sind und eine Gefahr für die sachgemäße Lagerung der Arzneimittel sind.
Verständnis für die Lage der Apotheker angesichts Rabattverträgen, Zuzahlungen, steigenden Arzneipreisen und hartem Wettbewerb zeigte Kerstin Lauterbach (MdL), Die Linke. Sie hob auf das gesellschaftliche Engagement vieler Apotheker ab und die Qualität der Arbeit. "Die Bundesbürger verlassen sich auf die Apotheker", so Lauterbach.
Mit insgesamt sechs wissenschaftlichen Vorträgen legte der Sächsische Apothekertag einen Schwerpunkt auf die Fortbildung. Generalthema waren nationale Versorgungsleitlinien und Therapieleitlinien, deren praktische Umsetzung und im klinischen Alltag.
Für Pharmazie-Ingenieure und PTA bot der pharmazeutische Teil des Apothekertags zwei Vorträge zum Bereich der Selbstmedikation. Und Pharmaziestudierende konnten sich in einer eigenen Gesprächsrunde mit Berufspolitikern über die Bedeutung der Standespolitik informieren.
Reichlich Kultur bot der diesjährige Sächsische Apothekertag mit seinem Tagungsort Freiberg, der allein über 600 denkmalgeschützte Objekte bietet. Bei einer Stadtführung konnten die Teilnehmer kirchliche und weltliche Zeugnisse der 800-jährigen Geschichte der Silberbergwerksstadt Freiberg kennenlernen. Zur Auswahl standen außerdem eine Sonderführung durch die weltgrößte Mineralienausstellung oder eine Orgelführung zur Silbermann-Orgel in der Petrikirche.
Der Gesellschaftsabend fand in stimmungsvollem Ambiente statt: in der Nikolaikirche, der zweitältesten Kirche Freibergs. Die Kirche wird seit den 70er Jahren nicht mehr als Gotteshaus benutzt. Nach einer aufwendigen Sanierung wurde sie 2002 als Konzert- und Tagungshalle wieder eröffnet.
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