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Apotheker empfehlen sich als Anlaufstelle für Ernährungsberatung
"Mit der Beteiligung an der Aktion wollen wir Apotheker einen weiteren Schritt hin zu qualitativ hochwertiger Beratung gehen", sagte die nordrheinische Kammerpräsidentin Anneliese Menge am 14. Januar vor Journalisten in Düsseldorf. Nach ihren Worten ist das Projekt professionell und langfristig angelegt, also über die zunächst anvisierte Dauer von sechs Monaten hinaus.
Einstieg in bezahlte Beratung
Ziel ist, in Apotheken als Anlaufstelle für alle Fragen zur Gesundheit auch die Ernährungsberatung abzudecken. Für Apotheker Hans Gerlach, Aktionsinitiator in Bayern, ist dies der Einstieg in kostenpflichtige Angebote der Apotheker in diesem Bereich. Der Patient müsse eine kleine Gebühr bezahlen, da nur so seine Wertschätzung des Abnehmprogramms steige.
Nach Angaben der Kammer Nordrhein sind nur Apothekerinnen und Apotheker mit der Weiterbildung als Ernährungsberater zur Aktion zugelassen. Menge appellierte an die Kollegen, sich zu beteiligen, sie schätzt, dass Patienten ein solches Engagement dort, wo Apotheken es noch nicht anbieten, einfordern werden.
Ursprung in Bayern
"Leichter leben in Deutschland" ist die Weiterentwicklung der Aktion "Bayern light" mit zuletzt 46.000 Teilnehmern und 220 Apotheken im Jahr 2004. Apotheker Hans Gerlach aus Straubing, der mit der ursprünglichen Initiative "Straubing fastet" 2000 und 2001 erfolgreich startete, hebt die Besonderheit hervor, dass die empfohlenen Maßnahmen in den Alltag der Menschen integriert werden können. Die Apotheken bildeten ein Netzwerk vor Ort mit dem Facheinzelhandel wie Bäckern oder Metzgern, sowie Sportvereinen oder Fitnessstudios.
Die abnehmwilligen Bürger erhalten für 15 Euro ein Gutscheinheft für die Startmessung von Körpergröße, Gewicht und Körperfett (Berechnung des Body-Mass-Index), Blutzuckermessungen, Abnehm-Seminare und eine Schnupper-Bewegungsstunde.
Hilfe für Apotheken
Die teilnehmenden Apotheken erhalten Unterstützung bei den Seminaren, so sind die Vorträge zum Teil mit den Fachgesellschaften abgestimmt. Darüber hinaus werden Tipps gegeben, wie geeignete Fitnessstudios oder Vereine gefunden werden, so Apotheker Gerlach. Konkret wurden Walking- oder Nordic-Walking-Gruppen empfohlen.
Seinen Worten zufolge werden in einem 4-Stufen-Programm "low fat" mit "low carb" angeboten, was der Verbraucher – im Gegensatz zu strikten, einseitigen Diäten wie der Atkins-Diät – auch akzeptiere. Empfohlen wird darüber hinaus ein eingeschränkter Zuckerkonsum sowie die Vermeidung größerer Mengen an Nahrungsmitteln mit einem hohen glykämischen Index (siehe nachstehenden Bericht). Basis sind Empfehlungen der US-amerikanischen Harvard-Medical-School.
Gruppendynamik
Gerlach setzt zudem auf die Motivierung der Teilnehmer untereinander. So sei ein Wettbewerb zwischen Betrieben oder Gemeinden geplant, zum Beispiel zwischen der Flughafenbelegschaft MUC Airport gegen Fraport Frankfurt, oder auch auf Bundesebene zwischen den Ländern nach dem Motto: "Wer nimmt mehr ab, der Bayer in Lederhose oder ein Teilnehmer in Nordrhein oder Hessen?"
Evaluierung
Um die Ergebnisse statistisch abzusichern, werde die Abteilung Qualitätsmanagement der Universität der Bundeswehr in München unter der Leitung von Professor Dieter Hackfort die Ergebnisse langfristig evaluieren. In Bayern ist Gerlach zufolge darüber hinaus ein spezielles Familienprogramm geplant, das neben speziellen Rezepten die Vorbildfunktion der Eltern für das Essverhalten ihrer Kinder hervorhebt. Auch in Nordrhein laufen solche Überlegungen, so Kammerpräsidentin Menge.
Studie in Nordrhein
Die Besonderheit in Nordrhein ist die Begleitung der Aktion durch eine wissenschaftliche Studie des Herzzentrums der Universität zu Köln. Dort können sich Teilnehmer der Aktion zu Beginn und am Ende der Aktion einem Herz-Kreislauf-Check unterziehen. Als Indikator für Arteriosklerose wird die Endothelfunktion, konkret die Dicke der Gefäßwand sowie deren Reagibilität, gemessen. In diesem Zusammenhang soll festgestellt werden, welche Menschen besonders von der speziellen Diät profitierten und wer zusätzlich eine medikamentöse Therapie zum Beispiel mit Orlistat benötige, erläuterte Privatdozent Dr. Markus Flesch vom Herzzentrum. Für die Wissenschaftler sei das Erreichen einer großen Personengruppe durch diese Apothekeninitiative vorteilhaft.
Infos
Weitere Informationen zu "Leichter leben in Deutschland" sowie eine Liste der teilnehmenden Apotheken finden Sie im Internet unter www.llid.de
Schirmherren
Die Apotheker haben sich prominente Schirmherren zur Unterstützung ihrer Aktion "Leichter leben in Deutschland", für die bundesweit der Startschuss am 17. Januar fiel, geholt.
In Nordrhein ist Landessozialministerin Birgit Fischer Schirmherrin, in Baden-Württemberg ist es ihre Landeskollegin Tanja Gönner. Dort sind auch sehr viele Bürgermeister vor Ort mit dabei sowie Prominente wie zum Beispiel Winfried Schäfer, Ex-Trainer des Bundesligisten KSC Karlsruhe.
Bayern hatte bereits am 11. Januar unter Beteiligung von Gesundheitsminister Werner Schnappauf den Startschuss gegeben (AZ Nr. 3 vom 17. Januar).
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