Gemeinsame Resolution

Deutschsprachige Ärzte fordern EU-Strategie gegen Arzneimittel-Lieferengpässe

Berlin - 08.07.2024, 15:30 Uhr

In Frankfurt-Höchst schließt bald die letzte europäische Produktion von Metamizol. (Foto: IMAGO / Industriepark-Höchst)

In Frankfurt-Höchst schließt bald die letzte europäische Produktion von Metamizol. (Foto: IMAGO / Industriepark-Höchst)


In einer gemeinsamen Resolution fordern Ärzteorganisationen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Südtirol, Luxemburg und Liechtenstein die politischen Verantwortlichen auf, eine europäische Strategie gegen Lieferengpässe zu entwickeln. Dafür sehen sie es als essenziell an, die Wirkstoffproduktion in Europa sicherzustellen.

Bei der 69. Konsultativtagung der deutschsprachigen Ärzteorganisationen haben die Teilnehmer*innen in einer gemeinsamen Resolution eine einheitliche EU-Strategie gegen Arzneimittel-Lieferengpässe eingefordert. Neben Vertreter*innen der Bundesärztekammer nahmen auch solche aus entsprechenden Organisationen Österreichs, der Schweiz, Südtirols, Luxemburgs und Liechtensteins an der Veranstaltung teil.

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Sie erinnern an die massiven Lieferengpässe bei Antibiotika im vergangenen Winter, auch aktuell kämpften Ärzt*innen der teilnehmenden Länder mit „Hunderten“ Engpässen bei Arzneimitteln. „Es kann nicht die Aufgabe von Ärztinnen und Ärzten sein, laufend die Versäumnisse der Politik gegenüber den Patientinnen und Patienten zu entschuldigen. Unsere Patientinnen und Patienten haben die bestmögliche Versorgung verdient und wir erwarten und fordern von den politisch Verantwortlichen, dass sie uns dies ermöglichen und langfristig absichern.“

Erhaltung der Wirkstoffproduktion in Europa

Die bisherigen Maßnahmen zur Sicherung der Arzneimittel-Lieferketten reichten nicht aus. Sie betonen die Wichtigkeit der Diversifizierung von Lieferketten. Zudem sei von zentraler Bedeutung, nicht nur die Arzneimittelproduktion im Blick zu behalten, sondern insbesondere auch die Wirkstoffherstellung in Europa zu erhalten, beziehungsweise zurückzuholen. 

Besonders alarmierend sei die fortschreitende Auslagerung von Produktionsproduktion nach Asien. Die Ärzteorganisationen verweisen auf die kürzlich bekanntgewordene Schließung des letzten europäischen Werks für das Schmerzmittel Metamizol Ende 2025. „Europa wird von dann komplett auf China angewiesen sein.“

Letzter europäischer Metamizol-Produzent beendet Produktion

Dass die Sanofi-Tochter Euroapi die Herstellung in Frankfurt-Höchst nach über 100 Jahren beenden will, hatten im Juni unter anderem der Spiegel und die Frankfurter Rundschau berichtet. Markus Braun, Sprecher von Euroapi, hat demnach angekündigt, dass die Produktion von 13 Wirkstoffen „mit niedrigen oder negativen Margen“ bis Ende 2025 eingestellt werde. Darunter ist auch das Schmerzmittel Novalgin mit dem Wirkstoff Metamizol – dem nach Ibuprofen am zweithäufigsten verschriebenen Schmerzmittel in Deutschland. Zwar produzieren weiterhin verschiedene Unternehmen in Deutschland Arzneimittel auf der Grundlage von Metamizol, jedoch produziert keines davon den Wirkstoff selbst.

Und so fordert die 69. Konsultativtagung der deutschsprachigen Ärzteorganisationen eine neue Strategie der Europäischen Union „gegen die zunehmende Abhängigkeit von asiatischen Produktionsstätten“.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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