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Arzneimittel und Therapie
60 Jahre Pille in Deutschland
Ein revolutionäres Arzneimittel feiert Geburtstag
mab | Nachdem es letztes Jahr in den USA so weit war, kann „die Pille“ dieses Jahr auch in Deutschland ihr 60-jähriges Jubiläum feiern: Am 1. Juni 1961 brachte die Firma Schering AG das erste hormonelle Kontrazeptivum (Anovlar®, bedeutet „kein Eisprung“) in Westdeutschland auf den Markt. 1965 folgte dann in der DDR die erste Pille von Jenapharm mit dem Namen „Ovosiston®“. Während im Westen der umgangssprachliche Name „Antibabypille“ eher negativ assoziiert war, befürwortete der im Osten übliche Name „Wunschkindpille“ die gezielte Familienplanung von Frauen. Mit 50 µg Ethinylestradiol und 4 mg Norethisteronacetat enthielt Anovlar® noch deutlich höhere Mengen an Estrogen und Gestagen, als die Präparate von heute. So konnte die Verträglichkeit der hormonellen Kontrazeptiva in den letzten 60 Jahren zum einen durch deutlich geringere Hormonmengen, aber auch durch die gezielte Modulation der Gestagen-Komponenten (z. B. einer niedrigeren androgenen Partialwirkung) gesteigert werden. Zunächst vorwiegend als Arzneimittel gegen menstruelle Beschwerden eingesetzt, fand sich der Hinweis zur Schwangerschaftsverhütung damals noch sehr weit hinten im Beipackzettel. Doch es dauerte nicht lange, bis sich auch diese Wirkung über Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitet hatte. Nicht nur der Kirche war das neue Präparat ein Dorn im Auge, versprach es doch eine nicht mehr an die Fortpflanzung gekoppelte Sexualität. Auch die Ärzte verschrieben zunächst sehr zurückhaltend und nur an verheiratete Frauen mit Einverständnis des Ehemanns. Inzwischen hat sich das Bild gewandelt und so gaben bei einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Jahr 2019 etwa 47% der Befragten an, mit der Pille zu verhüten. Wer mehr zur Entwicklung der verschiedenen kombinierten oralen Kontrazeptiva wissen möchte, findet Informationen dazu im Artikel „Licht und Schatten“ von Prof. Dr. Doris Maria Gruber in der DAZ 2020, Nr. 47, S. 48 bis 54. |
Literatur
Anti-Baby-Pille „Anovlar 21“. Informationen der Stiftung Deutsches Historisches Museum, www.hdg.de/lemo/bestand/objekt/alltagskultur-verpackung-anti-baby-pille-anovlar, Abruf am 27. Mai 2021
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