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Toxikologie: Missbrauch pflanzlicher Drogen

Am 23.Mai hielt Prof. Dr. med. Wolfram Keup, Pöcking, auf einer Veranstaltung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft in Münster einen Vortrag über den "Missbrauch pflanzlicher Drogen". Er konnte dabei auf eine fast 25-jährige Erfahrung als Leiter des epidemiologischen "Frühwarnsystems zur Erfassung von Missbrauchsmustern" (FWS) zurückgreifen.

In dem FWS werden durch persönliche Befragungen anonymisiert Informationen aus der Szene gesammelt; so ist es möglich, einen detaillierten und relativ aktuellen Stand über den Gebrauch unterschiedlicher psychoaktiver Substanzen in Deutschland zu bekommen. Seit 1976 sind circa 14000 Personen interviewt worden. Das Missbrauchsmuster reicht von jeweils ein Drittel Alkoholabhängigen und Medikamentenabhängigen bis zu den Konsumenten von illegalen Drogen.

Cannabis an erster Stelle

Ungefähr fünfzehn verschiedene pflanzliche Drogen tauchen in der Szene immer wieder auf, alle anderen spielen zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle. Noch immer ist Cannabis (Marihuana, Haschisch) die wichtigste pflanzliche Suchtdroge. Die so genannte Dominotheorie, die Haschisch als (zwangsläufige) Einstiegsdroge für harte Drogen wie LSD und Heroin ausweist, wurde von dem Referenten zurückgewiesen, da es weitaus mehr Cannabis-Konsumenten als Heroinabhängige gibt.

Andererseits begann fast jede Karriere eines Heroinabhängigen mit so genannten weichen Drogen, sodass von einer mengenmäßigen Reglementierung nur abgeraten werden kann. Viel mehr sollten Alkohol und Nicotin als Einstiegsdrogen besonders unter Jugendlichen ins Kalkül gezogen werden.

Datura und Fliegenpilz

Stechapfel und Engelstrompete sind sehr alte Drogen. "Schon die alten Ägypter" verwendeten Datura, was auf Reliefs belegt ist. Beschreibungen von Vergiftungsfällen betonen die retrograde Amnesie nach Gebrauch der Droge, was einen direkten Hinweis auf einen hirnorganischen Prozess gibt.

Der Fliegenpilz ist in vielerlei Hinsicht interessant. Etymologisch ist noch nicht geklärt, ob der Name ein Hinweis auf die Giftwirkung des gezuckerten Suds für Fliegen oder eher auf die psychotrope Wirkung "Flügel zu verleihen" ist. Ibotensäure und Muscimol sind die aktiven Inhaltsstoffe und von letzterem ist bekannt, dass es unverändert mit dem Urin ausgeschieden wird. Das Wissen um diesen Umstand wird nach Aussage Keups durchaus genutzt.

Vergiftungsfälle

Die psychotrope Wirkung von pflanzlichen Drogen ist der giftigen häufig sehr nah. So haben zwei Muskatnüsse bei einem Kind (als Abführmittel gegeben) zu einer tödlichen Vergiftung geführt, acht der Kerne brachten ein Pferd zur Strecke. Der Klatschmohn, der nur verschwindend geringe Mengen an Opiaten enthält, wurde (als Sud) gern im "Bauernschnuller" benutzt, um Kinder ruhig zu stellen. Eine Anwendung, die nur zu verurteilen ist.

In der abschließenden Diskussion lehnte der Referent den medizinischen Einsatz von Marihuana ab und sprach sich dafür aus, nach Abwandlungsprodukten des Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol zu suchen, die die analgetische Wirkung unabhängig von der psychotropen zeigen. Insgesamt sei der Missbrauch pflanzlicher Drogen nicht sehr bedeutend. Es wird viel ausprobiert, aber "die Erwartungen der Konsumenten werden selten erfüllt".

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