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Pandemie Spezial
Corona-Ticker
Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze
Weg frei für Paxlovid®
Einen Tag, nachdem der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP, Committee for Medicinal Products for Human Use) sich für die Genehmigung von Paxlovid®
(Pfizer) ausgesprochen hatte, hat die Europäische Kommission am 28. Januar grünes Licht für die Zulassung des COVID-19-Therapeutikums gegeben. Das oral angewandte Arzneimittel kann nun in allen europäischen Ländern bei COVID-19-Patienten eingesetzt werden, die mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf aufweisen. Paxlovid® besteht aus den beiden Wirkstoffen PF-07321332 und dem aus der HIV- und Hepatitis-C-Therapie bekannten Ritonavir, die in zwei verschiedenen Tabletten eingenommen werden. PF-07321332 verhindert die Virusreplikation, indem es die für die Vermehrung notwendige Protease 3CL inhibiert. Ritonavir wird als Cytochrom-P450-Modulator eingenommen, um länger wirksame Arzneistoffspiegel von PF-07321332 zu generieren, indem es dessen Abbau verlangsamt. Da Ritonavir auch die Verstoffwechslung von etlichen anderen Wirkstoffen beeinflusst, sollte vor dem Einsatz von Paxlovir®
stets dessen Verträglichkeit mit der Begleitmedikation nach Fachinformation geklärt werden. Die Zulassungsentscheidung beruht auf einer randomisierten Studie, in der alle Probanden innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn entweder Placebo oder Paxlovid®
bekamen. Es zeigte sich, dass die Rate für Hospitalisierungen oder Tod signifikant geringer unter dem Verum im Vergleich zu Placebo war (0,8% vs. 6,3%). Während in der Placebo-Gruppe zwölf Todesfälle zu verzeichnen waren, waren es null Fälle in der Paxlovid®
-Gruppe. Allgemein wurde das Therapeutikum gut vertragen [Pressemitteilung der EMA, 27. Januar 2022, aktualisiert am 28. Januar 2022].
Warum Omikron-Infektionen milder verlaufen
Es ist bekannt, dass verschiedene Oberflächenproteine (u. a. das Spike-Protein, das Nucleocapsid-Protein und verschiedene Strukturproteine) von SARS-CoV-2 die Interferon-Antwort des Körpers antagonisieren. Interferone sind Zytokine, die von Zellen als Reaktion auf eine Virusinfektion gebildet werden und die das Immunsystem alarmieren. Bei der Omikron-Variante sind zahlreiche dieser Proteine mutiert. Dass dies möglicherweise der Grund dafür sein könnte, dass Omikron zwar infektiöser ist, gleichzeitig aber für mildere Krankheitsverläufe sorgt, zeigen Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Analyse. Dabei hatten Forscher sowohl Interferon-bildende Zellkulturen (Calu-3 und Caco-2) als auch Interferon-defiziente Verozellen mit der Omikron- und der Delta-Variante von SARS-CoV-2 infiziert. Während sich die Verozellen von beiden Varianten gleich gut infizieren ließen, zeigte sich, dass die Omikron-Isolate weniger Zellen in Calu-3- und Caco-2-Zellkulturen infizierten als das Delta-Isolat. Die Wissenschaftler erklären sich dieses Ergebnis dadurch, dass Omikron aufgrund der zahlreichen Mutationen weniger effizient die Interferon-Antwort der Körpers antagonisieren kann und damit auch zu einer geringeren Pathogenese als die Delta-Variante führt. Weitere Studien sollen nun die Hypothese prüfen [Bojkova D et al. Cell Research 2022. doi: 10.1038/s41422-022-00619-9].
Startschuss für Omikron-Vakzine-Studien
Sowohl Biontech/Pfizer als auch Moderna haben mit einer Studie begonnen, in denen sie die Sicherheit, Verträglichkeit und Immunogenität der von ihnen entwickelten Omikron-spezifischen mRNA-Vakzinen an Erwachsenen ab 18 Jahren untersuchen wollen. Biontech/Pfizer wird insgesamt 1420 Patienten auswerten, die zum Teil auch schon in der Phase-III-Studie zu Comirnaty® teilgenommen haben. Insgesamt sollen drei Kohorten gebildet werden. 615 Probanden, die in den 90 bis 180 Tagen vor Rekrutierung zweimalig mit Corminaty® immunisiert worden waren, erhalten dann ein oder zwei Dosierungen des Omikron-spezifischen Impfstoffs. In der zweiten Kohorte werden 600 Probanden zu finden sein, die insgesamt dreimal mit Corminaty® im Zeitraum von 90 bis 180 Tagen vor der Rekrutierung geimpft worden waren und die im Anschluss eine Dosis der Varianten-spezifischen Vakzine erhalten. Die letzte Kohorte (n = 205) besteht aus bisher ungeimpften, nicht genesenen Personen, die insgesamt drei Dosierungen des Omikron-mRNA-Impfstoffs erhalten. Das Unternehmen Moderna beschränkt sich dagegen auf eine geringere Probandenzahl mit 600 Personen, die auch nur auf zwei Kohorten aufgeteilt werden. Jeweils die Hälfte der Teilnehmer war mindestens sechs Monate vor Studienbeginn zweimalig mit Spikevax® bzw. mindestens drei Monate vor Studienbeginn zweimalig mit Spikevax® plus zusätzlicher 50-µg-Auffrischungsimpfung der mRNA-Vakzine immunisiert worden. Beide Kohorten sollen eine einmalige Impfung mit der Omikron-basierten Vakzine erhalten. Wann mit ersten Ergebnissen zu rechnen ist, wurde nicht mitgeteilt [Pressemitteilung von Biontech, 25. Januar 2022, Pressemitteilung von Moderna, 26. Januar 2022].
Genesene profitieren
In einer von den amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) beauftragten Studie wurde zwischen Mai und November 2021 die Anzahl an Infektionen und Hospitalisierungen in vier Kohorten in New York und Kalifornien (entspricht 18% der US-Bevölkerung) untersucht: Die Kohorten I und II umfassten ungeimpfte Personen mit/ohne vorangegangene COVID-19-Infektion, die Kohorten III und IV umfassten geimpfte Personen mit/ohne vorangegangene COVID-19-Infektion. Während der gesamten Beobachtungszeit wiesen Ungeimpfte ohne Genesung die höchsten Fall- und Krankenhausraten auf. Im Mai 2021 zeigten Geimpfte ohne Genesung im Vergleich zu Ungeimpften ohne Genesung 19,9-fach weniger Infektionen/Hospitalisierungen als Genesene (mit Impfung 9,6-fach; ohne Impfung 7,2-fach). Als im Juni/Juli 2021 die Delta-Variante anfing, das Infektionsgeschehen in den USA zu dominieren, wendete sich jedoch das Blatt. Nun wiesen in Kalifornien im Vergleich zu ungeimpften/nicht genesenen Personen sowohl geimpfte/genesene (32,5-fach) als auch ungeimpfte/genesene Personen (29,8-fach) signifikant weniger Reinfektionen und Hospitalisierungen auf als Geimpfte ohne durchgemachte Infektion (6,2-fach). Die Forscher erklären sich dieses Ergebnis dadurch, dass zu dieser Zeit der Impfschutz bereits nachgelassen hat. Außerdem stimulieren die beiden unterschiedlichen Expositionen wahrscheinlich verschiedene Immunantworten. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass die Ergebnisse nicht automatisch auf die Omikron-Variante übertragen werden können [León TM et al. MMWR 2022. doi: 10.15585/mmwr.mm7104e1external icon]. |
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