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Gesundheitspolitik
Dachverband für Kooperationen gegründet
Hartmann, der selbst vier Apotheken im Münchener Umkreis betreibt, will den Systemwandel im deutschen Apothekenwesen nicht herbeireden – aber dass Veränderungen bevorstehen, steht für ihn außer Frage. Und bevor die Apotheken und Patienten von einer "ungesunden Entwicklung" überrollt werden, möchte er selbst in die Lobbyarbeit eintreten. Zugleich will Hartmann "mit dem Märchen aufräumen, dass es Kooperationen nur darauf absehen, sich später einmal teuer an eine Kette zu verkaufen". Wer im BVDAK Mitglied werden möchte, muss vor allem den Erhalt seiner Selbstständigkeit im Sinn haben. Die inhabergeführte und unabhängige Apotheke zu erhalten, ist erklärtes Ziel des Verbandes. Am besten geht das in Hartmanns Augen, wenn sich die Apotheker in entsprechenden Kooperationen organisieren. Da jedoch viele dieser Kooperationen bislang nur regional etabliert sind und eine flächendeckende Ausbreitung innerhalb kürzerer Zeit nicht zu erwarten ist, will Hartmann mit seinem Verband für eine Vernetzung sorgen. Neben Apotheken können aber auch andere Unternehmen, denen daran gelegen ist, dass es die unabhängige und inhabergeführte Apotheke auch in Zukunft gibt, Mitglied im BVDAK werden. Dabei denkt Hartmann insbesondere an Großhändler, mittelständische Pharmahersteller – insbesondere aus den Bereichen der Homöopathie und der pflanzlichen Arzneimittel –, Verlage, Hersteller von Apothekenbedarf und weitere Dienstleister wie Rechtsanwälte oder Steuerberater, die ihren Schwerpunkt im Apothekenmarkt haben. Auch diese hätten schwere Folgen zu befürchten, wenn die inhabergeführte Apotheke aussterben würde. Ausdrücklicher Satzungszweck ist etwa auch, sich für den Erhalt des vollsortierten Pharmagroßhandels einzusetzen und eine Vertikalisierung der Handelsstufen zu verhindern.
Keine Konkurrenz
Hartmann betonte ausdrücklich, dass der BVDAK den Apothekerkammern und -verbänden keinesfalls Konkurrenz machen wolle. Zwar habe man sich vor der Gründung nicht miteinander abgesprochen – künftig soll jedoch eine Abstimmung mit der ABDA erfolgen, so der BVDAK-Vorsitzende. Dies habe er unmittelbar vor der Pressekonferenz in einem Gespräch mit dem ABDA-Präsidenten Heinz-Günther Wolf vereinbart. Hartmann bekräftigte, dass sich ABDA und BVDAK in den Zielen "absolut einig" seien, "da passt kein Blatt dazwischen". Allein der Weg, die Ziele zu erreichen sei ein anderer. Wie dieser genau aussehen wird, ist allerdings noch etwas diffus. "Die Gründung des Verbandes in diesem Februar erfolgte recht plötzlich – eigentlich hatte sich Hartmann bis Mitte 2008 Zeit lassen wollen, um eine breitere Gründungsbasis auf die Beine zu stellen. Doch auch andere Apotheker – namentlich in der saarländischen Kooperation 1A-Gesund – machen sich Gedanken über einen ähnlichen Zusammenschluss; diesen wollte der BVDAK zuvorkommen.
Zwölf Mitglieder
So blieben Hartmann nach eigenem Bekunden nur zwölf Tage, um seine Gründungsmitglieder zu finden. Zwölf sind es letztlich geworden, darunter allerdings lediglich vier Apothekenkooperationen. Neben der VitaPlus AG mit ihren 31 Mitgliedsapotheken sind die in Bayern aktive Kooperation ProPharm AG, die mittlerweile fast bundesweit agierenden A-plus-Apotheken sowie die neu gegründete Pharma-Union, eine Tochter des Apothekendienstleisters Pharmatechnik, mit von der Partie. Bei den übrigen Gründungsmitgliedern handelt es sich vornehmlich um Unternehmen aus dem süddeutschen Raum. Mit dabei sind beispielsweise Dienstleister wie Lauer Fischer oder die Pharmatechnik GmbH, der regionale Großhändler Hageda-Stumpf sowie die Sanacorp Pharmahandel GmbH (bei letzterer steht ein Vorstandsbeschluss über eine Fördermitgliedschaft allerdings noch aus), der Phytopharmakahersteller Harras Pharma Curarina, die Werbeagentur Performance Factory und der Wort und Bild Verlag. Die in Nordrhein-Westfalen aktive Apotheken-Kooperation Migasa hat Hartmann zufolge ebenfalls bereits einen Antrag auf Aufnahme in den Verband gestellt.
Netzwerkarbeit beginnt
Nun soll das Netzwerk ausgebaut werden. "Wir fangen bei Null an", räumt Hartmann ein. In der nächsten Zeit will er die Werbetrommel für seinen Verband rühren und das Gespräch mit den verschiedenen Kooperationen und anderen interessierten Unternehmen suchen. An Bereitschaft zum Engagement mangelt es dem 45-Jährigen nicht. Neben seiner Tätigkeit als Apotheker ist er im Gemeinde- und Kreisrat politisch aktiv. Zudem ist er stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender einer Bank und Aufsichtsratsmitglied eines Kreiskrankenhauses. Auch die Initiative für Unabhängige Heilberufe wird von ihm unterstützt.
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