Arzneimittel und Therapie

BfArM empfiehlt Anwendungsbeschränkungen

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist darüber informiert worden, dass in einer klinischen Studie mit dem Wirkstoff Celecoxib (Celebrex®) ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von kardiovaskulären Komplikationen (Herzinfarkt oder Schlaganfall) beobachtet wurde. Auf Empfehlung eines unabhängigen Gremiums zur regelmäßigen Überprüfung der erhobenen Studiendaten hat das nationale Krebsinstitut (National Cancer Institute, NCI) in den USA die Studie vorzeitig beendet.

Ein Rückruf von Celecoxib sei zurzeit nicht vorgesehen, so das BfArM in einer dringenden Arzneimittel-Meldung vom 22. Dezember 2004. Zwei weitere Studien mit Celecoxib (Prevention of Spontancous Adenomatous Polyps Trial und Alzheimers Disease Anti-inflammatory Prevention Trial), die in Größe und Dauer mit der APC-Studie vergleichbar sind, laufen weiter, weil bei diesen kein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko aufgefallen sein soll.

COX-2-Hemmer zur Vorbeugung von Kolonpolypen

Wenige Monate vor ihrem Abschluss wurde die auf drei Jahre angelegte plazebokontrollierte APC(Adenoma Prevention with Celecoxib)-Studie mit rund 2000 Patienten gestoppt, weil die Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse unter Celecoxib signifikant zunahm. Mit der APC-Studie sollte geprüft werden, ob durch Celecoxib das Wiederauftreten von Dickdarmpolypen verhindert werden kann. Die Wirkung von Celecoxib wurde mit der einer Plazebo-Behandlung verglichen, dabei wurde auch besonders auf Herz-Kreislauf-Komplikationen als mögliche unerwünschte Wirkung geachtet. Nach einer mittleren Behandlungsdauer von 33 Monaten ergab sich für Celecoxib dosisabhängig ein um das 2,5- bzw. 3,4-Fache erhöhtes relatives Risiko für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Ereignissen (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall, einschließlich solcher mit tödlichem Ausgang).

Celecoxib für Risikogruppen nicht vertretbar

Diese Studiendaten sind neu. Frühere Studien mit Celecoxib hatten bisher kein signifikant erhöhtes kardiovaskuläres Risiko erkennen lassen. In einer anderen gleichartigen Studie hat eine aktuell durchgeführte Zwischenauswertung keine Risikoerhöhung ergeben. Auch diese Studie wurde vorzeitig abgebrochen.

Als Vorsichtsmaßnahme zum Schutz von bestimmten Patientengruppen hält es das BfArM beim gegenwärtigen Kenntnisstand nicht mehr für vertretbar, Patienten mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder solchen Erkrankungen in der Vorgeschichte mit Celecoxib zu behandeln. Bei diesen Patienten sollten alternative Medikamente zur Schmerztherapie und Entzündungshemmung, z.B. herkömmliche, nicht-selektive nicht-steroidale Antirheumatika, eventuell in Kombination mit einem Präparat zum Magenschutz, z.B. Misoprostol oder einem Protonenpumpen-Hemmer, erwogen werden. Kann auf die Behandlung mit Celecoxib nicht verzichtet werden, sollte die niedrigste mögliche Dosis gewählt werden.

Alternativen für COX-2-Hemmer

Patienten, die Celecoxib einnehmen und wegen der neuen Informationen besorgt sind, rät das BfArM, ihren Arzt wegen der weiteren Behandlung ihrer Beschwerden und einer möglichen Therapieänderung um Rat zu fragen. Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die beschriebenen Nebenwirkungen auch bei anderen Coxiben auftreten, ist bei deren Einsatz ebenfalls eine sorgfältige individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung angezeigt.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMEA stuft das Risiko schwerer gastrointestinaler Schäden (Perforationen, Ulcera, Blutungen) von Coxiben und nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac und Ibuprofen als "vergleichbar" ein. Aufgrund des hohen Bewährungsgrades empfiehlt das arznei-telegramm die Rückumstellung auf diese etablierten NSAR, so kurz und so niedrig dosiert wie möglich. Bei Arthroseschmerzen soll vorrangig Paracetamol versucht werden. Paracetamol plus Codein beziehungsweise andere Opioidanalgetika kommen aber auch bei Patienten mit rheumatoider Arthritis als Alternative zu NSAR in Betracht.

BfArM fordert neue Nutzen-Risiko-Einschätzung

Zur Zeit wird bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) in London ein Risikobewertungsverfahren durchgeführt, das nach der Marktrücknahme von Rofecoxib (Vioxx®) veranlasst wurde und in dem das kardiovaskuläre Risiko aller in der EU zugelassenen Coxibe erneut bewertet wird. Das BfArM steht mit den Arzneimittelbehörden der EU-Mitgliedstaaten in engem Kontakt, um notwendige Maßnahmen zur Risikominderung bei der Anwendung von Coxiben zu beschließen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte forderte mit einem Schreiben vom 23. Dezember 2004 alle Einrichtungen und Unternehmen, die klinische Prüfungen mit dem Wirkstoff Celecoxib gemäß § 40 AMG vorgelegt haben und deren Studien noch andauern bzw. fortgeführt werden, auf, eine neue Nutzen-Risiko-Einschätzung unter Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse zum erhöhten kardiovaskulären Risiko von Celecoxib vorzulegen.

 

Quelle

Celecoxib (Celebrex®) und Herz-Kreislauf- risiken: BfArM empfiehlt Anwendungs- beschränkungen. Pressemitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), 20. Dezem- ber 2004.

Celecoxib in klinischen Prüfungen: Neue Nutzen-/Risiko-Einschätzung angefor- dert. Pressemitteilung des Bundesinsti- tuts für Arzneimittel und Medizinpro- dukte (BfArM), 23. Dezember 2004.

Das Aus für COX-2-Hemmer – jetzt

auch Studie mit Celecoxib (Celebrex®) gestoppt. blitz-arznei-telegramm,

18. Dezember 2004.

ck

 

 

In den USA wurde bei einer Studie mit dem Wirkstoff Celecoxib (Celebrex) ein erhöhtes Risiko von kardiovaskulären Komplikationen beobachtet. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) hat reagiert.

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