Gesundheitspolitik

Der Apotheken-Ökonom: Tag der Apotheke

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

Jedes Jahr am 7. Juni ist der „Tag der Apotheke“. Der bundesweite Aktionstag hat zum Ziel, über Funktionen und Aufgaben der knapp 18.500 Apotheken vor Ort im deutschen Gesundheitssystem zu informieren, so die einschlägige Formulierung auf den offiziellen Seiten der Standesvertretung.

An mir selbst ist die Aktion auch im vergangenen Jahr vorbei­geschrammt und sicher nicht deshalb, weil ich im Zuge einer selektiven Wahrnehmung dies nicht auf dem Schirm hätte, im Gegenteil: In besonderer Weise achte ich darauf, Hinweise zu Apotheken wahrzunehmen und das Thema zu scannen.

Nun darf die Wahrnehmung einer Person nicht zum Anlass genommen werden, den Stab zu brechen, sodass ich die Idee verfolgt habe, rund 20 Personen danach zu fragen, ob diese den Tag der Apotheke kennen würden und wahrgenommen haben. Das Ergebnis war ernüchternd, denn zwar gaben manche an, sie meinten schon einmal davon gehört zu haben, darüber hinausgehende Informationen konnten die wenigen vermeintlichen Kenner aber nicht geben. 16 Personen schüttelten ratlos den Kopf. Auch diese Zahl ist noch zu klein, um in Sack und Asche zu gehen, obgleich die Auswahl der Personen so vorgenommen wurde, dass man durchaus mit einem besseren Ergebnis hätte rechnen können. Eine daraufhin antizipierte Hochrechnung würde demnach in einem kommunikativen Desaster münden.

Dabei ist die Idee eines Tags der Apotheke betörend, denn tatsächlich ist die Unkenntnis in der Bevölkerung, was Apotheke kann und macht, hoch. Und das bei einer Institution, die praktisch bei 100 Prozent Bekanntheit liegt oder liegen dürfte. Der Apotheke kommt damit die Rolle einer Black Box zu, man sieht genau das, was man selbst nutzt, und auch hier nur den eigenen Ausschnitt, nicht aber die Vielfalt der Ausschnitte für andere Personen. Und was sich alles hinter dem HV-Tisch abspielt und auch abspielen muss, bleibt weiten Teilen der Gesellschaft verborgen.

Wer sich also einen Tag der Apotheke ausgedacht hat, will an diesem Tag im Zuge einer konzertierten Aktion Menschen zusätzliche Hinweise zum Thema Apotheke geben. Was anzukommen scheint, ist ein laues Informationslüftchen eines „Inner Circles“. Zum Vergleich: In einem Beitrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zur Steigerung der Impfquote gegen COVID-19 wurde aufgezeigt, wie die Franzosen den Charme der Impfung zu vermitteln versuchten und wie wir Deutschen. Nichts gegen die zwischenzeitlich eindeutig den Senioren zuzurechnende Uschi Glas und ihr Pflaster, aber als Anreiz für Jüngere oder Skeptiker taugt ein solcher Jingle nur eingeschränkt. Die Franzosen zeigten ein junges verliebtes Paar beim Küssen mit dem Hinweis, dass dies Szenario dauerhaft wünschenswert sei.

Wie also den Tag der Apotheke aufpolieren, ohne großspurig zu wirken? Wie das apothekerliche Tun einordnen, ohne sich als Marketing-Gag zu positionieren? Zweifelsfrei bedarf es eines seitens der ABDA aufgelegten Konzeptes, das von möglichst vielen Apotheken umgesetzt wird. Vielleicht könnte man mit der pharmazeutischen Industrie und dem Pharmagroßhandel Verbündete finden, die sich des Tages ebenfalls annehmen und so die öffentliche Wirksamkeit erhöhen helfen. Und es muss kommuniziert, kommuniziert und nochmals kommuniziert werden, davor, währenddessen und danach. Es muss Aktionen geben, an denen man sich beteiligen kann, es müssen pharmazeutische Dienstleistungen feilgeboten werden, die es zu erleben gilt oder die man erklärt bekommt, vielleicht bedarf es auch einer ganzen Woche der Apotheke oder eines Dreitageszeitraumes, um die Vielfalt zu entzerren und die Erreichung mehrerer Gesellschaftsschichten zu erhöhen.

Der Tag der Apotheke ist noch nicht so alt, wie man meinen könnte. Im Jahr 1998 ins Leben gerufen, lag er zunächst im September, dann an wechselnden Tagen, bis er 2015 auf den 7. Juni verlegt wurde. Dies deutet an, dass kein besonderer Anlass gewählt wurde, der diesen Ehrentag per se historisch oder faktisch genau an diesem Kalendertag rechtfertigen würde. Vielleicht könnte man ihn auf einen Tag setzen, der an sich im Gedächtnis der Deutschen verankert ist oder sich verankern wird. Es mutet auf den ersten Blick zynisch an, den 16. März zu wählen, den Tag des ersten Lockdowns anlässlich der gegenwärtigen Pandemie. Aber Apotheken haben von Anbeginn der Corona-Pandemie an eine herausragende Rolle gespielt, viele Menschen verbinden mit diesem Termin das Thema Gesundheit bzw. Krankheit und der Transmissionsriemen läge an einem solchen Tag besonders nahe. Wenn dies nicht gehen sollte, dann könnte man den Tag international verknüpfen, denn am 12. Januar findet der US-amerikanische National Pharmacist Day und am 25. September der World Pharmacist Day (Welttag der Apotheker) statt. Auch Ehrentage benötigen Storys, die es zu erzählen gilt. Wenn der Hintergrund ist, über Funktion und Aufgaben der deutschen Apotheken zu informieren, sollte der Rahmen geschickt gewählt und laut verkündet werden, geschickter und lauter als gegenwärtig. |

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