Arzneimittel und Therapie

Zulassung in den USA erweitert

Die Zulassung für Atorvastatin wurde von der US-Arzneimittelbehörde stark erweitert. Einerseits dient sie nun zur Primärprävention von Schlaganfällen bei Nichtdiabetikern mit mehreren kardiovaskulären Risikofaktoren, andererseits können Typ-2-Diabetiker mit kardiovaskulären Risikofaktoren die Substanz zur Primärprävention von Schlaganfällen und Herzinfarkten einnehmen.

Diese beiden Indikationserweiterungen beruhen auf den Ergebnissen zweier Studien. In der ersten Studie CARDS (Collaborative Atorvastatin Diabetes Study) wurden 2838 Typ-2-Diabetiker mit mindestens einem kardiovaskulären Risikofaktor (Hypertonie, Retinopathie, Albuminurie oder Rauchen) aufgenommen, die aber noch keine manifeste Erkrankung der großen Gefäße hatten. Zur Primärprävention erhielten sie doppelblind 10 mg Atorvastatin oder Placebo. Die Blutfettwerte der Studienteilnehmer waren nur leicht erhöht; sie betrugen 207 mg/dl für das mittlere Gesamt-Cholesterin und 119 mg/dl für das LDL-Cholesterin. Die CARDS-Studie musste nach etwas weniger als vier Jahre vorzeitig beendet werden – in der Verum-Gruppe erwickelte sich ein hochsignifikanter Vorteil. Die bis zu diesem Zeitpunkt erarbeiteten Ergebnisse deuteten eine absolute Risikoreduktion von 3,7% an. Die Inzidenz schwerer kardiovaskulärer Ereignisse war mit Atorvastatin im Vergleich zu Placebo um 37% niedriger, die Häufigkeit der Schlaganfälle sogar um 48% geringer. Deutlich, aber nicht signifikant, reduzierte sich die Gesamtmortalität mit einer relativen Risikoreduktion von 27%.

Unabhängig von den Parametern Lipid-Ausgangswert, Alter und Geschlecht erbrachte die Atorvastatin-Einnahme einen Nutzen. 80% der Teilnehmer erreichten einen LDL-Wert von 100 mg/dl. Nebenwirkungen auf Muskel oder Leber wurden nicht verzeichnet.

Studie wegen signifikanter Effekt beendet

Die zweite neue Zulassung beruht auf dem The Anglo Scandinavian Cardiac Outcomes Trial: Lipid-Lowering Arm (ASCOT-LLA). ASCOT ist eigentlich eine große Hypertoniestudie, die eine Studie zur Lipidsenkung einschließt. Während die Daten zur Hypertoniebehandlung 2005 ausgewertet werden, lagen auf Grund des vorzeitigen Abbruchs der Lipid-Studie die Ergebnisse schon im Jahr 2003 vor.

Primäres Ziel war es, bei gut eingestellten Hypertonikern die Wirkung von 10 mg Atorvastatin auf das Auftreten von tödlichem und nicht tödlichen, einschließlich stummen Herzinfarkten zu evaluieren und zwar bei Patienten mit Cholesterinwerten unter 250 mg/dl. Die Studienteilnehmer waren im Durchschnitt 63 Jahre alt, der Frauenanteil gering. Ihr LDL-Cholesterin lag durchschnittlich bei 131 mg/dl. Dies sind Werte, wie sie in der Bevölkerung häufig vorkommen.

Neben erhöhtem Bluthochdruck waren noch mindestens drei weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren (etwa familiäre Belastung, Alter über 55, Rauchen, Diabetes oder Adipositas) für den Einschluss in die Studie gefordert, ausgeschlossen aber war eine KHK in der Anamnese.

Die Hochdruckpatienten wurden randomisiert den beiden Gruppen zur antihypertensiven Therapie zugeteilt. Anhand der Cholesterinwerte wurden die Gruppen für den placebokontrollierten, doppelblinden Lipidarm (Lipid Lowering-Arm/LLA) gebildet. Insgesamt erhielten 5168 Patienten Atorvastatin und 5137 Placebo. Die initialen Blutdruckwerte von 164/95 mmHg konnten durch die parallel durchgeführte antihypertensive Behandlung auf 138/80 mmHg gesenkt werden.

Gleichzeitig wurde über den gesamten Zeitraum Atorvastatin in einer fixen Dosis von 10 mg pro Tag verabreicht. Nach einer durchschnittlichen Beobachtungsdauer von 3,3 Jahren erfolgte auf der Basis einer Zwischenauswertung die Empfehlung des Data Safety Monitoring Boards (DSMB), die Lipidstudie wegen des hoch signifikanten Effekts der Atorvastatin-Therapie auf den primären Endpunkt sowie des signifikanten Effektes auf den sekundären Endpunkt tödlicher und nicht tödlicher Schlaganfall abzubrechen.

Mit nur 10 mg Atorvastatin konnte eine deutliche Senkung sowohl des Gesamtcholesterins – von 213 mg/dl auf 163 mg/dl – wie des LDL-Cholesterins um 33% erzielt werden.

 

Dr. med. Ingo Blank, Arzt und Journalist,

www.ingoblank.de

Kurzcharakteristik von Atorvastatin

Mit Atorvastatin (Sortis®) steht nach Lovastatin, Simvastatin, Pravastatin und Fluvastatin der fünfte HMG-CoA-Reduktase-Hemmer (CSE-Hemmer) zur Verfügung. Atorvastatin enthält wie die anderen Statine eine b-Hydroxycarbonsäure als Wirkprinzip und ist wie Pravastatin kein Prodrug, sondern liegt bereits in der aktiven Form vor. Im Vergleich zu den bisher verfügbaren Statinen soll Atorvastatin in Dosierungen zwischen 10 und 80 mg den LDL-Cholesterin-Spiegel um 25 bis 61% senken und damit stärker wirksam sein als die bisherigen CSE-Hemmer.

Außerdem wurden unter der Therapie mit Atorvastatin in Dosierungen von 20 oder 80 mg eine Senkung der Triglyceridkonzentration zwischen 32 und 46% beobachtet, was deutlich stärker ist als bei den anderen CSE-Hemmern, die den Triglyceridspiegel nur um 10 bis 20% senken. Bezüglich der Nebenwirkungen ist Atorvastatin vergleichbar mit den anderen Substanzen. Atorvastatin wird nach peroraler Applikation rasch resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt 12%.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.