Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

02.05.2021, 07:45 Uhr

Wann ist die Zukunft? Wenn die Apotheken gegen Corona impfen und das E-Rezept bundesweit funktioniert. (Foto: Alex Schelbert)

Wann ist die Zukunft? Wenn die Apotheken gegen Corona impfen und das E-Rezept bundesweit funktioniert. (Foto: Alex Schelbert)


27. April 2021

Apotheken, die auf Sars-CoV-2 testen oder sogar ein Corona-Testzentrum betreiben, haben es bereits bemerkt: Die Nachfrage nach einem Test-Termin ist rasant gestiegen. Ursache dafür ist die Bundesnotbremse: Wer einen Friseurbesuch plant, einen Termin bei der Fusspflege hat oder je nach lokaler Inzidenz auch beim nicht versorgungsrelevanten Einzelhandel, muss einen tagesaktuellen Corona-Test vorweisen, durchgeführt von einer anerkannten Teststelle, also auch von Apotheken. Mein liebes Tagebuch, was diese Anordnung der Bundesnotbremse in manchen Apotheken auslöste, kann man sich kaum vorstellen: Das Telefon steht nicht mehr still, denn nicht alle Testwilligen können und wollen sich über eine Online-Buchung einen Test-Termin reservieren. Sogar Apotheken, die gar keine Tests anbieten (können), sind von den Anfragen betroffen und wie man hörte: Die Kunden bleiben nicht immer freundlich. Aber es gibt auch die andere Seite: Zum Beispiel sehen sich Friseurbetriebe auch vermehrt mit Terminabsagen konfrontiert – vor allem im ländlichen Raum finden die Menschen nicht immer in ihrer Nähe eine Möglichkeit, sich testen zu lassen.

 

Bundesnotbremse – welche Auswirkungen hat sie eigentlich auf die Studierenden? Wenn die Sieben-Tage-Inzidenz drei Tage nacheinander den Wert von 165 übersteigt, darf zwei Tage später der Unterricht nur noch online stattfinden – auch in Hochschulen. Das Pharmaziestudium mit seinen zahlreichen Praktika wird dadurch ausgebremst. Denn: Auch wenn seit Mitte des vergangenen Jahres Teilübungen der praktischen Laborarbeit in digitaler Form umgesetzt werden dürfen, können Praktika nicht vollständig durch digitale Lehre ersetzt werden. Mein liebes Tagebuch, Videos übers Analysen-Kochen und Ionen-Fischen können in der Tat keine Präsenzveranstaltung ersetzen. Es muss den Studierenden daher möglich sein, Laborpraktika durchzuführen. Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden (BPhD) veröffentlichte daher ein Positionspapier, mit dem er eine Lösung fordert: Die Präsenzveranstaltungen seien bereits auf das absolut notwendige Minimum reduziert, die Praktika fänden in Kleingruppen statt, in denen Abstands- und Hygienemaßnahmen beachtet würden, so der BPhD. Und daher fordert er Ausnahmen für praktische Lehrveranstaltungen. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass der Gesetzgeber solche Ausnahmen umgehend zulässt. Denn bis Studierende zweimal geimpft sind, ist das Sommersemester vorbei – und die vorgeschriebenen Praktika sind nicht absolviert.

 

Eine neues Kürzel, das ab sofort jede Apotheke kennen muss: KIM. Es bedeutet „Kommunikation im Gesundheitswesen“ – hat die Gematik entwickelt und soll die Kommunikation zwischen den Leistungserbringern, z. B. auch von Arztpraxen und Apotheken, einfacher, schneller und sicherer machen. Über KIM, einer Anwendung der Telematikinfrastruktur, werden in Zukunft z. B. Dokumente und Befunde ausgetauscht. Und jetzt liebe Apothekers, liebe Kolleginnen und Kollegen, müssen wir uns alle an den Händen fassen, ein tiefes Ohmmmmm erklingen lassen und gaaaanz stark sein: KIM ist das Aus des FAX! Das endgültige Aus eines der beliebtesten Geräte von Apotheken und Arztpraxen! Also, drücken wir erstmal zwei, drei Tränchen raus. Und das ist danach zu tun: Die Apotheke benötigt eine Anbindung an die Telematikinfrastruktur. Ist sie erfolgt, kann die Apotheke ihre KIM-E-Mail-Adresse bei ihrem KIM-Anbieter beantragen. Und dann kann’s losgehen, mit Sicherheit: der Austausch von verschlüsselten Nachrichten und Dokumenten zwischen Klinik, Hausarztpraxis und Apotheken. Mein liebes Tagebuch, ja, da wird so manches einfacher, denn bisher ist der Austausch solcher Nachrichten und Dokumenten über den Weg herkömmlicher Mails aus Datenschutzgründen nicht erlaubt. Und auch Apotheken können untereinander über KIM sicher kommunizieren. Ein weiterer Vorteil von KIM: Die Gematik erwartet enorme Kosteneinsparungen an Porto: Millionen von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, Arztbriefen sowie Heil- und Kostenplänen werden per KIM verschickt. Mein liebes Tagebuch, auf in die neue Welt von KIM. Und Danke, liebes Fax-Gerät, für all die Jahre! 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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10 Kommentare

Neu denken !

von Ulrich Ströh am 02.05.2021 um 12:47 Uhr

Lieber Herr Ditzel ,
eigentlich schade , wie sich die Diskussionskultur hier in Ihrem Tagebuch über die Jahre entwickelt hat . Sowohl qualitativ als auch quantitativ....

Sie sollten zukünftig mal über ein neues Format des Tagebuchs nachdenken .

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Neu denken

von H.Goslar am 02.05.2021 um 16:48 Uhr

Ich war vor vielen Jahren sehr reger Tagebuch-Leser und Kommentator. Inzwischen habe ich auch das Gefühl, dass die Luft raus ist. Nicht bei Ditzel, sondern im Berufsstand. Es gibt kein Wir-Gefühl mehr, kein gemeinsames Kämpfen, Hoffen und Bangen. Es ist eine Zeit der Einzelkämpfer und Selbstinzenierer angebrochen. Und die Meckerer und Verärgerten sind diejenigen, die noch kommentieren. Hier und dort

AW: Neu denken

von Christian Giese am 03.05.2021 um 10:17 Uhr

"Ohne die Impulse der Einzelnen stagniert die Gemeinschaft; ohne die Sympathie der Gemeinschaft verflüchtigen sich die Impulse der Einzelnen."
William James 1842-1910

E-Rezept.

von Roland Mückschel am 02.05.2021 um 11:59 Uhr

Vor ein paar Tagen wurde der Konrektor installiert und
alles scharf gemacht.
Was ich jetzt vermisse ist eine nennenswerte
Einweisung oder Betriebsanleitung.
Ready for E-Rezepting? Ich lache mich tot.
Unsere obersten Vertreter sollen ihr Maul nicht soweit
aufreissen.
Am Ende nimmt sie tatsächlich mal jemand ernst.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

@ Gert Müller

von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 11:08 Uhr

Sie meckern nur. Haben Sie Inhaltlich etwas beizutragen?
Sie können mich gerne kritisieren. Diskussion lebt von verschiedenen Auffassungen. Mich in der Art anzumachen, ist erbärmlich.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Verzettelung

von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 9:35 Uhr

Die Corona Impfung in den Praxen sollte besser organisiert werden. wenn sie denn sein muss. Ich bin Anhänger der Impfzentren, wer nicht hin kann sollte mit mobilen Teams versorgt werden. Die Impfzentren könnten auch mehr leisten, wenn genügend Impfstoff vorhanden wäre.
Muss jeder Arzt impfen? Was bringt es, 1 Vial pro woche zu liefern? Mir ist auch unklar, wie die Praxen das zeitlich bewältigen, besonders, wenn es noch mehr wird. Termine sind schon so schwer zu bekommen für das normale Geschäft...
Muss das jede Apotheke liefern, oder könnte das nicht auch auf wenige konzentriert werden? So ist es ein großes Verlustgeschäft, weil der Aufwand groß ist.
Auch die Verlagerung in die Praxen sollte organisiert sein. So empfinde ich es als chaotisch.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Verzettelung

von Gert Müller am 02.05.2021 um 10:19 Uhr

4 Kommentare von zwei lebensfrohen Menschen. Gute Quote.

.

von Anita Peter am 02.05.2021 um 9:30 Uhr

Wie man sich diesem Genderunsinn beugen kann ist mir ein Rätsel. "Studierende..... "

https://www.zaar.uni-muenchen.de/studium/studenteninfo/student_prof/student/index.html

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

E Rezept

von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 9:13 Uhr

Apotheken sind keineswegs „E Rezept ready“
Das träumt Ihr so in den Sesseln. Heike Welt. Journalisten und weit entfernte Bürokraten haben oft eine seltsame Wahrheit. Siehe auch Spahn. Hilfe
Selbst wenn technisch es möglich ist, so ist im Ablauf eigentlich nichts klar. Vor allem wie abgerechnet wird, ist unklar und wird verschwiegen.
Ist ja auch nicht wichtig, gell? Das ist die neueste Methode, uns Aufgaben zuzuweisen, ZWANGSWEISE, aber über Bezahlung wird nicht geredet, nach dem alten Motto: über Geld redet man nicht, das hat man.
Leider sind sind viele Apotheken ausgebrannt und der Staat hat so eigene Vorstellungen über die Verteilung. Da muss erst mal Geld an die Abgeordneten fließen in Millionenhöhe.
Die einen dürfen mit Almosen zurecht kommen, während es für bestimmte Leute gar nicht viel genug sein kann.
Dann bin ich mal gespannt: es treten immer wieder Störungen am Konnektor auf. Ich fürchte, das wird alles sehr kompliziert und nervenaufreibend.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: E Rezept

von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 9:21 Uhr

es ist auch toll fortschrittlich und digital, statt eines Dokuments (das oft falsch von den Praxen ausgestellt ist), nun eine fresszettel mit QR Codes zu erhalten. Zumindest anfangs. Interessaant wird auch, wie die Praxen dann mit dem immer noch vorhandenen Datenmüll umgehen. Kommt dann ein ERROR, wenn Uraltschwachsinn aufs Rezept soll? Sehe schon die Praxen am Rand der Verzweiflung...


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