Arzneimittel und Therapie

Aromatisierte Trinktablette erleichtert Einnahme

Artemether-Lumefantrin in einer löslichen, aromatisierten Arzneiform ist bei einer unkomplizierten Malaria gleich effektiv wie die herkömmliche Tablette. Da die Trinktablette von Kindern eher akzeptiert wird, könnten so der Therapieerfolg und letztendlich das Überleben verbessert werden, so die Schlussfolgerung der Studieninitiatoren.
Kleinere Kinder sind in afrikanischen Gebieten mit endemischer Malaria besonders gefährdet: Die bisherige Darreichungsform des Standardmedikaments muss vor Verabreichung an kleine Kinder zerstoßen werden. Dadurch schmeckt sie sehr bitter und wird oft nicht akzeptiert. Gesüßtes dispersibles Artemether-Lumefantrin in der neuen Tablettenform könnte die Einhaltung der medikamentösen Therapie und damit auch die Überlebensrate der Kinder verbessern.
Foto: DAZ Archiv

Artemether-Lumefantrin ist ein fixes Kombinationspräparat, das bei Kindern und Erwachsenen zur Therapie einer unkomplizierten durch Plasmodium falciparum verursachten Malariainfektion eingesetzt wird. Die Behandlung besteht aus sechs Einzeldosen, die über drei Tage hinweg eingenommen werden müssen. Allerdings können viele kleine Kinder die Tablette nicht ganz schlucken, so dass sie zerteilt werden muss. Dabei können Teile verloren gehen und die in Wasser gelöste Tablette schmeckt bitter, was wiederum von vielen Kindern nicht toleriert wird und Erbrechen auslösen kann. Um die Akzeptanz der Tabletteneinnahme zu erhöhen, wurde eine Trinktablette entwickelt (noch nicht im Handel). Sie enthält pro Dosis dieselbe Menge an Wirkstoffen (Artemether 20 mg, Lumefantrin 120 mg) wie die herkömmliche Tablette und besitzt einen Kirschgeschmack. In einer im Süden Afrikas durchgeführten Studie wurde untersucht, ob mit beiden Arzneiformen gleichwertige Ergebnisse erzielt werden können.

Dualpricing: Riamet® und Coartem®

Zur Behandlung von Infektionen mit Plasmodium falciparum empfiehlt die WHO derzeit Kombinationspräparate mit Artemisinin und etwa 50 Länder haben artemisininhaltige Kombinationen zur Behandlung der ersten oder zweiten Wahl erklärt. Zurzeit verwendet man die halbsynthetischen Derivate Artesunat, Artemether, Arteether und den Metaboliten Dihydroartemisinin. Die Kombination Artemether-Lumefantrin ist in der Schweiz seit 1999 zugelassen und wird nach dem Grundsatz des "dualpricing" vermarktet: Riamet® ist in entwickelten Ländern ohne endemische Malaria registriert, das identische Präparat wird in Ländern mit Malaria zu einem wesentlich niedrigeren Preis unter dem Namen Coartem® vertrieben. Im Mai 2001 verpflichtete sich Novartis gegenüber der WHO, Coartem® über eine Zehnjahresperiode zu Selbstkostenpreisen an öffentliche Einrichtungen und Nicht-Profit-Organisationen in Entwicklungsländern zu liefern.

[Quelle: Genton B., et al.: Neue Wege in der Malariabehandlung. Schweiz Med Forum 7, 386-392 (2007)].

Studie im subsaharischen Afrika

An der randomisierten Studie nahmen 899 Kinder aus Kenia, Benin, Mali, Mosambik und Tansania teil, die an einer unkomplizierten, durch Plasmodium falciparum hervorgerufenen Malaria litten. Sie wurden zwei Behandlungsgruppen zugeordnet und erhielten gewichtsadaptiert Artemether-Lumefantrin entweder in Form einer herkömmlichen Tablette oder als lösliche Trinktablette, die mit einem Kirscharoma versetzt war. Der primäre Studienendpunkt war die nach 28 Tagen durch PCR-Analyse bestätigte Heilungsrate, sekundäre Studienendpunkte untersuchten unter anderem Sicherheit und Verträglichkeit der Therapie.

Mehr als 85% der Kinder jeder Behandlungsgruppe beendeten die Studie und in einer Intention-to-treat-Analyse konnten die Daten von über 800 Kindern ausgewertet werden. Der Behandlungserfolg nach 28 Tagen betrug bei den Kindern, die eine Trinktablette erhalten hatten, 97,8% und bei den Kindern, die eine herkömmliche Tablette erhalten hatten, 98,5%. Die häufigste unerwünschte Wirkung war Erbrechen, das bei 7% nach der Einnahme der Trinktablette und bei 9% nach der Einnahme der herkömmlichen Tablette auftrat. Es wurden keine Hinweise auf eine Herzschädigung oder Ototoxizität beobachtet.

Ein Kommentator wertet das Ergebnis der Studie positiv und hofft, dass mithilfe löslicher Tabletten und einer damit verbundenen höheren Akzeptanz der Therapieerfolg bei der Bekämpfung der Malaria noch verbessert werden könnte.

 

Quelle

Abdulla S., et al.: Efficacy and safety of artemether-lumefantrine dispersible tablets compared with crushed commercial tablets in african infants and children with uncomplicated malaria: a randomised, single-blind, multicentre trial. Lancet 372, 1819-1827 (2008).
Teklehaimanot A., et al.: Alternative form of artemether-lumefantrine for infants. Lancet 372, 1786-1787 (2008).


 

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

 

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