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DPhG – Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis
DAZ: Herr Professor Schubert-Zsilavecz, Sie wurden für die Zeit von 2008 bis 2011 zum Präsidenten der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft gewählt. Herzlichen Glückwunsch! Was wird Ihre erste "Amtshandlung" sein, was haben Sie sich als erstes vorgenommen?
Schubert-Zsilavecz: Im Sinne der Kontinuität geht es darum, die gute Arbeit der letzten Jahre konsequent fortzusetzen bzw. auszubauen. Darüber hinaus ist es mir ein Anliegen, möglichst schnell eine Arbeitsgruppe zu installieren, die sich wissenschaftlich mit dem Thema Arzneimittelfälschungen auseinandersetzt. Ich begrüße es ausdrücklich, dass sich meine Vorgängerin, Frau Professor Holzgrabe, bereit erklärt hat, den Vorsitz dieser Arbeitsgruppe zu übernehmen. Ferner werde ich zeitnah eine hochkarätig besetzte Kommission einberufen, die ohne Zeitdruck ein visionäres Positionspapier zur Neugestaltung und Zukunftssicherung des Pharmaziestudiums entwickeln wird. Dabei geht es nicht darum, Bewährtes leichtfertig über Bord zu werfen, vielmehr soll aufgezeigt werden, wie sich die Pharmazie in einem kompetitiven universitären Umfeld in Zukunft behaupten kann.
DAZ: Was sind Ihre langfristigen Ziele für die DPhG? Was haben Sie sich vorgenommen?
Schubert-Zsilavecz: Das wichtigste langfristige Ziel ist es, die Mitgliederzahl der DPhG in den nächsten vier Jahren auf über 10.000 zu erhöhen. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Ziel mit attraktiven Jahrestagungen, unabhängigen und aktuellen Statements sowie mit unserer attraktiven Mitgliederzeitung erreichen können. Ein solches Wachstum ist für die Lebensfähigkeit und das politische Gewicht unserer Gesellschaft von enormer Bedeutung. Ein besonderes Anliegen ist auch die Etablierung einer internationalen Ausgabe der "Pharmazie in unserer Zeit", die in englischer Sprache in ausschließlich elektronischer Form erscheinen soll.
DAZ: Noch vor wenigen Jahren sah sich die DPhG mit dem Vorwurf einiger konfrontiert, nur für den Elfenbeinturm der Wissenschaft zuständig zu sein. Offizinapotheker fühlten sich mitunter ein wenig vernachlässigt. Wie sehen Sie diese Vorwürfe?
Schubert-Zsilavecz: Ich weiß, dass diese Vorwürfe in der Vergangenheit – aus meiner Sicht auch zu Recht – öfter erhoben wurden. Mittlerweile hat sich die Situation aber paradigmatisch geändert. Sehen Sie sich nur unsere Mitgliederzeitung "Pharmazie in unserer Zeit" an, insbesondere das erste Heft des Jahres 2008, das sich mit dem Thema "Impfungen" auseinandersetzt. Besser kann man Wissenschaft und Praxis nicht vereinen! Das wird uns auch von vielen Kolleginnen und Kollegen regelmäßig bestätigt. Ein anderes Beispiel sind die vielen regionalen Vortragsveranstaltungen der DPhG. Das sind keine praxisfernen Vorträge über seltene Heterocyclen, vielmehr decken sie viele interdisziplinäre Aspekte rund um das Arzneimittel bzw. die Pharmakotherapie ab.
DAZ: Ketzerisch gefragt: Ist eine Gesellschaft wie die DPhG heute noch zeitgemäß?
Schubert-Zsilavecz: Die Antwort lautet ganz klar ja! Eine interdisziplinäre Wissenschaft, die an einer Hochschule gelehrt wird, braucht eine Gesellschaft wie die DPhG, die die Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis baut. Ich meine, dass hier in der Vergangenheit ganz viel geleistet wurde, was auch der Grund für die positive Mitgliederentwicklung ist. Das bedeutet aber nicht, dass sich die DPhG in Selbstzufriedenheit zurücklehnen darf. Vielmehr geht es insbesondere an den Hochschulen darum, den Studierenden klar zu machen, dass die DPhG jene Gesellschaft ist, die sich um alle Belange der wissenschaftlichen Pharmazie kümmert, vor allem auch um die Nachwuchsförderung.
DAZ: Sollte die DPhG politischer werden?
Schubert-Zsilavecz: Muss sie nicht, da sie auch schon in der Vergangenheit zu wichtigen Themen politisch Stellung bezogen hat. Als Beispiel möchte ich hier die Stellungnahme der DPhG zum Gendiagnostikgesetz anführen. Die DPhG wird sich auch in Zukunft immer dann, wenn es geboten erscheint, hörbar zu Wort melden.
DAZ: Ich denke, man liegt nicht falsch, wenn man prognostiziert, dass die Zeiten für die Apotheke härter werden. Apothekenketten, Pillendiscounter sind die Schlagworte. Wo könnte die DPhG da in Zukunft ihren Platz haben?
Schubert-Zsilavecz: In Zeiten, in denen die Bewertung von und der Umgang mit Arzneimitteln nahezu ausschließlich unter pekuniären Gesichtspunkten erfolgt, hat die DPhG aus wissenschaftlicher Sicht die Verantwortung, der Bagatellisierung und Banalisierung bei der Abgabe und der Anwendung von Arzneimitteln entgegenzuwirken. Es ist schlichtweg ein Irrwitz, dass Arzneimittel unter höchsten Qualitätskriterien hergestellt werden müssen, auf der anderen Seite aber der Arzneimittelmarkt in Deutschland dahingehend dereguliert werden soll, dass bald an jeder deutschen Frittenbude Arzneimittel abgegeben werden dürfen. Eine solche Entwicklung kann in niemandes Interesse liegen, da dies die Arzneimittelsicherheit in höchstem Maße gefährdet!
DAZ: Sehen Sie Konflikte mit Ihren weiteren Tätigkeiten als Hochschullehrer und als Leiter des ZL?
Schubert-Zsilavecz: Nein, diesen Konflikt sehe ich nicht, zumal ich ja schon seit acht Jahren dem Vorstand der DPhG angehöre bzw. seit fünf Jahren wissenschaftlicher Leiter des ZL bin.
DAZ: Herr Schubert-Zsilavecz, wir wünschen Ihnen für Ihre "Amtszeit" als DPhG-Präsident viel Erfolg und Durchsetzungskraft, um Ihre Ziele zu erreichen. Vielen Dank für das Gespräch.
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