Kritik aus Bayern

„Bundesregierung reagiert zu zögerlich auf Mangel bei Kochsalzlösung“

Berlin - 18.10.2024, 17:00 Uhr

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). (Foto: IMAGO / Rolf Poss)

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). (Foto: IMAGO / Rolf Poss)


Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) musste vor Kurzem eingestehen, dass es in Deutschland aktuell an Kochsalzlösung mangelt. Die Erleichterung von Importvorschriften soll Abhilfe schaffen. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU)  bemängelt jedoch fehlende Entschlossenheit der Bundesregierung.

Um Lieferproblemen bei Kochsalzlösung entgegenzuwirken und Versorgungsengpässe zu verhindern hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) erlaubt, erleichterte Importe aus dem Ausland zuzulassen. Der Versorgungsmangel gemäß §79 Abs.5 BMG wurde am 10. Oktober festgestellt und am Donnerstag im Bundesanzeiger veröffentlicht. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach teilte heute mit, dass ihr Ministerium auf dieser Grundlage Schritte ergriffen habe, um die Versorgung der Patient*innen zu gewährleisten: „Wir haben sofort gehandelt, nachdem die Bundesregierung die rechtlichen Möglichkeiten dafür geschaffen hat durch die offizielle Feststellung des Versorgungsmangels. Die Importe sollen nun durch eine Ausnahmeregelung rasch erleichtert werden. Wir sind zuversichtlich, damit den Engpässen wirksam begegnen zu können.“

Von der Bundesregierung forderte Gerlach weitere Schritte zur Bekämpfung der zahlreichen Engpässe im Arzneimittelbereich. Schließlich lägen die Zuständigkeiten hier vor allem beim Bund und der EU. Doch die bisher von vom Bund ergriffenen Maßnahmen wären zu „zögerlich“ gewesen. Den von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) entwickelten 5-Punkte-Plan zur Sicherung der Versorgung mit Kinderarzneimittel vom vergangenen Jahr bezeichnete Gerlach als „Symbolpolitik“.

Versorgungsengpässe in Kliniken verhindern

Das sieht Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ähnlich. In einer aktuellen Stunde im Landtag von NRW machte er deutlich, dass er Lauterbach bereits Mitte September darum gebeten habe, das Lieferproblem offiziell zu benennen, doch erst am 9. Oktober hatte dieser dann auch entsprechend reagiert. Zuvor hatte die Krankenhausgesellschaft NRW von seit Juni anhaltenden Lieferengpässen bei Kochsalzlösung berichtet und vor drohenden Ausfällen bei geplanten Operationen gewarnt.

Kochsalzlösung ist gleich Kochsalzlösung

In Bayern hat Gerlachs Ministerium laut eigener Aussage nun Schritte eingeleitet, um den Import von bisher nicht in Deutschland zugelassener Kochsalzlösung zu ermöglichen. Man habe die zuständigen Regierungen von Oberbayern und Oberfranken gebeten, umgehend die notwendigen Allgemeinverfügungen zu erlassen, heißt es. Diese Kochsalzlösungen unterschieden sich inhaltlich nicht von den bisher in Deutschland verfügbaren. Zum Teil hätten sie lediglich keine Beipackzettel in deutscher Sprache, wären aber wirkstoffgleich, erläuterte die Ministerin.

Da sich Gerlach bei der Bekämpfung der Engpässe nicht auf das BMG verlassen will, habe sie bereits im Juli dieses Jahres mit Vertreter*innen der Pharmaindustrie über den Ausbau des Pharmastandortes Bayern gesprochen, heißt es. 


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Judith Gerlach (CSU) bemängelt jedoch fehlende Entschlossenheit der Bundesregierung.

NaCl-Versorgungsmangel jetzt offiziell

Arzneimittelengpässe

Gerlach: Bund muss handeln

Allgemeinverfügungen wegen Versorgungsmangels

Bayern erleichtert Import salbutamolhaltiger Arzneimittel

Versorgungsmangel bei Säften für Kinder

Weitere Länder lockern Einfuhrregeln für Antibiotika-Säfte

Landtag in NRW debattiert über Engpässe bei der Arzneimittelversorgung

Sogar Kochsalzlösung fehlt

1 Kommentar

Kochsalzlösung

von Dr. Gregor Huesmann am 18.10.2024 um 18:50 Uhr

Merkwürdig, andere Länder scheinen Kochsalzlösung liefern zu können. Was ist mit unserer Pharmaindustrie? Laut DocCheck lieget es an den europäischen Auflagen. Die gelten aber auch für andere europäische Länder. Außerdem haben wir alle im Studium die Herstellung von Parenteralia gelernt.
Armes Deutschland!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.