Arzneimittel und Therapie

Bindehautentzündung erst ohne Antibiotika behandeln

Zurückhaltung bei der Verordnung von Antibiotika

Bakterien, die eine Bindehautentzündung auslösen, reagieren zunehmend unempfindlich auf Antibiotika. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren einer Publikation in den Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde.

Aus diesem Grund rät die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) Ärzten jetzt zur Zurückhaltung bei der Verordnung von Antibiotika. In vielen Fällen helfen auch Augenreinigungen und Tränenersatzflüssigkeit. Ist der Einsatz von antibiotischen Augentropfen unumgänglich, sollten sich Betroffene auf bestimmte Wirkstoffe beschränken, so die Experten.

Bindehautentzündungen zählen zu den häufigsten Augenerkrankungen.Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft rät Ärzten zur Zurückhaltungbei der Verordnung von Antibiotika. In vielen Fällen helfen auch Augenspülungenund Tränenersatzflüssigkeit.

Beginn an einem Auge

Bakterielle Bindehautentzündungen zählen zu den häufigsten Augenerkrankungen. In der Regel beginnt die Infektion zuerst an einem Auge, bevor sie meist innerhalb von zwei bis drei Tagen auf das zweite Auge übergreift. Im Gegensatz dazu sind bei Bindehautentzündungen mit anderen Ursachen, beispielsweise Allergien oder Reizungen, in der Regel beide Augen betroffen.

Die wichtigsten Symptome bakterieller Infektionen der Bindehaut sind rote, eitrig verklebte Augen, Tränenfluss und Juckreiz. Die häufigsten Auslöser sind Streptokokken, Staphylokokken, Pneumokokken und Chlamydien. Diese pathogenen Keime können durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion ins Auge gelangen, etwa mit dem Finger, über Handtücher oder auch über das Wasser (z. B. Schwimmbadkonjunktivitis durch Chlamydien). Ein Spezialfall ist die Neugeborenen-Bindehautentzündung, die bei der Geburt im Genitaltrakt der Mutter auf das Kind übertragen wird; sie kann durch Chlamydia trachomatis oder Neisseria gonorrhoeae, den Erreger der Gonorrhoe, ausgelöst werden.

Der Augenarzt kann die Diagnose meist durch eine Untersuchung mit der Spaltlampe stellen. Ein Abstrich ist nur bei chronischen Verlaufsformen, bei Neugeborenen und immungeschwächten Personen zwingend notwendig.

Unkomplizierter Verlauf ist häufig

Eine Konjunktivitis heilt in 60 Prozent der Fälle auch ohne Behandlung von selbst innerhalb von ein bis zwei Wochen ab.

Antibiotische Augentropfen können helfen, die Krankheitsdauer zu verkürzen. Studien zeigen jedoch laut DOG, dass man mit dem Einsatz von Antibiotika problemlos drei Tage abwarten könne. Die Hälfte der Patienten komme dann ganz ohne Antibiotika aus, so die DOG. Die Beschwerden könnten vorübergehend auch mit Tränenersatzflüssigkeit gelindert werden. Mache sich nach drei Tagen keine Besserung bemerkbar, sollten Betroffene einen Augenarzt konsultieren, der dann ein Antibiotikum verordnen kann, wenn nötig.

Zur Therapie einer bakteriellen Bindehautentzündung werden verschiedene lokal wirksame Breitbandantibiotika eingesetzt. Sie werden je nach Schweregrad der Infektion mehrmals täglich bis stündlich in Form von Augentropfen oder -salben appliziert.

Dazu gehören Aminoglykosid-Antibiotika, wie Tobramycin und Gentamicin, sowie Azithromycin. Die sehr gut wirksamen Fluorchinolone Ciprofloxacin und Ofloxacin sollten erst bei schweren Krankheitsverläufen eingesetzt werden. Für Neugeborene ist Moxifloxacin, für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr Azithromycin das Mittel der Wahl.

Die Antibiotika werden auch mit Glucocorticoiden kombiniert, damit die Entzündung schneller zurückgeht. Bei Chlamydieninfektionen werden Antibiotika auch innerlich angewendet.


Quelle

Messmer, E. M., et al.: Bakterielle Konjunktivitis – Update zu Diagnose und Therapie, Klin Monatsbl Augenheilkd 2012; 229: 529 – 533.


hel

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