Rezeptfreie Triptane bei Migräne

Zu welchem Triptan greifen – besser Almotriptan, Naratriptan oder Sumatriptan?

Stuttgart - 27.11.2020, 07:00 Uhr

Lange oder kurze Migräne-Attacke? Wann eignet sich Almotriptan, wann Naratriptan und welcher Migräniker profitiert von Sumatriptan? (Foto: Dan Race / stock.adobe.com)

Lange oder kurze Migräne-Attacke? Wann eignet sich Almotriptan, wann Naratriptan und welcher Migräniker profitiert von Sumatriptan? (Foto: Dan Race / stock.adobe.com)


Sollte jeder Migräniker ein Triptan erhalten?

Die Leitlinie sieht nicht für jeden Migränepatienten ein Triptan vor. Leichtere und mittelstarke Migräneattacken sollten zunächst mit Analgetika und NSAR wie ASS behandelt werden. Zu Triptanen raten die Leitlinien-Autoren bei (mittel)schweren Migräneattacken und bei Nichtansprechen auf Analgetika. Nun stehen PTA und Apotheker vor der Entscheidung – welcher Migränepatient erhält Almotriptan, wer Nara- oder Sumatriptan? Oder ist es vielleicht egal, zu welchem Triptan man in der Apotheke greift?

Wenn eine schnelle Wirkung gewünscht ist

Bei den drei rezeptfreien Triptanen setzt die schmerzlindernde Wirkung bei Almotriptan und Sumatriptan am schnellsten ein. Die jeweiligen Fachinformationen sprechen hier von 30 Minuten, die Leitlinie nennt 45 bis 60 Minuten. Naratriptan benötigt bis zum Wirkungseintritt vier Stunden, also deutlich länger. Ist also eine besonders rasche Wirkung bei Patienten gewünscht, was vor allem bei starken Attacken der Fall sein dürfte, könnten Almotriptan und Sumatriptan vorteilhaft sein. Doch auch Naratriptan bringt für manche Migräniker Vorzüge mit sich: Für welchen Migränepatienten eignet sich Naratriptan?

Bei längeren Attacken

Vergleicht man die Halbwertszeiten der einzelnen Triptane, ist diese für Naratriptan mit sechs Stunden am längsten. Almotriptan hat eine Halbwertszeit von 3,5 Stunden, bei Sumatriptan liegt sie bei zwei Stunden. Bei Patienten mit längeren Migräneattacken könnten PTA und Apotheker folglich eher zu Naratriptan raten. Sumatriptan eignet sich den pharmakokinetischen Daten zufolge eher für kurze Attacken.

Wenn die Kopfschmerzen wiederkommen

Nicht immer ist mit einer Triptandosis die Migräneattacke vorbei: Bei 15 bis 40 Prozent der Patienten kommt es nach Einnahme des Triptans zu einem Wiederkehrkopfschmerz (Headache Recurrence). Das bedeutet, die erste Triptandosis hat zwar gewirkt und die Kopfschmerzen besserten sich, doch sie treten innerhalb von zwei bis 24 Stunden wieder auf oder verschlimmern sich. Diese Wiederkehrkopfschmerzen sind unter Triptanen häufiger als unter ASS. Eine zweite Gabe des gleichen Triptans ist möglich. Hier scheinen auch Triptane mit längerer Halbwertszeit vorteilhafter zu sein – also Naratriptan. Die Patienten berichten tendenziell über geringere Recurrence-Raten.

Welches Triptan wirkt am „besten“?

Als wichtiger Punkt für die Wirksamkeit von Triptanen wird in klinischen Studien gerne die Verringerung des Kopfschmerzes zwei Stunden nach Gabe des Arzneimittels herangezogen. Bei Sumatriptan liegen die Ansprechraten hier bei 50 bis 60 Prozent, das bedeutet: Bei etwa der Hälfte der Patienten hatte sich nach zwei Stunden die Kopfschmerzen gebessert. Bei Almotriptan liegen die Ansprechraten nach zwei Stunden mit 57 bis 70 Prozent in einem ähnlichen Bereich. Naratriptan ist erst nach vier Stunden mit Sumatriptan vergleichbar (längere Zeit bis zum Wirkeintritt). „Für die Besserung des Kopfschmerzes nach zwei Stunden“ ist Naratriptan „weniger wirksam“ als Sumatriptan, erklärt die Leitlinie.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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