Arzneimittel und Therapie

Rivaroxaban – als Innovation in der Antikoagulation ausgezeichnet

Mit dem PZ-Innovationspreis wurde in diesem Jahr der erste direkte hoch selektive und oral verfügbare Faktor-Xa-Inhibitor Rivaroxaban ausgezeichnet. Er stellt, so hieß es in der Würdigung der neuen Substanz, einen erheblichen Fortschritt bei der Thromboseprophylaxe dar. Die Hoffnungen richten sich nun auf weitere potenzielle Indikationen bei der Prävention und Therapie arterieller und venöser thromboembolischer Komplikationen.
Den PZ-Innovationspreis für Rivaroxaban nahmen Claudia Geis, Leiterin Geschäftseinheit General Medicine (links), Dr. Eva Mühlhofer, Medizinische Leitung im Bereich Herz/Kreislauf und Hämatologie, (Mitte) beide Bayer Vital GmbH, Leverkusen, aus den Händen von Prof. Dr. Hartmut Morck (rechts), Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung, entgegen.

An venösen Thromboembolien (VTE) versterben jährlich in Europa mehr Menschen als an Brustkrebs, Prostatakrebs, Aids und Verkehrsunfällen zusammen. Schon dies allein verdeutlicht den enormen Bedarf im Hinblick auf verbesserte Möglichkeiten der Prävention und auch der Therapie solcher Komplikationen.

Mit dem direkten hoch selektiven Faktor Xa-Inhibitor Rivaroxaban ist vor Kurzem eine Therapieoption verfügbar geworden, die zumindest bei der Thromboseprophylaxe bei Knie- und Hüftgelenkersatzoperationen das Potenzial besitzt, Patienten, die sich einem solchen Eingriff unterziehen müssen, besser als die bisherige Standardprophylaxe mit dem niedermolekularen Heparin Enoxaparin vor venösen Thromboembolien zu schützen.

Rivaroxaban (Xarelto) ist ein Oxazolidinin-Derivat, das ohne Kofaktoren an einer entscheidenden Stelle in der Gerinnungskaskade ansetzt: Es hemmt die Bildung von Thrombin, greift also ein, ehe Thrombin entsteht und mit einer regelrechten "Thrombinburst" die Blutgerinnung richtiggehend anheizt. Der Wirkstoff weist eine hohe Bioverfügbarkeit auf, eine Cmax von zwei bis vier Stunden und eine Halbwertszeit von sieben bis elf Stunden. Er wird oral eingenommen und das in einer festen Dosierung von 10 mg einmal täglich.

Rivaroxaban wird derzeit in einem umfassenden klinischen Studienprogramm geprüft, an dem insgesamt mehr als 65.000 Patienten teilnehmen. Damit ist die Substanz der weltweit zurzeit am intensivsten erforschte orale direkte Faktor-Xa-Hemmer. Untersucht wird das innovative Antikoagulans, das bereits zur VTE-Prävention nach Hüft- und Kniegelenkersatzoperation zugelassen ist, derzeit in vier weiteren Indikationen: Im Rahmen des Einstein-Programms wird Rivaroxaban bei der Therapie und Sekundärprävention venöser Thromboembolien untersucht und im Rocket-AF-Programm bei der Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern. In beiden Indikationen wird das Einreichen des Zulassungsantrags für 2010 erwartet. Für das Jahr 2011 steht nach derzeitiger Planung der Abschluss des Magellon-Programms an, das den Wirkstoff bei der VTE-Prophylaxe bei Patienten mit internistischer Erkrankung prüft und für 2012 der Zulassungsantrag zur Sekundärprävention nach akutem Koronarsyndrom, wenn sich das Atlas-Prüfprogramm in dieser Indikation ebenfalls als erfolgreich erweist.


Quelle: Prof. Dr. Rüdiger Krauspe, Düsseldorf, Dr. Eva Mühlbauer, Bayer Vital GmbH Leverkusen, Verleihung des PZ-Innovationspreises am Rande des Deutschen Apothekertages/Expopharm, Düsseldorf, 26. September 2009.

Christine Vetter, freie Medizinjournalistin

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