Auf kardiovaskuläre Risikofaktoren achten!

Wie belastend sind Triptane fürs Herz?

Stuttgart - 02.07.2024, 09:15 Uhr

Triptane können bei Migräne-Anfällen eingesetzt werden. (Foto: fizkes/AdobeStock)

Triptane können bei Migräne-Anfällen eingesetzt werden. (Foto: fizkes/AdobeStock)


Bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Triptane in der Therapie von Migräne-Attacken kontraindiziert. Wie hoch das von den Triptanen ausgehende kardiovaskuläre Risiko tatsächlich ist, wurde kürzlich anhand von Verordnungsdaten aus Dänemark genauer untersucht.

Triptane sind selektive Serotonin-Rezeptoragonisten und entfalten ihre Wirkung vor allem an kranialen Blutgefäßen. Sie wirken vasokonstriktorisch und hemmen die Aktivität des Trigeminusnervs. Dadurch können sie eine Migräneattacke in ihrer Intensität reduzieren und verkürzen. Der vasokonstriktorische Effekt ist jedoch nicht auf die kranialen Gefäße beschränkt, sondern tritt auch an kar­dialen Blutgefäßen auf. Deshalb sind die Wirkstoffe bei Patienten mit KHK (koronarer Herzkrankheit) sowie Myokardinfarkt oder Schlag­anfall in der Anamnese kontraindiziert.

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Inwiefern Triptane bei Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko sicher sind, wurde nun in einer fallbasierten Crossover-Studie untersucht. Dazu wurden die Daten des dänischen Gesundheitsregisters für den Zeitraum 1995 bis 2022 ausgewertet. Als potenzielle Fälle kamen alle Personen infrage, welche im Studienzeitraum ein Triptan verordnet bekamen und einen Herzinfarkt, einen ischämischen Schlaganfall oder einen nicht genauer spezifizierten Schlaganfall erlitten hatten. Hierbei wurde ein Zusammenhang zur Triptan-Einnahme dann angenommen, wenn die Verordnung des Triptans im Zeitraum von 14 Tagen vor dem Endpunkt (Schlaganfall oder Herzinfarkt) lag. Insgesamt wurden 429.612 Personen in die Studie eingeschlossen. Diese waren im Median 38 Jahre alt und mit 75,8 % überwiegend weiblich.

In engem zeitlichem Zusammenhang mit der Erstverordnung eines Triptans erlitten 11 (0,003 %) der in die Studie eingeschlossenen Personen einen Herzinfarkt, 18 (0,004 %) einen ischämischen Schlaganfall und 35 (0,008 %) einen nicht genauer spezifizierten Schlaganfall.

Die Betroffenen hatten mehr kardiovaskuläre Risikofaktoren in der Anamnese (50,0 % vs. 10,4 %) und waren mit einem Median von 60 bis 61 Jahren deutlich älter als Personen, welche ein Triptan erhalten, jedoch keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hatten.

Triptane: Beratung zur Selbstmedikation

Einige Triptane sind inzwischen unter bestimmten Voraussetzungen für die Selbstmedikation erhältlich. So kann beispielsweise Sumatriptan in einer Dosierung von 50 mg je abgeteilter Form und einer Gesamtmenge von 100 mg pro Packung ohne Rezept abge­geben werden. Beim Wunsch nach einem Triptan in der Selbstmedikation muss immer hinterfragt werden:

  • ob eine ärztliche Migräne­diagnose vorliegt und
  • ob Kontraindikationen wie schwerer Bluthochdruck sowie ein erlittener Herzinfarkt oder Schlaganfall in der Anamnese vorhanden sind.

Bei diesen vorbelasteten Pa­tienten darf kein Triptan ab­gegeben werden. Migränepatienten ohne kardiovaskuläres Risiko können hingegen mit Triptanen effektiv und sicher behandelt werden.

Triptane: Achtung bei Hypertonie und Patienten unter 60 Jahren

In Subgruppenanalysen zeigte sich, dass insbesondere bei einem akuten Koronarsyndrom in der Vergangenheit, Hypertonie und einem Alter unter 60 Jahren das Herzinfarktrisiko bei Einnahme eines Triptans erhöht ist. Einen ischämischen Schlaganfall erlitten vor allem männliche Personen, Patienten unter 60 Jahre und Personen mit Hypertonie in der Anamnese. Auch für einen nicht näher spezifizierten Schlaganfall waren insbesondere männliche Personen und Dia­betes­patienten anfällig. Allerdings sind diese Subgruppenanalysen aufgrund der geringen Fallzahlen durchaus kritisch zu sehen.

Insgesamt kann die Einnahme von Triptanen bei Personen, die ein ge­ringes kardiovaskuläres Risiko haben, als sicher gewertet werden. So tritt ein Schlaganfall oder Herz­infarkt nur bei einem von 30.000 Patienten auf. 

Literatur

Petersen CL et al. Risk of Stroke and Myocar­dial Infarction Among Initiators of Triptans. JAMA Neurol 2024;81(3):248-254, doi: 10.1001/jamaneurol.2023.5549

 


Dr. Karin Schmiedel, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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