Prisma

Tierischer Heilversuch

Schweineherz erfolgreich transplantiert

Foto: Tierney/AdobeStock

dab | In den 1980er-Jahren wurde erstmals versucht, einem Kind mit angeborenem Herzfehler ein Pavianherz zu transplantieren. Es kam zu einer Abstoßungsreaktion, und das Kind starb 21 Tage nach der OP. Nachdem die Gentechnik in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht hat, wurde in den vergangenen Tagen ein erneuter Versuch einer Xenotransplantation unternommen. Durchgeführt wurde der besondere Eingriff von amerikanischen Ärzten der Universität in Maryland. In diesem Fall handelte es sich um ein genetisch verändertes Schweineherz, das einem 57-jährigen Mann mit Herzinsuffizienz im Endstadium eingesetzt wurde. Der Eingriff verlief erfolgreich und in den folgenden Tagen wurde keine akute Abstoßungsreaktion beobachtet. Das verpflanzte Organ der Firma Revivicor wurde durch mehrere Knock-outs von Genen präpariert. Darunter drei Gene, die an der antikörpervermittelten Abstoßung von Schweinegewebe im Menschen beteiligt sind und ein Gen, das zu vermehrtem Organwachstum führt. Zusätzlich wurden auch Inserts von humanen Genen durchgeführt, die zur Immunakzeptanz beitragen sollen. Prof. Dr. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin der München Klinik Schwabing, nannte diesen Fall einen „doppelten First-in-man-Versuch“. Denn gegen die Transplantatabstoßung seien nicht nur klassische Immunsuppressiva wie Mycophenolatmofetil eingesetzt worden, sondern auch ein noch nicht zugelassener monoklonaler Antikörper. Dieser wurde erst in einer klinischen Phase-I-Studie erprobt und soll bei rheumatoider Arthritis zum Einsatz kommen. Als CD40-blockierender Antikörper supprimiert er B-Zellen und umliegende T-Zellen. Vorerst gelang es, die Transplantatabstoßung zu vermeiden. Für den Patienten bleibt zu hoffen, dass sich dieser ungewöhnliche tierische Heilversuch auf Dauer als Erfolg herausstellt. |

Literatur

Erstmals genetisch verändertes Schweineherz in Menschen transplantiert. Nachricht Science Media Center Germany, 12. Januar 2022

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