Geschäftszahlen drittes Quartal 2024

US-Apothekenkette Walgreens will bis zu 2.150 Filialen schließen

Stuttgart - 02.07.2024, 10:45 Uhr

Bei der US-Apothekenkette läuft es nicht. (Foto: IMAGO / NurPhoto)

Bei der US-Apothekenkette läuft es nicht. (Foto: IMAGO / NurPhoto)


Die Geschäfte bei Walgreens Boots Alliance laufen weiterhin schlecht. Vor diesem Hintergrund plant der größte US-Apothekenkonzern bis zu ein Viertel seiner rund 8.600 Filialen in den USA zu schließen. Nach den Worten von Vorstandschef Tim Wentworth ist „das derzeitige Apothekenmodell nicht nachhaltig“.

Die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegene Inflation in den USA hinterlässt bei den Apothekenkonzernen deutliche Spuren: Die Verbraucher halten sich vor allem beim Kauf von rezeptfreien Gesundheitsprodukten stark zurück. Das bekommt auch der größte Apothekenkonzern des Landes, Walgreens Boots Alliance (WBA), schmerzhaft zu spüren, wie das Unternehmen bei der Präsentation der Geschäftszahlen zum dritten Quartal 2024 mitteilte. Zwar stieg der Umsatz im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um 2,6 Prozent auf 36,4 Milliarden Dollar. Doch der bereinigte operative Gewinn brach zu konstanten Wechselkursen um gut 36 Prozent auf 613 Millionen Dollar ein. In den ersten neun Monaten erhöhte sich der Nettoverlust gar von 2,9 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum auf nunmehr 5,6 Milliarden Dollar.

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„Wir sehen uns weiterhin mit einem schwierigen operativen Umfeld konfrontiert“, sagte Vorstandschef Tim Wentworth bei einer Telefonkonferenz. Das schlägt sich auch im Aktienkurs von Walgreens nieder, der sich seit Jahren auf Talfahrt befindet und zuletzt angesichts der schlechten Quartalszahlen nochmals um über 20 Prozent einbrach. Mit rund 12,40 Dollar notiert das Papier damit auf dem niedrigsten Stand seit 27 Jahren.

Schließung unrentabler Apothekenfilialen

„Das derzeitige Apothekenmodell ist nicht nachhaltig“, erläuterte Wentworth, der seit Oktober 2023 an Bord ist und bei dem US-Konzern eine umfassende Restrukturierung in die Wege geleitet hat. Das Unternehmen, das in Deutschland den Pharmagroßhandel Alliance Healthcare Deutschland (AHD) betreibt, will daher innerhalb der nächsten drei Jahre prüfen, ob 25 Prozent seiner 8.600 US-Apothekenfilialen geschlossen werden. Das würde das Aus für bis zu 2.150 Filialen bedeuten. Demnach soll eine Reihe von unrentablen Filialen geschlossen werden, während andere Standorte in die Rentabilität überführt werden könnten. Da einige Details „noch im Fluss“ seien, gibt es laut Wentworth derzeit keine genaue Zahl der geplanten Schließungen.

Analyst: „Glanzloses Angebot“

Die Inflation hat dem Geschäft von Walgreens geschadet, da die Verbraucher „immer wählerischer und preissensibler bei ihrer Auswahl werden“, so Wentworth weiter. Analysten zufolge sind die Probleme der Kette aber auch selbst verschuldet. „Walgreens tut sich in diesem Umfeld keinen Gefallen mit einem glanzlosen Angebot und weitgehend nicht wettbewerbsfähigen Preisen“, zitiert der US-Nachrichtendienst CBS Neil Saunders, Managing Director von GlobalData. „Es reicht nicht aus, selektive Werbeaktionen durchzuführen, wie es die Kette im vergangenen Quartal getan hat, sondern es bedarf einer grundlegenden Überarbeitung des Einzelhandelsangebots.“

Walgreens hat vor einem Monat die Preise für 1.300 Produkte gesenkt und folgt damit anderen Einzelhändlern, die angesichts der sich abschwächenden US-Wirtschaft ihre Preise senken.

Auch in Europa hat Walgreens mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu tun. So hatte der Konzern 2019 mitgeteilt, in Großbritannien einen erheblichen Teil seiner Boots-Apotheken zu schließen. Laut einem aktuellen Forbes-Bericht, versucht Walgreens zudem, seine verbliebenen Boots-Apotheken auf der Insel zu verkaufen. Dazu soll es im Mai dieses Jahres einen neuen Anlauf gegeben haben. Der Geschäftsbereich soll einen Wert von 8,78 Milliarden Dollar haben.

Auch Rite Aid hat Probleme im US-Apothekengeschäft

Walgreens ist nicht das einzige Unternehmen, das im US-Apothekengeschäft zu kämpfen hat. Im Oktober 2023 hatte der Wettbewerber Rite Aid mitgeteilt, dass es im Rahmen seines Konkursantrags 154 Filialen im ganzen Land schließen wolle, nachdem die Umsätze eingebrochen waren und sich die Klagen im Zusammenhang mit Opioiden gehäuft hatten.


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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