BAH-Gesundheitsmonitor

Gesundheitswesen: Vertrauen in Apotheken weiterhin am größten

Berlin - 19.02.2024, 15:15 Uhr

Zufrieden mit dem letzten Apothekenbesuch. (Foto: Schelbert / DAZ)

Zufrieden mit dem letzten Apothekenbesuch. (Foto: Schelbert / DAZ)


Immer mehr Menschen in Deutschland gehen davon aus, dass sich das Gesundheitswesen in den kommenden zehn Jahren verschlechtern wird. Aber: Ihr Vertrauen in die Apotheken ist weiter gestiegen. Das zeigt der alljährliche Gesundheitsmonitor des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller. Allerdings werden die Arzneimittelversender auch in zunehmendem Maß als vertrauenswürdig erachtet.

Die Apotheke vor Ort ist weiterhin der Akteur im Gesundheitssystem, der das größte Vertrauen in der Bevölkerung genießt. Das geht aus der aktuellen Umfrage des Gesundheitsmonitors des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) hervor. Mehr noch: Das Vertrauen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Sagten 2018 noch 72 Prozent, dass sie den Apotheken vertrauen, waren es 2022 schon 76 Prozent. 2023 sprachen 78 Prozent der Befragten den Apotheken vor Ort ihr Vertrauen aus. Befragt wurden im Oktober und November des vergangenen Jahres repräsentativ 2.000 Personen.

Hinter der Apotheke vor Ort liegen 2023 mit 71 Prozent die Ärztinnen und Ärzte, die Krankenhäuser mit 58 Prozent und die gesetzliche Krankenversicherung mit 53 Prozent. Die aktuelle Bundesregierung landet weit abgeschlagen bei 28 Prozent. Auch der Arzneimittelversandhandel kann sich nur bei 51 einreihen kann  – er hat aber seit 2018 eine Steigerung um 13 Prozentpunkte erfahren, mehr als alle anderen Akteure.

Interessant ist nun, sich genauer anzuschauen, wie sich das Vertrauen in den verschiedenen Gruppen unterscheidet. Dabei liegt das Vertrauen der Männer (79) leicht über dem der Frauen (76). Außerdem gibt es einen deutlichen Anstieg mit Blick auf das Alter.

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Die Verteilung in den Bundesländern ist dabei relativ konstant. Ausreißer nach unten sind Hessen (72) und das Saarland (73), am besten bewertet wurde die Apotheke vor Ort in Niedersachsen (83). Dabei ist in den Metropolen das Vertrauen bei 73 Prozent am niedrigsten, am höchsten ist es mit 80 auf dem Dorf und der Großstadt.

Dabei haben privat Versicherte ein höheres Vertrauen in die Apotheken (87) als gesetzlich Versicherte (77). Und: Umso höher das monatliche Nettoeinkommen, desto höher auch das Vertrauen. Bei jenen mit mehr als 4.001 Euro im Monat stieg es von 78 Prozent im Jahr 2018 auf 87 im vergangenen Jahr.

Der letzte Apothekenbesuch

Auch der letzte Apothekenbesuch ist den Befragten weiterhin in positiver Erinnerung. 81 Prozent sagen, die Beratung war verständlich. Den Preis des Arzneimittels befanden 53 Prozent als angemessen, da gab es in den vergangenen Jahren nur leichte Schwankungen.

Ein Unterschied ist aber bei der Verfügbarkeit zu sehen. 2018 sagten noch 79 Prozent, diese sei angemessen, 2022 waren es 73 und 2023 nur noch 67 Prozent. Und auch in diesem Punkt fallen einige Bundesländer stärker auf: in Niedersachsen fiel der Wert von 80 im Jahr 2022 auf 69 im Jahr 2023. In Thüringen sogar von 75 auf 57 und auch in Hessen von 74 auf 57.

Bemerkenswert ist bei der Betrachtung des allgemeinen Versorgungsindex, dass privat Krankenversicherte und Menschen mit hohem Einkommen die Versorgungslage 2023 positiver bewerten als alle anderen Gruppen. Sie sehen im Gegensatz zu den vergangenen Jahren teils sogar eine Verbesserung.

Frauen weniger zufrieden

Insgesamt jedoch hat sich die Beurteilung der Versorgung von 2022 auf das Jahr 2023 nicht verändert: Die Zufriedenheit liegt bei 66 Prozent und ist bei Männern (68) leicht höher als bei Frauen (64). Das Gesundheitswesen jedoch wird schlechter bewertet und sank von 71 Prozent im Jahr 2018 auf 64 Prozent in 2023. Auch hier sind es die Frauen, die weniger zufrieden sind.

Auffällig ist dabei, dass insbesondere bei Menschen, die in kleinen oder mittleren Städten leben, die Unzufriedenheit stark gewachsen ist. Lag sie in der Kleinstadt 2018 noch bei 71 Prozent, 2022 bei 65 Prozent, so zeigten sich 2023 nur noch 56 Prozent zufrieden. Auch in den mittleren Städten sank die Zufriedenheit von 73 Prozent in 2018 auf 59 Prozent im Jahr 2023.

Zwei-Klassen-Medizin ist Realität

Die Heilberufler-Gruppen warnten in der Vergangenheit angesichts der Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) immer wieder vor einer Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland: Laut dem BAH-Gesundheitsmonitor ist diese längst Realität. 77 Prozent sagen, dass es eine Zwei-Klassen-Medizin gibt und, wer nicht privat krankenversichert ist, meist schlechter versorgt wird. 2018 waren es noch 72 Prozent. Die Stimmung bezüglich des Zugriffs auf hochwertige Arzneimittel und einer Versorgung auf dem neuesten technischen Stand verschlechterte sich ebenfalls.

Und: 2023 sank die Zustimmung zu der Aussage, dass Arzneimittelversender ein geeigneter Ersatz für die Apotheke vor Ort seien leicht um ein Prozent von 69 auf 68. Vor der Pandemie 2018 sagten nur 61 Prozent, dass dieser der Fall ist.

Dabei erachten die Befragten eine ausreichende Anzahl an Apotheken 2023 etwas wichtiger (88 Prozent) als noch 2022 (86 Prozent) – 2018 waren es noch 83 Prozent. Dabei sagten 2023 nur noch 87 Prozent, dass es genug Apotheken gibt, 2022 waren es noch 89 Prozent.

Selbstmedikation wird wichtiger

Auch die Versorgung mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln bei schweren Erkrankungen oder auch mit Arzneimitteln bei einer leichten Erkrankung zur Selbstmedikation war wichtiger als noch 2022 – wobei beides nun etwas schlechter bewertet wird.

Die Apotheken liegen an dieser Stelle weit vorne: In anderen Bereichen des Gesundheitswesens sehen die Menschen eine teils dramatische Verschlechterung. So sind nur noch 57 Prozent der Befragten mit der Versorgung bei Psycho- oder Physiotherapie zufrieden, 2018 waren es noch 74 Prozent. Auch die Zahl der Fachärzte wird immer weniger als ausreichend bewertet. Waren es 2018 noch 71 Prozent und 2022 63 Prozent, so sind es im Jahr 2023 nur noch 58 Prozent, die diese als ausreichend erachten. Bei den Hausärzten sieht es ähnlich, aber noch etwas besser aus.

Verschlechterung erwartet

Es wundert dann auch nicht, dass die Menschen nicht glauben, dass die Reformen Karl Lauterbachs die Gesundheitsversorgung verbessern werden. 44 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sie sich in den kommenden zehn Jahren verschlechtern wird – 2022 waren es noch 39 Prozent. Dem stehen 2023 nur 25 Prozent gegenüber, die an eine Verbesserung glauben (2022: 26). 2018 gingen nur 32 Prozent davon aus, dass sich die Gesundheitsversorgung in kommenden zehn Jahren verschlechtern wird.

Auch hier sind es eher die Frauen, die pessimistisch sind (47 Prozent). Und: Ihre Zuversicht ist in den vergangenen Jahren drastisch gesunken. 2018 sagten nur 33 Prozent, dass sie eine Verschlechterung erwarten.

Gesundheitsversorgung vor Ort

Bei der Gesundheitsversorgung vor Ort sind die Menschen bei jener mit Arzneimitteln noch am zufriedensten. Allerdings gab es einen signifikanten Rückgang in den vergangenen Jahren: 2018 sagten noch 93 Prozent, sie seien zufrieden, 2022 waren es nur noch 88 und im vergangenen Jahr lag die Zufriedenheit bei nur noch 85 Prozent.

Mit der hausärztlichen Versorgung sind nur 79 Prozent zufrieden, mit der Krankenhausversorgung 76 und mit der fachärztlichen Versorgung 69 Prozent. Wie bei den anderen Fragen auch sind die Menschen bei der Pflege am wenigsten zufrieden (66 Prozent). In allen Bereichen ist ein deutlicher Abfall der Zufriedenheit zu verzeichnen.


Matthias Köhler, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Vielleicht ist zuviel Vertrauen unser strategischer Fehler?

von Dr. House am 19.02.2024 um 16:28 Uhr

Vertrauen kann zeigen, dass man nen guten Job macht, ok. Aber ich bin fest überzeugt, das viele Ärzte, Bahnmitarbeiter, Piloten, Landwirte,... auch nen guten Job machen. Meine gewagte These lautet also: Manchmal muss man im Kampf um seine Interessen eben auch einen kleinen Teil dieses Vertrauens aufs Spiel setzen. Denn Vertrauen zahlt keine Rechnungen und Gehälter. Betrachtetn wir doch mal das Vertrauen als Kapital. Was würden uns mal ein paar Wochen ohne Notdienst kosten? 10 %? Die Band auf der Titanic gab es wirklich. Alle Musiker sind damals umgekommen, weil sie bis zuletzt gespielt haben. War es falscher Stolz? Ehrgefühl? Oder war die Situation so beängstigend, so lähmend, dass sie keine bessere Idee hatten? War die Musik dieser Band vielleicht vergleichbar zu unseren PDL? Eine brauchbare Ablenkung (mehr für die Musiker, als für die Zuhörer), die unsere Sinne betäubt, damit wir unseren Untergang nicht so spüren?

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