David Julius und Ardem Patapoutian

Medizin-Nobelpreis für Entdecker der Wärme- und Berührungsrezeptoren

Stockholm/Stuttgart - 04.10.2021, 12:20 Uhr

 Mit der Medizin startete am heutigen Montag der Nobelpreis-Reigen. (s / Foto: IMAGO / SKATA)

 Mit der Medizin startete am heutigen Montag der Nobelpreis-Reigen. (s / Foto: IMAGO / SKATA)


Es ist wieder Nobelpreiswoche: Am heutigen Montag hat in Stockholm die Bekanntgabe der diesjährigen Preisträger begonnen. Los geht es traditionell mit der Medizin. Hier geht die Auszeichnung in diesem Jahr an den US-Amerikaner David Julius (USA) und den im Libanon geborenen Ardem Patapoutian für ihre Entdeckung von Rezeptoren für Temperatur und Berührung im Körper.  

Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an David Julius (USA) und den im Libanon geborenen Forscher Ardem Patapoutian für ihre Entdeckung von Rezeptoren für Temperatur und Berührung im Körper. Das teilte das Karolinska-Institut am heutigen Montag in Stockholm mit. Das Wissen werde genutzt, um Behandlungen für eine Reihe von Krankheiten zu entwickeln, darunter chronische Schmerzen.

Die bahnbrechenden Entdeckungen durch die diesjährigen Nobelpreisträger „haben es uns ermöglicht zu verstehen, wie Wärme, Kälte und mechanische Kräfte die Nervenimpulse auslösen, die es uns ermöglichen, die Welt um uns herum wahrzunehmen und uns an sie anzupassen“, hieß es vom Komitee. Die Forscher verwendeten demnach druckempfindliche Zellen, um eine neue Klasse von Sensoren zu entdecken, die auf mechanische Reize in der Haut und in inneren Organen reagieren.

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David Julius nutzte Capsaicin, um einen Rezeptor in den Nervenenden der Haut zu identifizieren, der auf Hitze reagiert, den TRPV1 (transient receptor potential cation channel subfamily V member 1). Ardem Patapoutian entdeckte mithilfe druckempfindlicher Zellen eine neue Klasse von Sensoren (PIEZO 1 und PIEZO 2), die auf mechanische Reize in der Haut und in inneren Organen reagieren. Patapoutian wurde in Beirut geboren und kam als Jugendlicher nach Los Angeles, derzeit forscht er am Scripps Research in La Jolla (Kalifornien).

Die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner ist in diesem Jahr mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980.000 Euro) dotiert. Seit 1901 haben 222 Menschen den Medizin-Nobelpreis erhalten, darunter zwölf Frauen. Der erste ging an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung einer Therapie gegen Diphtherie. 1995 erhielt als erste und bislang einzige deutsche Frau Christiane Nüsslein-Volhard diese Auszeichnung. Im vergangenen Jahr bekamen Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) den Preis.

Mit der Medizin startete am heutigen Montag der Nobelpreis-Reigen. Kommenden Dienstag und Mittwoch werden die Träger des Physik- und des Chemie-Preises benannt. Am Donnerstag und Freitag folgen die Bekanntgaben für den Literatur- und den Friedensnobelpreis. Die Reihe endet am folgenden Montag, 11. Oktober, mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten sogenannten Wirtschafts-Nobelpreis.

Die Preisträger der vergangenen Jahre

2020: Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus. 

2019: William Kaelin (USA), Peter Ratcliffe (Großbritannien) und Gregg Semenza (USA). Sie hatten herausgefunden, wie Zellen den Sauerstoffgehalt wahrnehmen und sich daran anpassen.

2018: Der US-Amerikaner James Allison und der Japaner Tasuku Honjo für die Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs.

2017: Die US-Forscher Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young für die Erforschung der inneren Uhr.

2016: Der Japaner Yoshinori Ohsumi, der das lebenswichtige Recycling-System in Körperzellen entschlüsselt hat.

2015: Die Chinesin Youyou Tu, die den Malaria-Wirkstoffs Artemisinin entdeckt hat. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.

2014: Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser sowie John O'Keefe (USA/Großbritannien) für die Entdeckung eines Navis im Hirn: Sie fanden grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns.

2013: Thomas Südhof (gebürtig in Deutschland) sowie James Rothman (USA) und Randy Schekman (USA) für die Entdeckung von wesentlichen Transportmechanismen in Zellen.

2012: Der Brite John Gurdon und der Japaner Shinya Yamanaka für die Rückprogrammierung erwachsener Körperzellen in den embryonalen Zustand.

2011: Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Frankreich) für Arbeiten zur Alarmierung des angeborenen Abwehrsystems. Ralph Steinman aus Kanada entdeckte Zellen, die das erworbene Immunsystem aktivieren. Er war kurz vor der Verkündung gestorben und bekam den Preis posthum.


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