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Arzneimittel und Therapie
Atopische Dermatitis: Neuer Zytokin-Inhibitor Pimecrolimus
Neurodermitis, auch bekannt unter dem Namen "atopische Dermitis", ist die schwerste Ekzemform. Das Wort Ekzem kommt aus dem Griechischen und bedeutet "ich brenne". Die Haut des Patienten ist in der Regel trocken, rau und schuppig. Immer wieder entwickeln sich Entzündungen – Rötungen und Schwellungen – und Juckreiz.
Das unangenehmste Symptom von Ekzemen ist dieser Juckreiz: Viele Patienten können dem Drang zu kratzen nicht widerstehen, manchmal kratzen sie so intensiv, dass die Haut anfängt zu bluten. Kratzer und Risse auf der Haut können zu Infektionen führen, die Haut nässt an diesen Stellen, und es kommt zur Krustenbildung. Eine Neurodermitis kann den ganzen Körper befallen. Am häufigsten betroffen sind Gesicht, Beugeflächen (Falten der Ellbogen und Knie) und Hände.
Beginn in der Kindheit
Eine Neurodermitis beginnt im Regelfall während der Kindheit – etwa 60% aller Fälle werden im ersten Lebensjahr diagnostiziert. Viele Patienten – etwa 60% – "entwachsen" der Krankheit bis zu einem Alter von etwa 20 Jahren, andere leiden aber für den Rest ihres Lebens darunter.
Bis zu 20 Prozent aller Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben an einer atopischen Dermitis. Etwa 20% aller Säuglinge haben Ekzeme, fast jedes fünfte Schulkind in Großbritannien leidet an Neurodermitis, und einer von zwölf Erwachsenen hat diese Krankheit. Das "National Institute of Health" schätzt, dass 15 Millionen Menschen in den USA an irgendeiner Form von Ekzem erkrankt sind. In Deutschland leiden rund 3,3 Millionen Menschen an atopischer Dermatitis.
Häufig erblich
Eine Neurodermitis wird häufig von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Hat ein Elternteil eine atopische Erkrankung (Neurodermitis, allergische Rhinitis oder Asthma), so ist das Risiko des Kindes, eine atopische Krankheit zu bekommen, eins zu vier. Sind sowohl der Vater als auch die Mutter Atopiker, so steigt die Wahrscheinlichkeit, eine Neurodermitis zu erben, auf mehr als 50 Prozent.
Jedoch liegt nicht in allen Fällen eine genetische Ursache zugrunde. Bei 30% aller Ekzem-Patienten sind in der Familie noch keine allergischen Erkrankungen aufgetreten. So können bestimmte Umweltfaktoren Ekzeme auslösen. Dazu gehören Allergien, extreme Temperaturen, grobe Stoffe (u. a. Wolle) sowie Angst und Stress. Andere Ekzemarten (z. B. irritative Kontaktdermitis) können durch Chemikalien, Waschmittel oder Nickel ausgelöst werden.
Behandlung: Hautpflege und Glucocorticoide
Als Standardbehandlung von Neurodermitis gilt zurzeit die Hautpflege mit Emollientia (feuchtigkeitsspendenden Präparaten), um die Haut feucht zu halten, an zweiter Stelle folgt die gelegentliche Anwendung von topischen Glucocorticoiden, um die Entzündung zu unterdrücken. Zu den weniger verbreiteten Behandlungen zählen Teerpräparate und die Phototherapie. In bestimmten Fällen werden ferner Antihistaminika und Antibiotika eingesetzt, um den Juckreiz zu lindern oder eine Infektion zu behandeln.
Der Hauptpfeiler der Behandlung – die topischen Glucocorticoide – ist bei vielen Patienten nicht wünschenswert, weil eine Langzeitanwendung mit Nebenwirkungen verbunden ist, wie Hautverdünnung oder Wachstumsstörungen. Auch ist die mögliche Anwendungsdauer begrenzt (bei vielen auf eine Behandlungsdauer von zwei oder drei Wochen pro Zyklus), für zarte Hautpartien wie im Gesicht wird außerdem von stärkeren Corticoiden abgeraten. Viele Eltern behandeln ihre Säuglinge und Kinder ungern mit Glucocorticoiden.
Pimecrolimus unterdrückt die Immunantwort
Eine Alternative bieten die Immunsuppressiva Tacrolimus (Protopic®) und Pimecrolimus (Elidel®), beides Makrolactame, zur topischen Anwendung. Pimecrolimus wird aus Ascomycin, das von einem Pilz gebildet wird, gewonnen und wirkt auf die T-Zellen der Haut, die eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Ekzemen spielen. Diese Zellen produzieren Zytokine, die im Verlauf der Krankheit Entzündungen, Rötung und Juckreiz hervorrufen. Pimecrolimus hemmt die Entstehung und Freisetzung von Entzündungszytokinen durch die T-Zellen in der Haut.
Mit topisch angewendetem Pimecrolimus ließ sich in klinischen Studien die Anzahl der Ekzemschübe deutlich reduzieren. Als häufigste Nebenwirkungen wurde über ein vorübergehendes Wärmegefühl und in seltenen Fällen leichtes Brennen an der Applikationsstelle berichtet. Aufgrund der sehr guten Verträglichkeit und der niedrigen systemischen Resorption gibt es keinerlei Beschränkungen für die Größe der behandelbaren Körperoberfläche sowie für die Dauer der Anwendung.
Pimecrolimus und Tacrolimus wirken zwar topisch gut bei der Therapie des atopischen Ekzems, bei der Psoriasis jedoch nur in bestimmten Lokalisationen (Gesicht, Intertrigines). Jedoch belegen jüngste Studien zur oralen Gabe von Pimecrolimus bei Psoriasis eine schnelle und gute Wirksamkeit bei einer geringen Rate unerwünschter Arzneimittelwirkungen.
Elidel®-Creme erhielt im Dezember 2001 von der Arzneimittelbehörde FDA in den USA die Zulassung für die kurzzeitige und intermittierende Langzeitbehandlung leichter bis mittelschwerer atopischer Dermatitis bei Patienten ab zwei Jahren. Zulassungsgesuche für das Präparat werden zurzeit von den Gesundheitsbehörden in Kanada, der Schweiz und Dänemark geprüft. In Deutschland soll Elidel® Ende des Jahres auf den Markt kommen. hel
Pimecrolimus (Elidel-Creme) ist ein Immunsuppressivum, das zur lokalen Anwendung bei der atopischen Dermatitis entwickelt wird. Auf dem 20. Weltkongress für Dermatologie in Paris wurden am 1. Juli nach einem Bericht von Novartis Pharma neueste Forschungsergebnisse vorgestellt. Nachfolgend veröffentlichen wir ein Interview mit Prof. Dr. Thomas Luger, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie Münster und Leiter von klinischen Studien, in dem er zum Sicherheitsprofil von Pimecrolimus Stellung nimmt.
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