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Protest und Verhandlungen
Frankreich: Apothekenteams am Ende ihrer Geduld
Stagnierendes Honorar und Angst vor Versendern: In ganz Frankreich gingen vergangene Woche Apothekenteams auf die Straße. Und der Protest könnte weitergehen – wenn die Nationale Krankenkasse in den Verhandlungen an diesem Mittwoch den Apothekengewerkschaften nicht entgegenkommt.
„Mobilisieren wir heute, damit es uns morgen noch gibt!“ – mit diesen Worten riefen die beiden größten Apothekengewerkschaften Frankreichs, die Fédération des Syndicats pharmaceutiques de France (FSPF) und die Union des syndicats de pharmaciens d'officine (USPO), zu einem landesweiten Protest in der vergangenen Woche auf. Erfolgreich, wenn man sich die Zahlen anschaut: 30.000 Apothekeninhaber, -angestellte und Pharmaziestudierende sind am Donnerstag auf die Straße gegangen, wie der FSPF mitteilte. 18.000 Apotheken machten dicht – fast 90 Prozent des Landes.
Der Zeitpunkt für die größten Proteste des Berufsstandes seit zehn Jahren war mit Bedacht gewählt. An diesem Mittwoch wird es Gespräche mit den Vertretern der Nationalen Krankenkasse (CNAM) geben. Seit dem vergangenen Jahr laufen die Verhandlungen – die Apothekengewerkschaften wollen noch einmal Druck machen.
„Arzneimittel knapp, Patienten in Agonie“
In der Hauptstadt Paris zogen die Apothekenteams und Studierenden am Donnerstag von der pharmazeutischen Fakultät zum Wirtschaftsministerium. Wie die größte Tageszeitung des Landes „Le Monde“ berichtete, war auf den Plakaten unter anderem zu lesen: „Arzneimittel knapp, Patienten in Agonie“ oder „Wir streiken, damit wir weiterhin Ihren Krebs behandeln können“.
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Die Gründe für den Unmut der Apothekenteams sind ähnlich wie in Deutschland. „Die Patienten sollen vor pharmazeutischen Wüsten gewarnt werden“, heißt es in dem Aufruf der Gewerkschaften. Allein im ersten Quartal des Jahres schlossen laut ihren Angaben hundert Apotheken.
Einstieg von Amazon in den OTC-Markt?
Es soll zudem auf die „allgemeine Unzufriedenheit“ der Apothekerinnen und Apotheker mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten hingewiesen werden. Zu guter Letzt geht es aber auch um eine Reform des Pharmaziestudiums – die lässt auf sich warten.
Zum Zorn der Apothekenteams haben die zahlreichen Lieferengpässe beigetragen. Darüber hinaus wird öffentlich darüber spekuliert, ob die Versorgungslage sich nicht entspannen könnte, wenn die Bestimmungen für Onlineversender dereguliert werden – es wird ein Einstieg von Amazon befürchtet. Selbst der Verkauf von Arzneimitteln in Supermärkten steht im Raum.
„Vernünftig bleiben“
Die Nachrichtenagentur AFP zitierte am Tag des Protestes den Abgeordneten Marc Ferracci von der Präsidenten- und Regierungspartei „Renaissance“, der sagte, man müsse „vernünftig bleiben“. Er bestätigte, dass es „Überlegungen“ gebe, „ob es sinnvoll ist, die Regeln für den Onlineverkauf von rezeptfreien Medikamenten zu lockern“. Gleichzeitig, das betonte er, wolle man „das Prinzip des Monopols“ der Apotheken „nicht infrage stellen“. Wie er das miteinander vereinbaren will, verriet er nicht.
Für die Apotheken steht an diesem Mittwoch bei den Gesprächen mit der Nationalen Krankenkasse also einiges auf dem Spiel, und die Geduld der Gewerkschaften hat nun ein Ende. Es handle sich bei dem Termin um ein „abschließendes Treffen“, machten sie klar.
Honorar muss Teil der Verhandlungen sein
Denn mit den bisherigen Vorschlägen der Kasse zeigten sich die Gewerkschaften alles andere als zufrieden. In einer Pressemitteilung vom 29. März wird beispielsweise zwar ein Entgegenkommen bei der Unterstützung für Apotheken in Not begrüßt. Allerdings wird betont, dass die Erhöhung des Honorars „ein unumgängliches Element der Verhandlungen“ sei – und von der CNAM dazu nichts komme.
Bereits am Freitag will die Generalversammlung der FSPF zusammentreten. Es soll über das Angebot der Kassen beratschlagt und über weitere Proteste entschieden werden.
Premier Attal: „Wir lieben die Apotheker“
Als übrigens Premier Gabriel Attal am Donnerstag in der Sendung „C à vous“ des TV-Kanals „France 5“ auf die Proteste angesprochen wurde, sagte er: „Ich sage den Apothekern, dass wir sie lieben, und dass wir sie brauchen“. Neben den Allgemeinmedizinern müssten Apothekerinnen und Apotheker „noch mehr zum Dreh- und Angelpunkt unseres Gesundheitssystems gemacht werden“.
Attal wünsche sich daher, dass die Verhandlungen mit der Nationalen Krankenkasse fortgesetzt werden und zu einem Abschluss kommen. Laut dem Premier ist eine Anhebung der Honorare um zehn Prozent im Gespräch sowie eine bessere Vergütung der Nachtdienste.
„Ball im Feld der Regierung“
Die Worte des Premiers werden den französischen Apothekengewerkschaften nicht reichen. „Der Ball liegt nun im Feld der Regierung“, heißt es in der Pressemitteilung vom Protesttag. „Wir erwarten Beweise dafür, dass sie uns nicht nur gehört hat, sondern auch zuhört, mit konkretem und maßgeblichem Handeln.“
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