Gematik entscheidet und schweigt

Zur Rose liefert Infrastruktur für das E-Rezept

Berlin - 16.11.2020, 17:00 Uhr

Der Schweizer Konzern Zur Rose wird als Partner von IBM Deutschland den zentralen E-Rezept-Dienst in der Telematikinfrastruktur mitgestalten. (Foto: Zur Rose)

Der Schweizer Konzern Zur Rose wird als Partner von IBM Deutschland den zentralen E-Rezept-Dienst in der Telematikinfrastruktur mitgestalten. (Foto: Zur Rose)


Die Zur Rose-Tochter eHealth-Tec wird an der Ausarbeitung des E-Rezept-Fachdienstes beteiligt. Darüber informiert der Mutterkonzern heute in einer Pressemitteilung. Die Gematik schweigt dazu – und verweist lediglich darauf, dass ihr Vertragspartner der US-Konzern IBM sei.

Das Gerücht, der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose habe sich in einem Konsortium um die Ausgestaltung des zentralen E-Rezept-Dienstes in der Telematikinfrastuktur beworben, hatte sich lange gehalten. Offiziell bestätigt wurden die Ambitionen des Schweizer Unternehmens, das erst vor wenigen Monaten mit der Übernahme des deutschen Telemedizinanbieters TeleClinic für Wirbel gesorgt hatte, bisher jedoch nicht. Nun ist die Katze aus dem Sack: Nach eigenen Angaben wird Zur Rose, vertreten durch seinen TI-Ableger eHealth-Tec, zusammen mit mehreren Partnern unter der Schirmherrschaft von IBM Deutschland die Ausgestaltung des E-Rezept-Dienstes in Deutschland übernehmen.

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Die Gematik wiederum kommuniziert in einer ebenfalls am heutigen Montag verschickten Pressemitteilung lediglich, der IT-Riese IBM habe den Zuschlag erhalten. Auf Nachfrage von DAZ.online wollte eine Sprecherin des Gremiums die Beteiligung von Zur Rose/eHealth-Tec weder bestätigen noch dementieren. Zuständiger Ansprechpartner sei IBM. Der US-Konzern wiederum verweist auf die Pressemitteilung der Zur Rose-Gruppe.

In einem europaweiten Vergabeverfahren hatte die Gematik im vergangenen Mai Entwicklung und Betrieb des zentralen Fachdienstes ausgeschrieben, über den künftig rund 500 Millionen Rezepte im Jahr verwaltet werden sollen. „Er wird künftig der Service sein, auf dem alle E-Rezepte verschlüsselt abgelegt werden, und von dem aus die Verordnungen in die E-Rezept-App und in die Apothekensysteme heruntergeladen werden“, schreibt die Gematik. Als Betreiber des Fachdiensts könne IBM jedoch keine Daten auslesen oder einsehen, heißt es. „Der Quellcode der Implementierung des Fachdiensts und seiner Mechanismen zum Betreiberausschluss wird vor Inbetriebnahme veröffentlicht, ebenso ein Sicherheitsgutachten.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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11 Kommentare

Was kann man da noch tun?

von Rainer W. am 17.11.2020 um 11:37 Uhr

Was kann man denn bei so viel Korruption noch tun? Wir sehen zu wie unser Land und unser Gesundheitssystem ausverkauft wird. Noch ist Zeit zu handeln. Aber nicht mehr lange.

Wer kann noch etwas unternehmen?

Spahn korrumpiert.
ABDA kuscht.
ZurRose/DocMorris sahnt ab.

Wie lange noch besteht Hoffnung für deutsche Leistungsträger?

Wie lange dauert es noch bis die Deutschen die Korruption auf allen Ebenen satt haben? Wie lange bis die tatsächlichen Kosten dieser Korruption sichtbar werden?

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eine Schande für unser Land

von J.M.L. am 17.11.2020 um 11:18 Uhr

Auf dieses miese und korrupte Treiben verweise ich schon seit Jahren, wir Apotheker und all unsere Angestellten tragen selbst jetzt in schlechten Zeiten zu Steuereinnahmen für diese Bananenrepublik bei, dieses werden die Versender mit Sitz im Ausland nicht tun, man muss als Regierung schauen, wer was erwirtschaftet und wer wo versteuert. Spahn hat das Funktionieren unseres Staates zugunsten seiner Klientelmachenschaften hintenan gestellt, genau diese miese Klüngelei ist es, die den großen Verdruss und Unmut in der Bevölkerung schafft. Der Bürger merkt schnell, wer ehrlich und aufrichtig zum Wohle des deutschen Volkes handelt, nicht erst wenn die letzte Vor-Ort-Apotheke geschlossen ist. Meine tiefe und voll empfundene Missachtung für das Agieren des Bundesgesundheitsministers, eine echte Schande für unser Land!!

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LOL

von Püterlü am 17.11.2020 um 11:12 Uhr

das hat was :D Ist irgendwie so, als würde man Amazon damit beauftragen Konzepte zur Wiederbelebung der Innenstädte zu erstellen. Oder Apple das nächste Android programmieren zu lassen ROFL

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Ende

von ratatosk am 17.11.2020 um 8:34 Uhr

Jetzt wird mit Hilfe von Spahn und Ministerium der Sack zugemacht, jetzt stört das Aufkommen der offensichtlichen Zusammenarbeit nicht mehr, da das Ziel der Vernichtung der allgemeinen und flächendeckenden Versorgung zugunsten der Versender, nennen wir sie nicht unkorrekt Apotheke, erreicht wurde, juristische Nachspiele die Jahre dauern, sind nicht mehr von Belang.

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..,

von Christian Springob am 16.11.2020 um 18:36 Uhr

Genau, prima hingekriegt, Herr Spahn! Vielen Dank für nix! Nun hat Zur Rose, Mutterkonzern von Doc Morris und Co, durch die Hintertür, unter dem Deckmantel von IBM Deutschland, den Zuschlag für die Entwicklung bekommen! Sie sind, Herr Jens Spahn, sehr gut vernetzt seit vielen Jahren und wissen Ihr Netwerk sehr gut zu bedienen. Die, die tagtäglich die wirkliche Kernarbeit des pharmazeutischen Wesens leisten, die, die besonders in diesem Jahr bewiesen haben, wie systemrelevant sie sind, diese deutschen Pharmazeuten werden von Ihnen verhöhnt und belogen. Ich hoffe, Sie können gut schlafen, mit reinem Gewissen. Das, was Sie in die Mikros sprechen und das, was Ihnen angeblich am Herzen liegt, ist nicht das, was Sie bewirken. Sie möchten einen durchweg kapitalisierten Arzneimittelmarkt, bei dem am Ende der Patient das Nachsehen hat. Ein Gesundheitsminister sind Sie definitiv nicht!

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AW: Spahn

von Conny am 16.11.2020 um 19:50 Uhr

Er macht für sich persönlich alles richtig. Spahn wird als sehr wohlhabender Mensch sein Leben gestalten können.

Kampfansage

von Reinhard Rodiger am 16.11.2020 um 17:54 Uhr

IBM ist also das Feigenblatt.Damit wird der eigentliche Skandal vertuscht., nämlich die Vergabe an ein wirtschaftlich einseitig interessiertes Unternehmen mit Schadpotential für die VorOrt-Strukturen.Damit schützt sich Spahn vor dem Vorwurf der Lüge .
Denn wirtschaftliches Interesse war ausschlaggebend für ihn,den DAV abzulehnen.Das Argument ist gelogen, da es mit zur Rose zweifelsfrei wirtschaftliche Interessenkonflikte der höheren Art gibt.Er hat eben vertuscht gelogen Lüge bleibt Lüge.

Es werden so die eigenen Sicherheitsinteressen für die Erhaltung der Infrastruktur fahrlässig vernachlässigt.Es ist eine Kampfansage an die VorOrt-Strukturen und damit den Mittelstand.Machtübernahme des Gesundheitsmarktes durch kapitalgesteuerte Konzerne im Auftrag des Gesundheitsministers.Er sollte Schaden abwenden und erzeugt ihn. Ein Kündigungsgrund.

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Skandal

von Torben Schreiner am 16.11.2020 um 17:54 Uhr

Darüber sollten sich unsere Interessenvertreter LAUTSTARK beschweren und Aufklärung leisten!

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AW: .

von Thomas Eper am 17.11.2020 um 11:54 Uhr

Welche Interessenvertreter?

Wir haben doch keine.

Doc Rose

von Roland Mückschel am 16.11.2020 um 17:36 Uhr

Na liebe Kollegen, dann verteilt mal schön die Masken.
Das werdet ihr ja noch können.

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Doc Morris mit im Boot

von Peter am 16.11.2020 um 17:25 Uhr

Das ist eine Beleidigung unseres Berufsstandes ohne Gleichen.
Wie reagiert die ABDA auf dieses Verfahren?
Wie lange wollen wir uns noch die die Gängelung und Verarsche ansehen und gefallen lassen?
Ich kann nur jedem Pharmaziestudenten raten umzusatteln und am besten, dieses korrupte Land Richtung Schweiz zu verlassen.

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