Arzneimittel und Therapie

Herzschutzdiät: Gesättigte Fette durch ungesättigte oder durch Eiweiß ersetz

Die verringerte Aufnahme gesättigter Fette reduziert das kardiovaskuläre Risiko. Bislang war unklar, welcher Nährstoff stattdessen vermehrt zugeführt werden sollte. In der OmniHeart-Studie testeten Probanden mit leichter Hypertonie oder Prähypertonie drei Diäten. Stärker als eine Kohlenhydrat-betonte Ernährung senkten die Ernährungsformen mit viel Eiweiß oder ungesättigtem Fett den Blutdruck und verbesserten das Lipidprofil und das kardiovaskuläre Risiko.

Die reduzierte Zufuhr gesättigter Fette senkt das kardiovaskuläre Risiko. Unklar ist, welcher Nährstoff das gesättigte Fett ersetzen soll: Kohlenhydrate, Eiweiße oder ungesättigte Fette. In den USA wird die Kohlenhydrat-betonte DASH-Diät empfohlen (Dietary approaches to stop hypertension). Diese Ernährung ist reich an Obst, Gemüse und Milchprodukten mit reduziertem Fettgehalt und arm an gesättigtem Fett, Gesamtfett und Cholesterin. Die DASH-Diät senkt Blutdruck und LDL-Cholesterin, aber auch das günstige HDL-Cholesterin und hat keinen Einfluss auf die Triglyzeride.

Drei Diäten im Vergleich

In der OmniHeart-Studie (Optimal macronutrient intake trial to prevent heart disease) wurde die Wirkung dreier Diäten auf Blutdruck und Serumlipide untersucht:

  • eine Kohlenhydrat-betonte Diät ähnlich DASH;
  • eine Eiweiß-betonte Diät; etwa die Hälfte der Proteine war pflanzlichen Ursprungs;
  • eine Diät reich an ungesättigten – vor allem einfach ungesättigten – Fettsäuren.

Alle drei Diäten enthielten einen reduzierten Gehalt an gesättigtem Fett, Cholesterin und Natrium. Sie bestanden aus viel Obst, Gemüse und Fisch und waren reich an Kalium.

Die Ernährungsstudie wurde von zwei Kliniken in den USA durchgeführt. Randomisiert erhielten die Teilnehmer in unterschiedlicher Reihenfolge alle drei Diäten je sechs Wochen lang, getrennt durch zwei- bis vierwöchige Wash-out-Phasen, in denen sie sich normal ernährten.

Prähypertonie oder leichte Hypertonie

Teilnehmer waren 164 ansonsten gesunde Erwachsene ab 30 Jahre mit einer Prähypertonie (Blutdruck systolisch 120 bis 139 mmHg oder diastolisch 80 bis 89 mmHg) oder einer Hypertonie im Stadium 1 (Blutdruck systolisch 140 bis 159 mmHg oder diastolisch 90 bis 99 mmHg). Sie nahmen keine Blutdruck- oder Lipidsenker ein.

Studie mit Vollverpflegung

55% der Teilnehmer waren Afroamerikaner. Frauen waren mit 45% in der Minderheit. Der durchschnittliche Körpermasse-Index betrug 30; fast 80% der Teilnehmer waren übergewichtig oder adipös. Während der Diätphasen wurden die Teilnehmer vollständig verpflegt. Für den Einzelnen war der Kaloriengehalt aller drei Diäten gleich und so berechnet, dass das Körpergewicht konstant blieb.

In der Kohlenhydrat-betonten Diät entfielen 58% der Kalorien auf Kohlenhydrate, 15% auf Eiweiße und 21% auf ungesättigte Fettsäuren. Die beiden anderen Diäten senkten den Kohlenhydrat-Anteil um 10%. Die Eiweiß-betonte Diät erhöhte dafür den Eiweiß-Anteil um 10% der Kalorien, die Fett-betonte Diät den Anteil ungesättigter Fettsäuren um 10%.

Die zusätzlichen Eiweiße stammten zu zwei Dritteln aus Pflanzenprodukten, wie Hülsenfrüchten, Getreiden, Nüssen und Samen. Das restliche Drittel bestand vor allem aus Geflügel und Milchprodukten. Die Diät mit Betonung auf ungesättigten Fetten war reich an einfach ungesättigten Fetten. Hier wurden unter anderem Oliven-, Canola- und Distelöl sowie Nüsse und Samen verwendet. Die Teilnehmer sollten sich während der Studie ähnlich stark körperlich betätigen wie zuvor. Täglich sollten nicht mehr als drei Coffein-haltige und zwei alkoholische Getränke verzehrt werden.

Blutdruck, Gesamtcholesterin, Triglyceride und HDL-Cholesterin wurden gemessen, LDL-Cholesterin wurde errechnet und das durchschnittliche Zehn-Jahres-Risiko für eine koronare Herzkrankheit anhand der Framingham- und der Procam-Formel ermittelt.

Alle Diäten gut, zwei davon besser

164 Teilnehmer beendeten zwei, 159 alle drei Diätphasen. Die Compliance war hoch. Gegenüber den Ausgangswerten sanken systolischer und diastolischer Blutdruck, LDL-Cholesterin, Gesamt- und HDL-Cholesterin. Protein- und Fett-betonte Diät erzielten noch stärkere Verbesserungen als die Kohlenhydrat-betonte Diät:

  • Der Blutdruck sank in der Kohlenhydrat-betonten Diät um 8,2/4,1 mmHg, in der Eiweiß-betonten um 9,5/5,2 mmHg und in der Fett-betonten um 9,3/4,8 mmHg. Die beiden neuen Diäten reduzierten den Blutdruck also stärker als die an DASH angelehnte Diät.
  • LDL-Cholesterin sank mit der Eiweiß-betonten Diät signifikant stärker als mit der Kohlenhydrat-betonten: um 14,2 mg/dl gegenüber 11,6 mg/dl. Der Unterschied zwischen Fett-betonter (– 13,1 mg/dl) und Kohlenhydrat-betonter Diät war nicht signifikant.
  • Gesamtcholesterin sank mit der Kohlenhydrat-betonten Diät um 12,4 mg/dl, mit der Protein-betonten um 19,9 mg/dl und mit der Fett-betonten um 15,4 mg/dl.
  • HDL-Cholesterin sank mit der Kohlenhydrat-betonten Kost um 1,4 mg/dl und mit Protein-betonter um 2,6 mg/dl. Mit der Fett-betonten Kost blieb HDL-Cholesterin fast konstant (– 0,3 mg/dl).

Die Triglyceride blieben mit der Kohlenhydrat-betonten Kost stabil (+ 0,1 mg/dl), während sie besonders mit der Protein-betonten (– 16,4 mg/dl) und weniger mit der Fett-betonten Diät (– 9,3 mg/dl) abnahmen.

Neue Diäten verringern Koronarrisiko stärker

Das geschätzte Zehn-Jahres-Risiko für eine koronare Herzkrankheit wurde durch alle drei Diäten verringert – nach der Framingham-Formel um 16 bis 21% und nach der Procam-Formel (diese schließt die Triglyceride als unabhängigen Risikofaktor ein) um 20 bis 31%. Eiweiß- und Fett-betonte Diäten senkten das Koronarrisiko noch stärker als die Kohlenhydrat-betonte Diät: um 21,0% und 19,6% gegenüber 16,1% nach Framingham und um 30,7% und 29,4% gegenüber 20,0% nach Procam.

Eiweißreiche Kost bläht

Bei den "Nebenwirkungen" schnitt die ansonsten sehr erfolgreiche Protein-betonte Kost ungünstig ab: Über Appetitmangel klagten 10% der Teilnehmer in der Protein-betonten Phase, 4% in der Kohlenhydrat-betonten und 3% in der Fett-betonten. Aufgeblähtsein oder Völlegefühl quälte 12% gegenüber 6% in den übrigen Phasen.

Eiweiß oder ungesättigte Fette bevorzugen

Die OmniHeart-Studie zeigt, dass Diäten, in denen gesättigte Fette durch Kohlenhydrate, Proteine oder ungesättigte Fette ersetzt sind, Blutdruck und LDL-Cholesterin gegenüber den Ausgangswerten senken. Kostformen mit viel Eiweiß oder ungesättigtem Fett erzielten bessere Effekte als die an die DASH-Diät angelehnte Kohlenhydratreiche Kost.

Procam-Score Der Procam-Schnelltest wurde aus den Daten der Prospektiven Cardiovaskulären Münster-Studie abgeleitet, in der etwa 5000 Männer im Alter von 40 bis 65 über acht Jahre beobachtet wurden. Der Procam-Score, der daraus ermittelt wurde, berücksichtigt neun Faktoren: Alter, Blutdruck, Gesamt- oder LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyceride, Rauchen, Diabetes, bereits bestehende Angina pectoris und Infarkte bei engen Verwandten. Die PROCAM-Formel hat in den letzten Jahren gezeigt, dass sie vor allem für europäische Populationen recht präzise Vorhersagen liefert. Ein Nachteil der Procam-Formel ist, dass sie bislang nur für Männer im Alter zwischen 40 und 75 verlässliche Prognosen berechnen kann. Der Procam-Schnelltest erfasst Personen, deren Risiko für einen Herzinfarkt 10% in zehn Jahren überschreitet. Er kann im Internet unter www.assmann-stiftung.de durchgeführt werden.

Framingham-Formel Um das Gesamtrisiko eines Patienten kalkulieren zu können und um abzuschätzen, wie sich Risikofaktoren gegenseitig verstärken oder abschwächen, wurden große Bevölkerungsstudien durchgeführt. So wurden seit Ende der 40er Jahre über zehntausend Einwohner der Stadt Framingham bei Boston regelmäßig untersucht: Sie wurden gewogen, ihr Blutdruck und die Cholesterinwerte wurden bestimmt, sie haben angegeben, was sie essen und wie oft sie sich bewegen, ob sie viel rauchen und genug schlafen. Das, was von den US-Forschern in einem halben Jahrhundert in der Framingham-Herzstudie aufgezeichnet wurde, ist die Basis für eine Formel für den Herzinfarkt: Es wurde die Funktion extrahiert, wie die Anfälligkeit für Herzkrankheiten von einer Liste von Faktoren abhängt. Ärzte sollen damit die Patienten identifizieren können, denen in den nächsten zehn Jahren eine Herzattacke oder ein Schlaganfall droht. Ein Vorteil dieser Formel ist, dass sie Prognosen für Männer und für Frauen erlaubt. Allerdings ist die Framingham-Formel nicht ohne weiteres auf jede europäische Population übertragbar, weil sie das Risiko eher überschätzt.

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