Kooperationsgipfel

Österreich: Apothekerkammer-App und heißer Draht zum Apotheker

München / Stuttgart - 22.02.2019, 12:45 Uhr

Die von der Apothekerkammer Österreich entwickelte App hat neben dem Notdienstfinder weitere Funktionen. (s / Foto: Screenshot https://www.apoapp.co.at)

Die von der Apothekerkammer Österreich entwickelte App hat neben dem Notdienstfinder weitere Funktionen. (s / Foto: Screenshot https://www.apoapp.co.at)


Der deutsche und der österreichische Apothekenmarkt haben Gemeinsamkeiten – etwa das Fremdbesitzverbot –, aber auch Unterschiede. Einer davon ist, dass es bereits seit 2010 eine von der Standesvertretung entwickelte App gibt, die als Notdienstfinder startete, seitdem kontinuierlich weiterentwickelt wurde und heute Medikationspläne und einen Impfpass umfasst. Außerdem gibt es in Österreich einen „Apothekenruf“.

Der Markt der Apothekenkunden-Apps ist bunt in Deutschland. So gibt es einige schon lang etablierte wie die „ApothekenApp“ oder die App des Wort & Bild-Verlags. Zahlreiche andere, zum Beispiel von Softwarehäusern oder Kooperationen, kamen in letzter Zeit dazu – mit unterschiedlichen Funktionalitäten. Darüber hinaus gibt es die Apothekenfinder-App der ABDA, das letzte Update ist allerdings zwei Jahre her.

Auch im Nachbarland Österreich wurde 2010 eine „Apo-App“ von der österreichischen Apothekerkammer entwickelt, wie Philipp Saiko, Präsident der Apothekerkammer Wien, beim Kooperationsgipfel berichtete, der diese Woche zum 11. Mal stattfand. Sie war ebenfalls ursprünglich konzipiert worden, um die nächstgelegene Notdienstapotheke zu finden, die man dann auch direkt kontaktieren kann. Heute verfüge sie über weit umfassendere Funktionen, wie Saiko erklärt. So sind zu allen in Österreich gelisteten Apothekenprodukten Gebrauchsinformationen, Warnhinweise, Fotos von OTC-Produkten und Anwendungsvideos hinterlegt. Weiter kann die eigene Medikation erfasst – auch mit Einnahmeerinnerung – und in einem Übersichtsplan angezeigt werden. Die Apo-App kann zudem als elektronischer Impfpass genutzt werden sowie für verschiedene Gesundheitstagebücher. Arzneimitteleinnahme und Impfpass sind auch für mehrere Personen erfassbar, in jeweils eigenen Profilen, und man kann sich an Auffrischimpfungen erinnern lassen. Die App, die kostenfrei heruntergeladen werden kann, sei, so Saiko, mit fast 700.000 Downloads die beliebteste App in der Kategorie Medizin/Gesundheit. Zudem sei sie mehrfach ausgezeichnet worden. Eine Vorbestellfunktion gibt es derzeit allerdings nicht.

Pharmazeutische Beratung am Telefon

Natürlich lässt sich in Österreich die nächstgelegene dienstbereite Apotheke auch telefonisch erfragen – über den Apothekenruf 1455. Doch auch der bietet mehr, wie Saiko erklärt. So erhalte man über den 24-Stunden-Telefonservice auf Wunsch auch eine Wegbeschreibung zur nächsten Apotheke. Außerdem werden pharmazeutische Fragen direkt von einem Apotheker beantwortet. Und das komme, so Saiko, bei den Österreichern gut an. So seien 77.000 Anrufe im Jahr 2017 eingegangen – 12 Prozent mehr als im Vorjahr. In Österreich leisten täglich etwa 270 Apotheken Notdienst – in kleineren Gemeinden mitunter jede Nacht. Im Gegensatz zu den Bereitschaften der Ärzte und Krankenhäuser wird diese gesetzlich geregelte Serviceleistung nicht von der öffentlichen Hand, sondern von den Apotheken selbst finanziert, eine Institution wie den Nacht- und Notdienstfonds gibt es nicht. Laut Saiko verursachen die Bereitschaftsdienste Kosten von 35 Millionen Euro im Jahr.

„Der Versandhandel ist kein Renner“

Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu Deutschland ist, dass ausschließlich der Versand von OTC erlaubt ist – seit 2015. „Und der ist kein Renner“, so Saiko. Nur wenige österreichische Apotheken mit Versandhandelserlaubnis seien dort aktiv. Obwohl die Kollegen in Österreich auch zu kämpfen haben, vor allem weil die Kassenspanne zwischen 2008 und 2017 um mehr als 20 Prozent von 18,83 Euro auf 14,98 Euro gesunken ist, geht die Zahl der Apotheken hier aber nicht zurück, sondern steigt langsam an.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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