Apokix-Umfrage im Mai

Bürokratie ist der größte Stressfaktor

Berlin - 30.05.2023, 09:15 Uhr

Die Apotheker:innen ächzen unter der überbordenden Bürokratie. ('Foto: BillionPhotos.com / AdobeStock)

Die Apotheker:innen ächzen unter der überbordenden Bürokratie. ('Foto: BillionPhotos.com / AdobeStock)


Die beständig zunehmende Bürokratie in Apotheken kostet Zeit und Nerven. Für fast alle Apothekenleiter:innen ist sie zum größten Stressfaktor geworden. Hoffnung, dass ein Bürokratieabbaugesetz in absehbarer Zeit Entlastung bringt, haben die wenigsten. Das zeigen die Ergebnisse der Apokix-Umfrage im Mai.

Es ist kein Geheimnis: Apotheken haben mit zahlreichen bürokratischen Aufgaben zu kämpfen. Laut der aktuellen Apokix-Umfrage des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH) gaben 82 Prozent der 159 befragten Apothekenleiter:innen an, dadurch im Arbeitsalltag sehr stark beeinträchtigt zu sein. Weitere 17 Prozent fühlen sich „stark“ beeinträchtigt. Gefragt, wie viel Prozent der Arbeitszeit in der Apotheke täglich im Schnitt auf bürokratische Tätigkeiten entfallen, sagten 39 Prozent, bei ihnen selbst seien dies mehr als 50 Prozent. 40 Prozent der Apothekenleiterinnen und -leiter gaben eine Größenordnung von 25 bis 49 Prozent an. Bei ihren angestellten Approbierten sind es nach Einschätzung von 8 Prozent der Befragten mehr als 50 Prozent der Arbeitszeit, die für die Bürokratie draufgehen; 42 Prozent gehen von 25 bis 49 Prozent aus. Ähnlich sieht es bei den Antworten zur Belastung von PTA aus.

Völlige Einigkeit herrscht darin, dass die bürokratischen Aufgaben in den vergangenen drei bis fünf Jahren deutlich zugenommen haben. 98 Prozent stimmen der Aussage „voll und ganz“ zu, 2 Prozent stimmen ihr „eher“ zu. 96 Prozent sind überzeugt, dass dies bei den Mitarbeiter:innen immer häufiger zu Unzufriedenheit führt (78 voll und ganz, 18 Prozent eher). Zwei Drittel sind voll und ganz der Meinung, dass Bürokratie inzwischen der größte Stressfaktor in der Apotheke ist. Weitere 28 Prozent sehen das eher auch so.

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Letztlich führen die ungeliebten Aufgaben auch zu höheren Personalkosten – dieser Aussage stimmen insgesamt 98 Prozent zu. 95 Prozent sehen die Gefahr, dass Apothekenpersonal in andere Beschäftigungsfelder abwandert. 96 Prozent sehen in der Bürokratie einen entscheidenden Grund, dass immer weniger Apotheker:innen eine Filialleitung übernehmen wollen oder selbst Inhaber:innen werden.

Aber wie steht es um die Hoffnung, dass sich die Situation bessert? Immerhin hat sich die Ampelregierung den Bürokratieabbau auf die Fahnen geschrieben. Bis Ende September dieses Jahres soll das Bundesgesundheitsministerium entsprechende Empfehlungen für das Gesundheitswesen erarbeiten. Davon, dass noch 2023 ein Bürokratie-Abbaugesetz auch für Apotheken auf den Weg gebracht wird, sind aber nur 13 Prozent (eher) überzeugt. 60 Prozent glauben überhaupt nicht daran.

Vor allem bei Präqualifikation und Retaxbearbeitung ist Entlastung nötig

Gefragt wurde zudem, in welchen Bereichen die Apothekenleiter:innen den Bürokratieabbau für besonders wichtig halten. Ganz oben stehen hier die Hilfsmittelversorgung mit Präqualifizierung und die Vermeidung und Bearbeitung von Retaxationen (höchste Priorität bei jeweils 84 Prozent der Befragten, hohe Priorität bei weiteren 15 bzw. 14 Prozent). Es folgen die Umsetzung von Rabattverträgen (79 Prozent höchste, 18 Prozent hohe Priorität) und die Arzneimittelherstellung. Ein Bürokratieabbau bei den pharmazeutischen Dienstleistungen ist immerhin noch für 34 Prozent von höchster und für 38 Prozent von hoher Bedeutung.

Stimmung kippt wieder

Was die wirtschaftliche Stimmungslage in den Apotheken betrifft, ist diese nach einem kurzen Aufschwung im Vormonat im Mai wieder gesunken. Der Index für die aktuelle Geschäftslage sank auf 73 Punkte (April: 91), der für die erwartete auf 44 Punkte (April: 54,5). Nur 19 Prozent der befragten Apothekenleiter:innen beurteilten ihre derzeitige Lage als (sehr) positiv, nur 9 Prozent gehen davon aus, dass sie sich in den kommenden zwölf Monaten (stark) verbessern wird. Halten sich positive und negative Einschätzungen die Waage, liegt der Index bei 100 – doch davon sind die Apotheken im Mai weit entfernt gewesen. 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Irrenanstalt Deutschland

von Dr. House am 30.05.2023 um 11:10 Uhr

Die Bürokratie hat vor Jahren schon ein Ausmaß erreicht, welches weit über der nötigen Dosis ist, um Sachverhalte kontrollierbar und juristisch wertbar zu halten. Eigentlich ist Bürokratie in Maßen ein stabilisierender Faktor für ein System. Doch jetzt wird immer deutlicher, dass die Bürokratie für instabile Lieferketten, Abwanderung von Unternehmern und qualifizierten Leuten, ein immer groteskeres Bildungssystem, ect sorgt.
Doch wer macht die Bürokratie? Die Arbeiter und die Dienstleister, oder eher hochbezahlte Anzugträger, die selbst noch nie im Leben eine Bleistiftmiene verkauft haben?. Diese Gruppe der Bürokratieerzeuger würde analog zu einem Tier, welches kein Sättigungsgefühl kennt, immer mehr Bürokratie dazu erfinden. Es sind ja oft kluge Fachidioten, die stets in sich plausible Gründe für mehr Bürokratie finden. Nur das große Ganze sehen sie nicht, und auch nicht, das die ganze Last auf den Schultern verdichtet wird, die sowieso bald die Schnauze voll haben.
Und dann gibt es da noch das Gerücht vom Bürokratieabbau. Ich habe noch nie konsequenten Bürokratieabbau erlebt, dafür eher dass im Namen dieses Abbaus noch viel mehr an Bürokratie hinzukam. Die Digitalisierung verspricht uns Bürokratieabbau, aber weil sie so inkonsequent und schleichend läuft, erreicht sie das Gegenteil. Und wenn man dann überlegt, dass diese ganzen Anzugträger von uns "ausgehalten" werden und damit ihr hübsches Häuschen finanzieren, setzt das dem ganzen an Lächerlichkeit nicht zu überbietbaren Unsinn noch die Krone auf. Warum sollten die auch jemals mit dem Bürokratieerfinden aufhören? Wir beschweren uns ja nicht. Wir machen artig einen Knicks und wie selbstverständlich arbeiten wir jedes Jahr mehr und mehr sinnloses Papier ab.

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