Ein Muss für Apotheke und Arztpraxis

Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Mikronährstoffen haben in der Vergangenheit in der pharmazeutischen und medizinischen Praxis nur einen sehr kleinen Raum eingenommen. Im Hinblick auf eine immer umfangreichere Arzneimitteltherapie mit einer stetig wachsenden Anzahl von Arzneistoffen haben derartige Interak-tionen jedoch eine sehr große Bedeutung. Wie lang die Reihe der Wechselwirkungen von Arzneimitteln mit Vitaminen und anderen Mikronährstoffen tatsächlich ist, das wird kompakt und sehr praxisnah im gerade erschienenen Buch des bekannten Apothekersen und Mikronährstoffexperten Uwe Gröber vorgestellt.

Der erste Teil des Buches führt den Leser in den Kapiteln 1 und 2 nach einer kurzen Einleitung in die Grundlagen und Ursachen der Entstehung von Wechselwirkungen zwischen unserer Nahrung und Arzneimitteln ein, was wesentlich zum Verständnis der Materie beiträgt.

In Kapitel 3 erläutert der Autor die Grundprinzipien für Interaktionen zwischen Arzneimitteln und Mikronährstoffen. Dabei werden pharmakodynamische und pharmakokinetische Interaktionsmechanismen durch zahlreiche Beispiele und entsprechende Abbildungen sehr anschaulich dargestellt, wie z. B. Antikoagulanzien und Vitamin K, Trimethoprim und Folsäure, L-Dopa und Vitamin B₆ , Ulkustherapeutika und Vitamin B₁₂ , Antiepileptika und Vitamin D.

Kapitel 4 benennt Risikogruppen für arzneimittelbedingte Mikronährstoffmängel: Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere, chronisch Kranke und ältere Menschen. Wichtige Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Mikronährstoffen werden hier übersichtlich in Tabellen zusammengefasst.

Kapitel 5, der Hauptteil des Buches, beschreibt nun die Interaktionen zwischen bestimmten Arzneistoffen und Mikronährstoffen, die sehr übersichtlich nach Indikationsgruppen in Kapiteln zusammengefasst, nummeriert und alphabetisch geordnet sind: von Alkohol und Analgetika über Corticoide, Kardiaka, Psychopharmaka bis zu Zytostatika. Alles ist wohl strukturiert, jede Interaktion geordnet nach "Mechanismus", "Folgen" und "Hinweisen" auf weitere Interaktionen, konkrete Empfehlungen für den Ausgleich des entstandenen Mangels und – sehr wichtig – auf zu untersuchende Laborparameter. Am Ende eines jeden Kapitels findet man die entsprechenden Litera-turangaben.

Beeindruckend ist das Kapitel über Zytostatika. Nach einer Einleitung über die Zielsetzung supportiver Maßnahmen in der Onkologie und die Problematik der Verträglichkeit Tumor-destruktiver Therapien werden verschiedene Zytostatikagruppen aufgeführt, die ein hohes Interaktionspotenzial mit dem Mikronährstoffhaushalt besitzen. Besonders bemerkenswert an diesem Kapitel sind die übersichtlichen Tabellen zu Wirkmechanismen der diversen Zytostatika. Sehr informative Schaubilder wie z. B. die Anthrazyklin-induzierte Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies geben dem Leser eine klare, bildliche Vorstellung der beschriebenen molekularen Mechanismen. Äußerst aufschlussreich sind auch die Abschnitte über Antioxidanzien und Chemotherapie, in denen auf die immunmodulierende und apoptoseinduzierende Wirkung der Antioxidanzien hingewiesen wird. Aktuelle Studiendaten und eigene praktische Erfahrungen des Autors bestätigen die Rolle der Antioxidanzien bei der Regulierung der Zellproliferation und ihre potenziell positiven Auswirkungen auf die Effektivität Tumor-destruktiver Maßnahmen.

Den Abschluss des Buches bildet eine sehr übersichtliche und praktikable Tabelle, in der alle vorher beschriebenen Arzneistoffe und ihre Wechselwirkungen entsprechend der Reihenfolge im Buch aufgeführt sind.

Resumee: das Buch ist sehr gut strukturiert, verständlich geschrieben und bietet eine Fülle an neuen Erkenntnissen und wertvollen Informationen, die direkt in die Praxis umsetzbar sind!

Ein Standardwerk, das in jeder Apotheke und Arztpraxis neben "Mutschler" (Arzneimittelwirkungen) und "Ammon" (Arzneimittelneben- und wechselwirkungen) stehen sollte!