Serie: Pharmagroßhandel in Deutschland (1)

Phoenix Pharmahandel GmbH: Dominant an der Spitze

München - 19.01.2022, 07:00 Uhr

Die grünen Wannen sind charakteristisch: Phoenix versorgt zahlreiche Apotheken mit Ware. (Foto: Phoenix)

Die grünen Wannen sind charakteristisch: Phoenix versorgt zahlreiche Apotheken mit Ware. (Foto: Phoenix)


Die Branche der Pharmagroßhändler in Deutschland ist überschaubar, für die Versorgung mit Arzneimitteln aber von großer Bedeutung. Die Großhändler sind nicht nur Mittler zwischen etwa 1500 pharmazeutischen Lieferanten und rund 18.500 Apotheken, sondern sorgen auch dafür, dass stets ein ausreichender Vorrat an wichtigen Pharmazeutika vorhanden ist und innerhalb kurzer Zeit ausgeliefert werden kann. Grund genug, einen genaueren Blick auf die einzelnen Pharmahändler zu werfen. Wir beginnen mit Phoenix Pharmahandel GmbH, dem Schwergewicht aus Mannheim und Tochter der international tätigen Phoenix Pharma SE.

Mit einem Umsatz von knapp 10 Milliarden Euro und über 4400 Mitarbeitern zählt die Phoenix Pharma GmbH zu den Dickschiffen ihrer Art in Deutschland. Das gilt erst recht für die Muttergesellschaft, die Phoenix Pharma SE, einem europaweit tätigen Konzern, der sich selbst als führender integrierter Gesundheitsdienstleister in Europa betrachtet und es im Geschäftsjahr 2020/2021 auf einen Umsatz in Höhe von 28,2 Milliarden Euro sowie einen Vorsteuergewinn von fast 300 Millionen Euro brachte.

Doch wie so oft waren die unternehmerischen Anfänge auch bei Phoenix klein, und sie liegen lange zurück – im Fall von Phoenix Pharma mehr als 100 Jahre. Die Grundlagen für die heutige Struktur wurden jedoch maßgeblich in den vergangenen Jahrzehnten gelegt. Anfang der 1990er Jahre kaufte sich Unternehmensinhaber Adolf Merckle verstärkt in regionale Pharmagroßhändler ein. Im Oktober 1994 schloss er F. Reichelt AG (Hamburg), Otto Stumpf GmbH (Berlin), Ferd. Schulze GmbH (Mannheim), Otto Stumpf AG (Nürnberg) und Hageda AG (Köln) zur Phoenix Pharmahandel Aktiengesellschaft & Co zusammen. Die einzelnen Pharmagesellschaften bestehen teilweise noch heute als Verpachtungs- und Finanzgesellschaften der Familie Merckle.

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Mit 3,2 Milliarden Euro Umsatz und 30 Prozent Marktanteil wurde Phoenix damals auf Anhieb Marktführer in Deutschland. Durch zahlreiche Akquisitionen wuchs das Unternehmen weiter rasch und wurde damit auch in vielen europäischen Ländern zum Marktführer. Bereits 1995 war der Konzern in Italien, Ungarn und den Niederlanden aktiv. 1999 stieg die Mitarbeiterzahl erstmals auf über 10.000. Bis zur Jahrtausendwende kamen schließlich die Schweiz, Tschechien und das Vereinigte Königreich hinzu. Während die Geschäfte in Frankreich, im Vereinigten Königreich und auch im Baltikum weiter ausgebaut wurden, gab Phoenix das Großhandelsgeschäft in Polen wieder auf.

2001 wurden erstmals zwei Drittel des Konzernumsatzes von über 15 Milliarden Euro im Ausland erwirtschaftet, der Erlös in Deutschland lag bei über fünf Milliarden Euro. Ab 2003 stieg Phoenix auch in den kroatischen Markt ein. 

2011 rief das Unternehmen mit BENU eine neue Unternehmensmarke für den Einzelhandel ins Leben. BENU-Apotheken gibt es heute in zehn europäischen Ländern.

2016 übernahm die niederländische Brocacef Groep, ein Joint-Venture von Phoenix und Celesio (McKesson Europe), rund 500 Mediq Apotheken und sicherte sich damit eine führende Marktposition in den Niederlanden. 2018 folgte die Übernahme des rumänischen Pharmagroßhändlers Farmexim sowie der landesweiten Apothekenkette Help Net Farma.

2017 führte Phoenix mit Livsane erstmals eine europaweite Eigenmarke für alle Apotheken ein. Ein Jahr später erschloss das Unternehmen mit Rumänien zudem einen völlig neuen Markt. Außerdem brachte der Konzern zusammen mit der Tochter ADG die App „deine Apotheke“ auf den Markt.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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