Apothekenumstrukturierung

Reaktionen aus der Politik: Lauterbach provoziert mit „Horrorszenarien“

Berlin - 27.09.2023, 13:00 Uhr

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bekommt Gegenwind bei seinen Plänen. (Foto: imago images / IPON)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bekommt Gegenwind bei seinen Plänen. (Foto: imago images / IPON)


Nachdem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am gestrigen Dienstag mit seinen Plänen zur Umstrukturierung der Apotheken eine Bombe platzen ließ, haben sich nicht nur Apothekerinnen und Apotheker zu Wort gemeldet. Auch aus der Politik wurde Unmut bekundet.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) skizzierte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Dienstag, wohin die Reise bei der Umstrukturierung des Apothekensystems gehen könnte: größere Filialverbünde, Filialen ohne Notdienste und Rezepturen sowie eine Vertretungsbefugnis für PTA. Es ist eine „Kriegserklärung“ an die Apothekerschaft, wie der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands, Hans-Peter Hubmann am Mittwoch sagte.

Die Pläne sind aber nicht nur aus der Apothekerschaft kommentiert worden. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) mahnte laut einer Pressemitteilung vom Mittwoch: „Erleichterte Filialbildungen werden die betriebswirtschaftlichen Probleme der Apothekerinnen und Apotheker nicht lösen.“ Er sehe im Gegenteil „die Gefahr, dass inhabergeführte Apotheken es dadurch noch schwerer haben werden, weil die erleichterte Filialbildung vor allem Investoren anziehen wird. Dann hätten wir bei den Apotheken dieselbe Entwicklung wie schon jetzt bei den investorengetragenen medizinischen Versorgungszentren. Das lehne ich ab.“

Holetschek betonte unterdessen, dass er die Apothekerinnen und Apotheker anlässlich ihres bundesweiten Protesttags bei der Forderung an die Bundesregierung nach einer besseren Vergütung unterstütze. „Gerade in Zeiten hoher Inflation wie jetzt ist das langfristig nicht mehr tragbar. Wenn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nicht aktiv wird, droht ein Apotheken-Sterben vor allem im ländlichen Raum.“

Es brauche ein „ausreichendes betriebswirtschaftliches Fundament, um eine hochwertige Versorgung zu gewährleisten“ für niedergelassene Apotheken. „Dafür braucht es neue Finanzierungskonzepte. Das Bundesgesundheitsministerium sollte rasch eine Apothekenreform in Angriff nehmen, die die Preisgestaltung neu regelt und Anpassungsmechanismen schafft, um auf Inflation und Lohnsteigerungen zu reagieren.“

Lauterbach provoziert Apotheken

Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Andrew Ullmann, erklärte bezüglich der Pläne von Lauterbach, er halte nichts davon, „die Apotheken mit Horrorszenarien zu provozieren“. Es gebühre ihnen „Achtung und Respekt“ dafür, dass sie mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern „zu einer guten Versorgungslandschaft“ gehören.

Man müsse jedoch „in allen Bereichen des Gesundheitswesens Versäumnisse der Vergangenheit nachholen und Entwicklungen entsprechend anpassen. Ich denke, dass die Apotheken zu kooperativem Verhalten bereit und konstruktiv sind“. Dazu gehöre, die Apotheken auch wegen der Lieferengpässe bei der Bürokratie zu entlasten, die pharmazeutische Versorgung im ländlichen Raum zu sichern und „die Apothekenhonorare mindestens an die Kostenentwicklung zu koppeln“, so Ullmann.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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