Effektive Blutstillung, mehr Neben­wirkungen

Andexanet alfa zur Therapie von Gehirnblutungen unter Faktor-Xa-Inhibitoren

18.07.2024, 13:44 Uhr

(Packshot Astra Zeneca)

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Erleiden Patienten unter der Einnahme von Faktor-Xa-Inhibitoren eine intrazerebrale Blutung, so kann diese laut einer aktuellen Studie mit Andexanet alfa besser gestillt werden als mit einer Standardtherapie. Diesem Vorteil stehen allerdings Nachteile wie mehr thrombotische Ereignisse und ischämische Schlaganfälle gegenüber. Im Hinblick auf die Mortalitätsrate nach 30 Tagen konnte zwischen der Standardtherapie und der Andexanet-Gabe kein Unterschied festgestellt werden.

Faktor-Xa-Antagonisten wie Rivaroxaban oder Apixaban werden zur Vorbeugung und Behandlung thromboembolischer Ereignisse eingesetzt. Damit verbunden ist ein geringes, aber mit hoher Morbidität und Mortalität assoziiertes Risiko für intrakranielle Blutungen. Erfordern lebensbedrohliche oder nicht kontrollierbare Blutungen eine Aufhebung der Antikoagulation, kann Andexanet Alfa (Ondexxya®) als Antidot eingesetzt werden. 

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Andexanet alfa ist eine rekombinante inaktive Form des humanen Faktor-Xa-Proteins, das Faktor-Xa-Inhibitoren kompetitiv bindet und deren Wirkung hemmt, in der Folge kann Thrombin wieder gebildet werden. Andexanet alfa ist als Antidot von Apixaban und Rivaroxaban zugelassen.

Hämatomvergrößerung als negativer Prädiktor

Treten unter einer Therapie mit Faktor-Xa-Inhibitoren intrazerebrale Blutungen auf, besteht zudem das Risiko einer Vergrößerung des Hämatoms. Die Expansion eines Hämatoms ist wiederum ein Prädiktor für einen schlechten Ausgang. Ob Andexanet alfa einen Einfluss auf die Volumenexpansion hat, ist bislang nicht genau bekannt und wurde daher in einer randomisierten, kontrollierten Studie untersucht, um Wirksamkeit und Sicherheit von Andexanet alfa bei intrazerebralen Hämatomen mit einem Standardvorgehen zu vergleichen.

Vor- und Nachteile halten sich die Waage

An der randomisierten, klinischen Studie nahmen Patienten teil, bei denen es innerhalb von 15 Stunden unter der Einnahme eines Faktor-Xa-­Inhibitors zu einer intrazerebralen Blutung gekommen war. Die Probanden hatten Apixaban, Rivaroxaban oder Edoxaban (für dessen Antagonisierung Andexanet alfa jedoch nicht zugelassen ist) eingenommen. 263 Patienten erhielten Andexanet alfa (Andexanet-Gruppe), 267 eine Standardtherapie, meist ein Prothrombin-Komplex-Konzentrat (Vergleichsgruppe). Der primäre Studienendpunkt war die blutstillende Wirkung. Diese galt als gegeben, wenn das Hämatom innerhalb von zwölf Stunden maximal um 35 % an Größe zunahm, der Score auf der NIHSS (National Institutes of Health Stroke-Skala) um weniger als sieben Punkte anstieg – dementsprechend keine neurologische Verschlechterung eintrat – und innerhalb der Stunden drei und zwölf keine zusätz­liche Behandlung erforderlich war. Sicherheitsendpunkte waren thrombo­tische Ereignisse und Todesfälle.

Kein Einfluss auf die Mortalität

Eine Blutstillung wurde bei 67 % der Patienten unter Andexanet-Gabe und bei 53,1 % unter Vergleichstherapie erzielt. Bei 76,7 % der Patienten in der Andexanet-Gruppe betrug die Volumenzunahme des Hämatoms weniger als 35 %, in der Vergleichsgruppe nur bei 64,6 % der Patienten. Dieser Benefit unter Andexanet alfa wurde allerdings mit Nachteilen erkauft: So traten bei 10,3 % der mit Andexanet Behandelten thrombotische Ereignisse auf, in der Vergleichsgruppe nur bei 5,6 %. Ischämische Schlaganfälle wurden bei 6,5 % der Patienten in der Andexanet-Gruppe und bei 1,5 % der Vergleichsgruppe registriert. Im Hinblick auf die Mortalitätsrate nach 30 Tagen zeigte sich kein Unterschied. Sie lag in der Andexanet-Gruppe bei 27,8 % und in der Vergleichsgruppe bei 25,5 %.

Literatur

[1] Connolly SJ et al. Andexanet for Factor Xa Inhibitor-Associated Acute Intracerebral Hemorrhage. N Engl J Med 2024;390(19):1745-1755, doi: 10.1056/NEJMoa2313040

[2] Fachinformation Ondexxya®


Dr. Petra Jungmayr, Apothekerin
redaktion@daz.online


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