Apotheker Christian Fehske im Interview

Gedisa: „Unbestreitbar gut“, aber keine Entschuldigung

Stuttgart - 21.03.2022, 17:50 Uhr

Apotheker Christian Fehske findet: Jede der Plattformen hat ihre Stärken. Auch hält er die Idee einer standeseigenen Digitalgesellschaft, die eine Apothekenplattform aufbaut und betreibt, für unbestreitbar gut. (c / Foto: Henning Ross)

Apotheker Christian Fehske findet: Jede der Plattformen hat ihre Stärken. Auch hält er die Idee einer standeseigenen Digitalgesellschaft, die eine Apothekenplattform aufbaut und betreibt, für unbestreitbar gut. (c / Foto: Henning Ross)


Wird im Plattform-Markt mit zweierlei Maß gemessen?

Blicken wir abschließend auf die anderen Plattformprojekte im Markt. Sie selbst sind im gesund.de-Beirat. Werden und wurden an diese Initiativen dieselben Erwartungen und Anforderungen gestellt wie an Gedisa, oder wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Konkret: Haben Sie von gesund.de Businessplan und Gesellschaftervertrag vorgelegt bekommen, bevor Sie sich für Ihre Beteiligung entschieden haben?

Ich habe auch von den anderen keine Businesspläne oder Gesellschafterverträge vorgelegt bekommen – finde aber trotzdem nicht, dass mit „zweierlei Maß“ gemessen wird. Denn bei den anderen Plattformen habe ich lediglich über meine eigene Teilnahme ent­schieden und nicht eine langfristige Beteiligung aller Mitglieder meines Verbands an einer „standeseigenen Lösung“. Bei der sind Verbind­lichkeit und vielleicht auch Risiko etwas höher – dafür potenziell aber auch die eigenen Möglichkeiten zur Einflussnahme.

Welche wären das exemplarisch?

An wen wende ich mich denn in Zukunft zu welchen Konditionen bei unfairen / unan­ge­mes­senen Kundenbewertungen meiner Apotheke, wenn Plattformen auch dieses beliebte Feature anbieten werden? Und welche Funktion wird zuerst entwickelt – eine Integration von Werbe­funktionen für die Industrie oder eine Unterstützung für mögliche neue pharma­zeutische Dienstleistungen, wenn vielleicht etwas kommen mag beispielsweise der im Vereinigten Königreich bereits vergütete NMS, New Medicines Service?

Und diese Möglichkeiten zur Einflussnahme böten Plattforminitiativen aus der Privatwirtschaft eher nicht?

Natürlich werden Apotheker auch zum Beispiel bei gesund.de in die Weiterentwicklung der Plattform eingebunden, dort eben auf freiwilliger Basis. Und auch dort eint uns der gemeinsame Wunsch, die bestehende Struktur stationärer Apotheken zukunftsfähiger und digital besser erreichbar zu machen. Daher beteilige ich mich auch an mehreren Plattformen, weil ich den Wettbewerb unter­einander begrüße, der belebt nun mal das Geschäft. 

Welche Plattform aus wel­chem Grund langfristig die erfolg­reichste werden mag, ist für mich noch nicht vorherzusagen. Bekanntheit und Anwenderfreund­lichkeit werden eine wichtige Rolle für die Apothekenkunden spielen – aber auch, wie viele Apotheken damit erreichbar sind. Hier hat das DAV-Portal durch die Impfzertifikate einen strategischen Vorteil, den man als Gedisa weiter ausbauen könnte. Aus meiner Sicht sollte „die beste Plattform“ jedenfalls möglichst vielen stationären Apothe­ken und ihren Gästen möglichst viel echten Zusatznutzen bieten – und ich bin gespannt, welche das sein wird!

Herr Fehske, vielen Dank für das Gespräch.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Mischung von GEDISA mit gesund.de?

von Ulrich Ströh am 21.03.2022 um 21:08 Uhr

Na ja, beim Fußball ist man entweder Bayern München oder Borussia Dortmund!
Da trägt man auch nicht gelbes Trlkot mit möglicherweise blauer Hose!…
Aber bei uns Apothekers ist immer alles anders…

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