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- DAZ 29/2002
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Arzneimittel und Therapie
NMDA-Antagonist: Memantin erhält Zulassung zur Therapie der schweren Alzheimer-
Memantin wurde erstmals unter dem Warenzeichen Akatinol® vor über einem Jahrzehnt zur Behandlung schwerwiegender neurologischer Störungen in Verkehr gebracht. Bei der klinischen Anwendung zeigten sich jedoch Wirksamkeiten von Memantin bei klinisch so verschiedenen Krankheitsbildern wie zentral bedingten Bewegungsstörungen und psychischen Störungen, insbesondere bei Patienten mit primären neurodegenerativen Demenzen. Mit der Zulassung für die Behandlung mittelschwerer bis schwerer Alzheimer- Demenz ist Memantin die erste Substanz, die für diese Indikation zugelassen wird.
Während im Anfangsstadium der Demenz vor allem eine Stabilisierung von Gedächtnis- und Lernleistung im Vordergrund steht, zielt die medikamentöse Therapie in den fortgeschrittenen Stadien insbesondere auf den Erhalt der Selbstständigkeit des Patienten ab. In plazebokontrollierten Doppelblindstudien wurde bei mittelschwerer bis schwerer Demenz ein Wirksamkeitsnachweis erbracht.
So verbesserte Memantin nicht nur die kognitiven Leistungen der Patienten, sondern auch ihre Alltagsfähigkeiten und das klinische Gesamturteil. Bereits nach dreimonatiger Memantin-Therapie zeigten sich gleichzeitig Verbesserungen unter Memantin (61,3%) verglichen mit Plazebo (31,6%) auf den beiden unabhängigen Beurteilungsebenen Klinischer Gesamteindruck (CGI) durch den Arzt und Beurteilung für geriatrische Patienten (BGP) durch das Pflegepersonal. Alltagsaktivitäten der Patienten, wie z. B. aufstehen, sich waschen, sich anziehen, zur Toilette gehen, verbesserten sich, und die Pflegeabhängigkeit reduzierte sich klinisch relevant und signifikant unter der Memantin-Behandlung verglichen mit Plazebo.
Verbesserung der Alltagsaktivitäten
Eine klinische Studie bei einer Gruppe von Patienten, die an mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Krankheit litten, zeigte im Behandlungszeitraum von sechs Monaten positive Effekte der Behandlung mit Memantin im Vergleich zu Plazebo. An dieser doppelblinden, randomisierten und plazebokontrollierten Multicenter-Studie nahmen insgesamt 252 ambulante Patienten (33% Männer, 67% Frauen, Durchschnittsalter 76 Jahre) teil. Die Dosierung betrug 10 mg Memantin zweimal täglich.
Die primären Bewertungsparameter umfassten den globalen Bereich sowie den funktionalen. Als sekundärer Endpunkt wurden die kognitiven Fähigkeiten beurteilt. Nach sechs Monaten betrug der Anteil der positiv ansprechenden Patienten (positives Ansprechen prospektiv definiert als Stabilisierung oder Besserung in zwei unabhängigen Bereichen) 29% bei den mit Memantin behandelten Patienten gegenüber 10% bei der Plazebogruppe (p = 0,004). Bei Anlegen aller drei Kriterien (positives Ansprechen definiert als Stabilisierung oder Besserung in allen drei Bereichen: kognitive Fähigkeiten, funktionaler und globaler Bereich) betrug der Anteil der positiv ansprechenden Patienten 11% in der Memantin-Gruppe gegenüber 6% in der Plazebogruppe (p = 0,17).
Schwache bis mittelschwere unerwünschte Wirkungen
An Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Memantin dosisabhängig Schwindel, innere und motorische Unruhe und Übererregung, Müdigkeit, Kopfdruck und Übelkeit auftreten. Bei schweren Nierenfunktionsstörungen, schweren Verwirrtheitszuständen und Epilepsie ist Memantin kontraindiziert. Die gleichzeitige Anwendung von NMDA-Antagonisten wie Amantadin, Ketamin oder Dextromethorphan sollte vermieden werden, da diese Wirkstoffe am gleichen Rezeptorsystem wie Memantin angreifen. Memantin zeichnet sich nach Angaben des Herstellers zudem durch ein günstiges Verträglichkeitsprofil auch in der Langzeittherapie aus.
Kastentext: Wirkung als NMDA-Rezeptor-Antagonist
Memantin wirkt als Modulator der glutamatergen Neurotransmission. Bei pathologisch erhöhter Glutamatfreisetzung blockiert es N-Methyl-D-Aspartat-(NMDA)-Rezeptoren. Diese Rezeptoren werden durch den Botenstoff Glutamat aktiviert und sind an den Nervenzellen des Gehirns für die Steuerung des Calciumioneneinstroms und damit für Lern- und Gedächtnisvorgänge zuständig. Bei chronischer Überstimulation durch zuviel Botenstoff vermitteln die Rezeptoren eine Schädigung der Zellen durch ein Übermaß an Calcium. In diesen krankhaften Prozess kann Memantin regulierend eingreifen, bedrohte Nervenzellen vor Zerstörung schützen und auch die Funktionsfähigkeit bereits gestörter Nervenzellen verbessern. ck
Der N-Methyl-D-Aspartat(NMDA)-Rezeptor-Antagonist Memantin hat von der Europäische Zulassungsbehörde EMEA die Zulassung für die Behandlung der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Demenz erhalten, wie Merz Pharmaceuticals mitteilt. Bislang war der Wirkstoff, der ab 1. August unter dem Namen Axura zur Verfügung steht und bisher unter dem Handelsnamen Akatinol Memantin auf dem Mark ist, nur bei leichten bis mittelschweren Hirnleistungsstörungen indiziert.
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