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Studie der Bertelsmann-Stiftung: Versicherte und Ärzte unzufrieden mit Versorgu
Ziel des so genannten Gesundheitsmonitors, den die Bertelsmann-Stiftung zweimal jährlich durchführt, ist es u. a., den Status quo der medizinischen Versorgung zu ermitteln und herauszufinden, wie die Bürger das Gesundheitswesen erleben. Bevor die endgültige Studie im November erscheinen wird, gab die Bertelsmann-Stiftung einige Ergebnisse aus der Befragung von 1500 Versicherten und 500 Ärzten vorab bekannt.
Versicherte beklagen zu hohe Zuzahlungen
So rechnen 52 Prozent der befragten Versicherten damit, dass der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) künftig Einschränkungen erfahren wird. Dabei erwarten 61 Prozent, dass sich die Leistungen qualitativ verschlechtern werden – nur sechs Prozent glauben noch an eine Verbesserung. Weiterhin meinen 54 Prozent der Versicherten, dass es zuwenig Geld für die medizinische Versorgung gibt. Nur 12 Prozent sind der Ansicht, dass zuviel Geld ausgegeben wird.
Die Finanzierungssituation schätzen Bevölkerung und Ärzte sehr unterschiedlich ein: 61 Prozent der Bevölkerung, jedoch nur 42 Prozent der Ärzte finden die Krankenkassenbeiträge zu hoch. Noch deutlicher ist die Diskrepanz bei der Beurteilung der Zuzahlungen für Medikamente: Diese finden 69 Prozent der Versicherten, aber nur 22 Prozent der Ärzte zu hoch.
Obwohl die meisten Versicherten, die Beiträge zur GKV als zu hoch empfinden, wären nur 31 Prozent bereit, für einen niedrigeren Beitrag bei speziellen Therapien höhere Zuzahlungen in Kauf zu nehmen. Lediglich ein Viertel würde höhere Zuzahlungen bei Arzneimitteln akzeptieren. Einen jährlichen Selbstbehalt von etwa 1000 DM könnten sich nur 17 Prozent vorstellen.
Patienten wollen aktiver in Therapie einbezogen werden
Weiterhin belegen die Ergebnisse des Gesundheitsmonitors, dass der Patient von heute mündig sein möchte: 59 Prozent aller Befragten wollen nach Diagnose und Beratung gemeinsam mit ihrem Arzt entscheiden, welche Behandlung erfolgen soll. Immerhin 14 Prozent möchten nach einer Beratung durch ihren Hausarzt die Entscheidung alleine treffen können.
Das sehen die Ärzte kritisch: Zwar meinen 77 Prozent von ihnen, dass der Patient bei wichtigen Entscheidungen das Recht haben sollte, selbst zu bestimmen. Dennoch sind 52 Prozent der Hausärzte davon überzeugt, dass die Beteiligung an Entscheidungen über Behandlungen eine zusätzliche Belastung für Patienten ist. Sollen Disease-Management-Programme im Gesundheitssystem etabliert werden, die eine stärkere Einbeziehung des Patienten voraussetzen, bestünde hier also noch einiger Handlungsbedarf.
In dieser regelmäßig durchgeführten Studie zum Gesundheitswesen, werde offenbar, dass Qualitätsmängel in der medizinischen Versorgung nicht nur subjektive Eindrücke von Patienten seien, sondern auch von Ärzten bestätigt würden, sagte Jan Böcken, Experte für Gesundheitspolitik bei der Bertelsmann Stiftung. "Daher ist es unbedingt notwendig, dass die fachlichen Leistungen von Ärzten vergleichbar und öffentlich gemacht werden", lautet eine seiner Schlussfolgerungen aus den Studienergebnissen.
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