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Arzneimittel und Therapie
Herzinsuffizienz: Homöopathisches Komplexmittel beim Altersherz
Unter "Altersherz" wird ein Nachlassen der funktionellen Leistungsfähigkeit des Herzens entsprechend NYHA-Stadien I und II in der zweiten Lebenshälfte verstanden. Typisch für das Altersherz sind strukturelle Veränderungen, beispielsweise eine Zunahme des interstitiellen Gewebes, eine Faseratrophie, Sklerose an Gefäßen und Klappen sowie pathophysiologische Verschiebungen, zum Beispiel eine Zunahme des Calcium- und eine Abnahme des Kaliumgehaltes. Mögliche Folge ist eine Herzinsuffizienz, die in die Stadien NYHA I bis IV eingeteilt wird (siehe Kasten).
In Deutschland leiden etwa 3,3 Mio. Menschen an einer Herzinsuffizienz. Dabei sind vor allem ältere Menschen betroffen: Während nur 3,6% der Menschen unter 54 erkranken, steigt diese Zahl auf 10,1% bei den 55- bis 64-Jährigen, und im Alter über 65 sind bereits 86,3% betroffen. Frauen erkranken mit 66,8% etwas häufiger. Der typische Patient mit Herzinsuffizienz ist älter als 65 Jahre, weiblich und leidet zusätzlich unter Erkrankungen wie Hypertonie, einer chronisch ischämischen Herzerkrankung, Diabetes mellitus, Schlafstörungen und kardialen Arrhythmien. Die Ursachen einer Herzinsuffizienz sind vielfältig: so kann eine Hypertonie, eine koronare Herzkrankheit, eine kardiale Myopathie oder eine Myokarditis, wie sie nach einer Grippe oder nach anderen viralen Infekten auftreten kann, das Herz schädigen.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie der Herzinsuffizienz unterscheidet sich international: Während in Deutschland an erster Stelle Herzglykoside wie Digitalis und Digitaloide stehen, werden in den USA vor allem Diuretika eingesetzt. ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten, Betablocker, Nitropräparate und Calciumantagonisten spielen eine untergeordnete Rolle. Eine Behandlung mit pflanzlichen und homöopathischen Mitteln ist vor allem in den Stadium I und, je nach der Symptomatik auch II, möglich und erfolgversprechend. Das wichtigste Phytopharmakon für diese Indikation ist Weißdorn, Crataegus.
Crataegus bei Herzinsuffizienz
Für arzneilich eingesetzten Weißdorn verwendet man einen Extrakt aus Blätter und Blüten verschiedener Crataegus-Arten. Dieser enthält oligomere Procyanidine und Flavonoide. Weißdornextrakte
- steigern die Kontraktilität des Myokards (positiv inotrope Wirkung) und
- erniedrigen den peripheren Gefäßwiderstand (Nachlastsenkung).
Diese Wirkungen gehen einher mit einer Erhöhung des Herzzeitvolumens und einer Zunahme der Herzleistung, einer Zunahme der Koronar- und Myokarddurchblutung, einer Erhöhung der Toleranz des Myokards gegenüber Sauerstoffmangel, einer Beeinflussung der Reizbildung und Erregungsleitung am Herzen (positiv chronotrope und dromotrope sowie negativ bathmotrope Wirkung).
Als Folge der verbesserten Koronar- und Myokarddurchblutung wird das Herz bei degenerativen Erkrankungen, leichter Myokardschwäche und bei Herzschwäche nach Infekten gestärkt. Nach dem heutigen Wissensstand wirkt Crataegus bei einer Herzinsuffizienz in den Stadien II bis III durch Verbesserung der Herzarbeit sowie zusätzlich durch antiarrhythmische Effekte und antioxidative Eigenschaften, die sich wahrscheinlich auch präventiv auswirken.
Crataegus-Präparate können eingesetzt werden bei:
- nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens entsprechend der Stadien I bis II nach NYHA,
- noch nicht digitalisbedürftigem Altersherz,
- Druck- und Beklemmungsgefühl in der Herzgegend (hier muss eine anderweitig behandlungsbedürftige koronare Herzkrankheit ausgeschlossen sein) sowie
- leichten Formen von Herzrhythmusstörungen.
Mehrere klinische Studien
Die Crataegus-Wirkungen wurde in mehreren Studien untersucht: In einer Studie konnte bei einer Herzinsuffizienz NYHA II-III die Ejektion verbessert werden, in einer anderen Studie wurde das Druckfrequenzprodukt unter Belastung nach 8 Wochen gesenkt. Bei 1011 Patienten im Stadium NYHA II konnten Herzleistung und Myokardökonomie deutlich verbessert werden.
In einer aktuellen Studie konnte Crataegus eine Herzinsuffizienz NYHA III bei 1442 Patienten nach 16 Wochen dosisabhängig in Messungen in der Fahrradergonomie verbessern. In der SPICE-Studie (Survival and Prognosis: Investigation of Crataegus Extract) werden zur Zeit europaweit 2600 Patienten in den Stadien II bis III an 120 Zentren in 9 Ländern untersucht. Hier sollen die Zeit bis zum ersten kardialen Ereignis sowie die Progression der Herzinsuffizienz untersucht werden. Die Studie soll Ende 2004 abgeschlossen sein.
Homöopathie gegen Herzinsuffizienz
Crataegus ist der Hauptbestandteil von Cralonin®-Tropfen, einem homöopathischen Komplexmittel, das zur Behandlung von funktionellen Herzbeschwerden im Alter und Altershypotonie verwendet wird. Bei Infekten oder besonderen Belastungen kann das Präparat als sinnvolle "Herzstütze" eingesetzt werden. In diesen Indikationen kann es auch für die Selbstmedikation in der Apotheke empfohlen werden.
Cralonin®-Tropfen setzen sich aus verschiedenen homöopathischen Einzelmitteln zusammen, deren Arzneimittelbilder sich ergänzen. Die Tropfen sind außerdem indiziert
- zur Anregung der Selbstheilungstendenz bei Altersherz,
- bei Folgen von Herzmuskelschädigungen sowie
- bei nervösen Herzstörungen, Herzstichen und Herzschmerzen sonstiger Art (pektanginösen Beschwerden).
Hauptwirkstoff von Cralonin®-Tropfen ist Crataegus als Urtinktur. Seine Wirkungen werden durch Spigelia D2 und Kalium carbonicum D3 unterstützt. Spigelia, das Wurmkraut, wird in der Homöopathie bei Angst und Übererregung in Kombination mit schwachem, unregelmäßigem Puls und pektanginösen Beschwerden eingesetzt. Diese Symptome treten als Gegenreaktion bei Herzinsuffizienz auf. Die nachlassende Herzleistung wird mit verstärkter Sympathikus-Aktivität ausgeglichen, der Puls erhöht sich, und die Patienten werden unruhig. Wenn die Mechanismen zur Gegenregulation nicht mehr ausreichen, kommt es zu einem Zusammenbruch des Systems. In dieser dritten Phase kann Kalium carbonicum helfen. Es wirkt einem drohenden Herzversagen entgegen.
Cralonin®-Tropfen wurden in mehreren klinischen Studien untersucht. In einer prospektiven, Referenz-kontrollierten Kohortenstudie mit 212 Patienten mit einer Herzinsuffizienz im Stadium NYHA II, die entweder Cralonin® oder ACE-Hemmer und/oder Diuretika erhielten, war Cralonin® den schulmedizinischen Standards bei einer Behandlungsdauer von 67 bzw. 65 Tagen in allen untersuchten Zielkriterien therapeutisch gleichwertig. So verbesserten sich das Druckfrequenzprodukt, das Treppensteigen, die zurückgelegte Gehstrecke, das nächtliche Wasserlassen und andere Symptome einer leichten Herzinsuffizienz unter beiden Medikationen deutlich. Die Verträglichkeit von Cralonin® und damit die Compliance waren besser als bei den schulmedizinischen Präparaten.
Bei einer leichten Form der Herzinsuffizienz, dem so genannten "Altersherz", kann der Einsatz des homöopathischen Komplexmittels Cralonin Tropfen genauso wirksam sein wie die konventionelle Therapie mit ACE-Hemmern und/oder Diuretika. Das zeigen die Ergebnisse einer neuen Studie mit 212 Patienten.
Stadien der Herzinsuffizienz
nach den Kriterien der New York Heart Association, NYHA Stadium I: geringe Funktionseinschränkung, relativ asymptomatisch Stadium II: Belastungsdyspnö (z. B. beim Treppensteigen), häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie) Stadium III: Belastungs- und Ruhedyspnö Stadium IV: kardiale Dekompensation mit Ödembildung, dicken Beinen und Wasseransammlung in der Lunge
Cralonin®-Tropfen
100 g (= 104 ml; 1 ml = 27 Tropfen) enthalten: Crataegus D 1 98 g, Spigelia anthelmia D 2 1 g, Kalium carbonicum D 3 1 g. Sonstige Bestandteile: Aqua purificata, Ethanol 96%
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