Moderna und Sanofi starten klinische Phase

Gibt es bald die ersten mRNA-Grippeimpfstoffe?

Stuttgart - 09.07.2021, 09:15 Uhr

Moderna und Sanofi erforschen ihre mRNA-Grippeimpfstoffkandidaten nun in Phase 1 der klinischen Prüfung. (Foto: CROCOTHERY / AdobeStock)

Moderna und Sanofi erforschen ihre mRNA-Grippeimpfstoffkandidaten nun in Phase 1 der klinischen Prüfung. (Foto: CROCOTHERY / AdobeStock)


Warum die mRNA-Impfstofftechnologie nicht auch für Grippeimpfstoffe nutzen? Moderna und Sanofi erforschen bereits in klinischen Studien der Phase 1, ob mRNA-Influenzavakzinen wirksam und sicher sind. Biontech und Curevac stecken derzeit in präklinischen Entwicklungsphasen. Wie ist der Stand bei mRNA-Grippeimpfstoffen?

Sind COVID-19-Impfstoffe auf mRNA-Basis ein Türöffner für diese Impfstofftechnologie auch bei anderen Infektionserkrankungen? Es scheint so: Zwar hat sich in den letzten Jahren bei Influenzavakzinen durchaus etwas getan, um die nur moderate Wirksamkeit zu verbessern – mit Spezialimpfstoffen für Ältere, entweder hochdosiert (Efluelda®) oder adjuvantiert (Fluad® Tetra). Doch fehlte es an grundlegend neuen Technologien. Einzig Supemtek®, der erste Grippeimpfstoff, der auf ein rekombinant hergestelltes und klar definiertes Antigen (Hämagglutinin) setzt, könnte man hier nennen.

Studienphase 1/2 gestartet

Nun könnten Grippeimpfstoffe bald mit der derzeit wohl heißesten Impfstofftechnologie aufwarten: Moderna informierte am 7. Juli, den ersten Probanden in einer Phase-1/2-Studie mit mRNA-1010 geimpft zu haben. mRNA-1010, der quadrivalente Influenzaimpfstoffkandidat von Moderna – er adressiert die vier von der WHO empfohlenen Grippevirusstämme A(H1N1), A(H3N2) und die beiden B-Linien Victoria und Yamagata – kommt damit in die klinische Phase. Und Moderna erfüllt sein Versprechen, noch in diesem Jahr mit den klinischen Untersuchungen seines mRNA-Grippeimpfstoffs beginnen zu wollen.

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Die Studie läuft randomisiert, beobachterverblindet an gesunden Erwachsenen in den Vereinigten Staaten. Sie soll die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit (Immunogenität) des mRNA-Grippeimpfstoffs zeigen. Insgesamt plant Moderna 180 Teilnehmer:innen in der Studie.

Bessere Wirksamkeit und schnellere Herstellung

Vorteile, die man sich von mRNA-Grippeimpfstoffen verspricht, sind eine bessere Wirksamkeit und schnellere Herstellung. Noch immer setzen die meisten Grippeimpfstoffhersteller auf die eibasierte Impfstoffproduktion – das birgt die Gefahr der viralen Eiadaption und einer verminderten Wirksamkeit. Zudem dauert die Grippeimpfstoffherstellung mit 6 bis 9 Monaten recht lange, was ein rasches Reagieren auf neue Grippevirusvarianten oder -mutanten unmöglich macht.

Eine mRNA-Impfung gegen SARS-CoV-2, Influenza und RSV

Moderna gehen bei mRNA-basierten Impfstoffen zum Schutz vor COVID-19 und Influenza die Ideen jedoch längst nicht aus. Am liebsten möchte das US-Unternehmen einen mRNA-Kombinationsimpfstoff entwickeln, der Menschen im Herbst mit einer Spritze gegen „problematische Atemwegsviren“ immunisiert – gegen SARS-CoV-2, Influenza und RSV (Respiratory Syncytial Virus).

Sanofi prüft monovalente mRNA-Grippeimpfstoffe

Und Moderna ist längst nicht der einzige Impfstoffentwickler, der an Grippeimpfstoffen auf mRNA-Basis forscht. So verkündete Sanofi – Hersteller von Vaxigrip® Tetra, Efluelda® und Supemtek® – am 22. Juni, mit seinen beiden mRNA-Grippeimpfstoffkandidaten in die klinische Phase 1 gestartet zu sein. Anders als Moderna prüft Sanofi jedoch keine quadrivalente Vakzine, sondern zwei monovalente. Der mRNA-Impfstoff codiert für Hämagglutinin von Influenza A(H3N2) als Antigen. Warum nun ausgerechnet Influenza A(H3N2)? Sanofi begründet seine Wahl damit, dass A(H3N2)-dominierte Grippesaisons „tendenziell schwerwiegender“ verliefen, vor allem bei Risikogruppen wie älteren Menschen und jüngeren Kindern.

Modifizierte oder unmodifizierte mRNA?

Die beiden Impfstoffkandidaten – MRT5400 und MRT5401 – unterscheiden sich in den Lipidnanopartikeln, die die mRNA einschließen. Geprüft werden die Impfstoffe an 280 gesunden Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren. Die Studie findet in den Vereinigten Staaten statt, sie soll für unterschiedliche Dosierungen die Wirksamkeit und Verträglichkeit der beiden Impfstoffkandidaten evaluieren. Erste Ergebnisse erwartet Sanofi noch in diesem Jahr. Präklinische Daten hatten bereits eine Antikörperinduktion gezeigt.

Sanofi arbeitet bei mRNA-basierten Grippeimpfstoffen bereits seit 2018 mit Translate Bio zusammen. Auf Nachfrage erfuhr die Deutsche Apotheker Zeitung zudem, dass man – wie auch beim COVID-19-Impfstoffkandidaten – auf unmodifizierte mRNA setzt.

Was machen Biontech und Curevac?

Auch Biontech ist bei Influenza aktiv und forscht an einem Influenza-mRNA-Impfstoffkandidaten BNT161. Allerdings befindet sich BNT161 erst in der präklinischen Phase. BNT161 soll Antigene für diejenigen Stämme codieren, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich vorschlägt, im Februar für die Nordhalbkugel und im September für die Südhalbkugel. Biontech arbeitet hier, wie auch beim COVID-19-Impfstoff BNT162b2 mit Pfizer zusammen.

Ein Blick auf die Webseite des Tübinger Konzerns Curevac verrät, dass Curevac ebenfalls an einem mRNA-Grippeimpfstoff forscht: CV7301, „ein Lipid-Nanopartikel-(LNP)-Grippe-Impfstoff der zweiten Generation, der eine starke und dauerhafte Immunogenität bei nichtmenschlichen Primaten gezeigt hat“. Derzeit befindet sich die Entwicklung noch in der präklinischen Entwicklungsphase.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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