Migräne-Antikörper nicht nur zur Prophylaxe

Hilft Eptinezumab auch bei akuter Migräne?

Stuttgart - 05.08.2021, 07:00 Uhr

Der ursprünglich zur Migräneprophylaxe entwickelte CGRP-Antikörper Eptinezumab zeigt auch bei akuten Migräneattacken eine gute Wirksamkeit. Gegen den breiten Einsatz dürfte, sollte in dieser Indikation einmal eine Zulassung erfolgen, die intravenöse Gabe sprechen. (Foto: primipil / AdobeStock)

Der ursprünglich zur Migräneprophylaxe entwickelte CGRP-Antikörper Eptinezumab zeigt auch bei akuten Migräneattacken eine gute Wirksamkeit. Gegen den breiten Einsatz dürfte, sollte in dieser Indikation einmal eine Zulassung erfolgen, die intravenöse Gabe sprechen. (Foto: primipil / AdobeStock)


Weniger Akutmedikation, länger kopfschmerzfrei und spätere erneute Attacke

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kopfschmerzen wegblieben, lag unter Eptinezumab ebenfalls höher: 17,2 Prozent der Patient:innen bestätigten eine Schmerzfreiheit im Zeitraum von 2 bis 24 Stunden nach Eptinezumab-Infusion, nach Placebo-Gabe waren es 5,8 Prozent der Patient:innen. Die mediane Zeit bis zur nächsten Migräneattacke lag nach Eptinezumab bei 10 Tagen, nach Placebo hatten die Teilnehmer bereits nach 5 Tagen einen erneuten Migräneanfall. Auch mussten statistisch signifikant weniger Patient:innen innerhalb eines Tages ihre Akutmedikation anwenden, wenn sie zu Beginn ihrer Migräneattacke Eptinezumab erhalten hatten: 31,5 (Eptinezumab) vs. 59,9 Prozent (Placebo).

Überempfindlichkeitsreaktionen in der Eptinezumab-Gruppe

Zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen in der Eptinezumab-Gruppe zählte eine Überempfindlichkeit (2,1 Prozent, keine allergische Reaktion unter Placebo), wobei zwei Patient:innen nur über leichte, zwei über mittelschwere Reaktionen berichteten. In einem Fall lag eine schwerwiegende Reaktion vor. Alle Reaktionen traten bis spätestens 40 Minuten nach Infusionsende auf. Alle allergischen Ereignisse konnten mit der Studienmedikation in Verbindung gebracht werden. Insgesamt traten Nebenwirkungen bei 10,9 Prozent der Proband:innen in der Eptinezumab-Gruppe und bei 10,3 Prozent in der Placebo-Gruppe auf.

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Die Wissenschaftler:innen fassen die Studienergebnisse wie folgt zusammen: „Unter der Behandlung mit Eptinezumab verschwanden der Kopfschmerz und das lästigste migräneassoziierte Symptom zwei und vier Stunden nach Beginn der 30-minütigen Infusion häufiger, und es wurden seltener Notfallmedikamente eingesetzt. Darüber hinaus führte Eptinezumab zu einer schnelleren Linderung der Kopfschmerzen, zu einer anhaltenden Befreiung von Kopfschmerzen und zu einer Verzögerung bis zur nächsten Migräneattacke“, und zwar bei Patient:innen, die für eine präventive Migränetherapie infrage kamen und eine mittelschwere bis schwere Migräneattacke erlitten. Und weiter: Insgesamt deuteten frühere präventive Studien zu Eptinezumab zusammen mit den aktuellen Studiendaten darauf hin, dass intravenös verabreichtes Eptinezumab das Potenzial hat, eine therapeutische Brücke zwischen dem akuten und dem präventiven Behandlungsbedarf von Migränepatient:innen zu schlagen.

Eptinezumab

Eptinezumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der selektiv an das Calcitonin Gene-related Peptide (CGRP) bindet und dieses hemmt. Aktuellen Erkenntnissen zufolge spielt CGRP eine wesentliche Rolle in der Pathogenese von Migräne. Antagonisten gegen CGRP direkt oder gegen den CGRP-Rezeptor stehen somit im Zentrum der derzeitigen Forschung zu Migräne. 

Zugelassen ist Eptinezumab bislang in den Vereinigten Staaten zur Prävention von Migräne bei Erwachsenen, die EMA hingegen prüft Eptinezumab noch. Als einziger der CGRP- und CGRP-Rezeptor-Antikörper muss Eptinezumab intravenös appliziert werden. Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab stehen als subkutane Injektion zur Verfügung, was auch die Selbstapplikation durch den Patienten ermöglicht. Eptinezumab erreicht durch die intravenöse Applikation eine Bioverfügbarkeit von 100 Prozent und maximale Plasmaspiegel nach 30 Minuten. Von allen Migräne-Antikörpern wirkt Eptinezumab in der Prävention am schnellsten, und zwar bereits am Tag 1 nach der ersten Infusion. Die an diesem Tag beobachtete Wirksamkeit blieb in Studien auch über zwölf Wochen bestehen oder sie verbesserte sich sogar noch.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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