Apobank-Studie

Existenzgründungen: Fast jeder Dritte zahlte mehr als 600.000 Euro

Traunstein - 14.12.2022, 13:45 Uhr

Drei von fünf Existenzgründende zahlen einen Kaufpreis unterhalb des Durchschnitts. (Quelle: apoBank)

Drei von fünf Existenzgründende zahlen einen Kaufpreis unterhalb des Durchschnitts. (Quelle: apoBank)


Existenzgründungen im Apothekenbereich finden zu 90 Prozent durch die Übernahme eines bestehenden Betriebs statt. Dabei gibt es enorme Unterschiede bei den Kaufpreisen: Während im Jahr 2021 ein Drittel der Käufer 600.000 Euro und mehr bezahlen musste, wurden bei einem Viertel weniger als 150.000 Euro fällig. Das zeigt die aktuelle Apobank-Studie „Apothekengründung 2021“.

„Auch wenn die seit Jahren andauernde Entwicklung der zahlreichen Apothekenschließungen weiter anhält, können wir keine gravierenden Auswirkungen auf das Apothekengründungsgeschehen in den letzten zwei Jahren erkennen“, äußerte Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmarkt und Beteiligungen der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank), anlässlich der Vorstellung der Studie „Apothekengründung 2021“. Und weiter: „Die Zahlen aus unserer Apothekenbörse zeigen, dass die Nachfrage nach umsatzstarken und wirtschaftlich soliden Apotheken das Angebot seit Jahren deutlich übersteigt.“ Das dürfte sich natürlich erheblich auf die Kaufpreise auswirken. Wie hoch diese sind und wie groß die Bandbreite dabei ist, analysierte die aktuelle Studie anhand einer Stichprobe von rund 320 Apothekengründungen, die im Jahr 2021 durch die Apobank begleitet wurden.  

„Echte“ Neugründungen sind rar

Wie in den Vorjahren, zeigt sich auch für 2021, dass „echte“ Neugründungen sehr selten sind: Nur drei Prozent aller Existenzgründer haben einen neuen Standort für eine Einzel-/Hauptapotheke oder eine Filiale aufgebaut. Ebenfalls selten: Existenzgründungen als Pächter (2 Prozent) oder im Rahmen einer OHG (4 Prozent). Beim Gros der Gründungen handelt es sich dagegen um Übernahmen: 60 Prozent als Einzel-/Hauptapotheke und 31 Prozent als Filiale.

Dabei fanden 18 Prozent der Übernahmen in einem Verbund statt, der im Durchschnitt aus 2,1 Apotheken bestand. Bemerkenswert ist, dass die Verbundgröße im Lauf der Jahre leicht abgenommen hat. 2017 fanden ebenfalls 18 Prozent der Übernahmen als Verbund statt, doch seinerzeit lag die durchschnittliche Größe bei 2,4 Betrieben.

Übernahme teurer als „echte“ Neugründung

Wer das Abenteuer einer „echten“ Neugründung wagt, kommt – zumindest im Durchschnitt gesehen – deutlich günstiger weg als bei einer Übernahme. So wurden 2021 bei der Neugründung einer Einzel-/Haupt- oder Filialapotheke 471.000 Euro fällig: 353.000 Euro für Investitionen, 90.000 Euro für das Warenlager und 28.000 Euro für Betriebsmittel. Bei der Übernahme bezahlten Käufer für eine Einzel-/Hauptapotheke 641.000 Euro und für eine Filiale 574.000 Euro, die sich aus 470.000 bzw. 432.000 Euro Übernahmepreis, 117.000 bzw. 101.000 Euro für das Warenlager, 37.000 bzw. 27.000 Euro für Investitionen und 17.000 bzw. 14.000 Euro für Betriebsmittel zusammensetzen.

(Quelle: apoBank)

Dabei zeigt sich im Zeitverlauf ein deutlicher Trend nach oben: So lagen die Gesamtinvestitionen für die Übernahme als Einzel-/Hauptapotheke 2015 bei 531.000 Euro und damit 110.000 Euro unter dem Wert von 2021. Der Anstieg verlief jedoch nicht linear. 2019 gab es einen Einbruch, für den die Apobank als mögliche Gründe die vorangegangenen Diskussionen um das Rx-Versandhandelsverbot und die Apothekenvergütung nennt.  

Enorme Bandbreite bei Übernahmepreisen

Betrachtet man die reinen Übernahmepreise, also ohne Investitionen, Warenlager etc., so zeigt sich, dass es hier eine enorme Bandbreite gibt. So wurden bei 32 Prozent der Übernahmen als Einzel-/Hauptapotheke 600.000 Euro und mehr bezahlt, während 26 Prozent unter 150.000 Euro lagen. In der Pressemeldung werden die Extreme noch deutlicher aufgezeigt: „Die Kaufpreise dafür bewegen sich zwischen einem symbolischen Euro und teils siebenstelligen Beträgen“, heißt es.

(Quelle: apoBank)

Weitere 19 Prozent bewegten sich zwischen 150.000 und 299.000 Euro, 13 Prozent zwischen 300.000 und 449.000 Euro und 10 Prozent zwischen 450.000 und 599.000 Euro. Dabei lagen 61 Prozent unter dem Durchschnitt von 470.000 Euro und 39 Prozent darüber.

Für Apothekenverbünde wurden 2021 im Durchschnitt gut 1,5 Millionen Euro bezahlt. Diese setzen sich aus einem Übernahmepreis von 1.172.000 Euro, dem Warenlager von 263.000 Euro und Investitionen inklusive Betriebsmittel von 93.000 Euro zusammen.

Frauen bei Filialgründungen erstmals vorne

Ein Schwerpunkt der Studie widmet sich den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei den Existenzgründern. Dabei zeigt sich, dass 2021 Apothekerinnen mit 38,0 Jahren bei der erstmaligen Existenzgründung etwas älter waren als ihre männlichen Kollegen mit 36,2 Jahren. Gut möglich, dass hierbei Aspekte der Familiengründung eine Rolle spielen. Wenig verwunderlich ist, dass die Mehrheit der Existenzgründer weiblich ist. Dabei ist der Anteil von 57 Prozent angesichts des deutlich höheren Frauenanteils bei den Approbierten immer noch bemerkenswert niedrig.

2019: möglicher Einbruch aufgrund der Auswirkungen der vorangegangenen pol. Diskussionen hinsichtlich Zukunft Rx-Versandhandelsverbot und Apothekenvergütung in den Vorjahren. (Quelle: apoBank)

Eine interessante Entwicklung zeigt sich bei der Filialgründung: Während 2015 nur ein Drittel der Filialen von Apothekerinnen gegründet wurden, lag der Frauenanteil 2021 mit 55 Prozent erstmals über dem Männeranteil.    

Unterschiede gibt es auch bei den Gesamtinvestitionen: Die männlichen Gründer zahlten 2021 mit 675.000 Euro für die Übernahme einer Einzel-/Hauptapotheke etwas mehr als ihre Kolleginnen mit 616.000 Euro. Offen bleibt dabei, ob die Männer mehr Mut zum Risiko gezeigt oder ob die Frauen besser verhandelt haben.


Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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