Aus Kammern und Verbänden

Qualität im Mittelpunkt der Kammerversammlung

Am Vorabend des ersten Schleswig-Holsteinischen Apothekertages, am 26. März, fand am Tagungsort Damp bereits eine Kammerversammlung stand. Die Delegierten diskutierten über verschiedene aktuelle berufspolitische Fragen, die überwiegend auch für die Bundesebene relevant sind.
Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski, Kammerpräsident Gerd Ehmen, Justitiar Dr. Stefan Zerres (von links).
Foto: DAZ/tmb

Mit Blick auf kürzlich veröffentlichte Stellungnahmen des SPD-Gesundheitspolitikers Professor Karl Lauterbach gegen die bestehende Preisbildung in Apotheken erklärte Kammerpräsident Gerd Ehmen, reine Distributeure könnten viel über Preise reden. Doch die Apotheker müssten deutlich machen, dass sie Heilberufler sind und sich daher nicht allein auf eine Preisdiskussion einlassen können. Zum Vergleich verwies Ehmen auf die ärztliche Gebührenordnung, über die nicht in einer solchen Weise diskutiert werde.

Siegel oder nicht?

Zum Themenfeld Qualität erklärte Ehmen, die Apotheker sollten verlässliche Partner im Gesundheitssystem sein. Als Instrument dazu verwies er auf das Qualitätsmanagement, die Leitlinien der Bundesapothekerkammer (BAK) und die Fort- und Weiterbildung. Bezüglich einer möglichen Pflichtfortbildung erwarte er eine intensive Meinungsbildung in den Kammern.

Jutta Clement, Leiterin der Fortbildungsakademie der Kammer, erklärte, die Apothekerkammer Schleswig-Holstein habe beschlossen, das QMS-Siegel der BAK derzeit nicht umzusetzen, sondern die bestehende QMS-Satzung der Kammer und das geplante Konzept unverändert zu belassen. Ehmen betonte, es gehe nicht um das Siegel, sondern um den Inhalt, und lobte zugleich die Vorteile eines tatsächlich gelebten Qualitätsmanagements. Ulrich Ströh, Kiel, räumte ein, auch ein QMS sei keine Garantie für gute Qualität, aber es erhöhe die Wahrscheinlichkeit für gelungene Abläufe und mache die Ergebnisse unabhängiger von der Tagesform. Zudem wies Ströh darauf hin, dass die Stiftung Warentest demnächst einen Vergleich zwischen Präsenz- und Versandapotheken veröffentlichen werde. In diesem Wettbewerb sei es gut, wenn die Apotheken vor Ort auf geregelte Abläufe im Sinne eines QMS verweisen können. Dagegen sieht Ehmen die Präsenzapotheken aufgrund ihres direkten Patientenkontakts bei einem solchen Vergleich gut positioniert.

Offene Rechtsfragen

Die kürzlich vorgestellte "Co-Box", eine Videokabine mit Anschluss an eine Apotheke, bezeichnete Ströh als "neue Bedrohung für Landapotheken". Justitiar Dr. Stefan Zerres erklärte, die zuständige schleswig-holsteinische Aufsichtsbehörde habe sich dazu der Auffassung des Bundesgesundheitsministeriums angeschlossen und werde eine solche Anlage nicht genehmigen. Eine grundsätzliche Klärung sei möglicherweise von der höchstrichterlichen Entscheidung über Abgabeautomaten der Firma Rowa zu erwarten.

Neue Testkäufe

Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski informierte über die Fortsetzung der Beratungsinitiative. Kürzlich seien wieder Studenten als neue Testkäufer geschult worden. Wie in früheren Jahren werde demnächst wieder je ein Szenario mit einem Präparatewunsch und einer Symptompräsentation getestet. 254 Apotheken seien bereits zufällig ausgewählt worden. Die Kammerversammlung diskutierte zum wiederholten Mal, ob anstelle der Studenten besser Apotheker eingesetzt werden sollten, die im Sinne des Pseudo-Customer-Konzeptes direkt nach dem Test eine Rückkopplung bieten. Jaschkowski verwies auf Schwierigkeiten, genügend Fachprüfer zu finden, regte aber an, bei späteren Tests versuchsweise einige Apotheker einzusetzen und die Ergebnisse zu vergleichen.

Der Haushaltsabschluss für 2009 wurde einstimmig verabschiedet. Der Vorstand wurde ebenfalls einstimmig für das Jahr 2009 entlastet.


tmb

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