Studie der LMU München

Folgen der Pandemie auf Ernährung und Gewicht

Stuttgart - 25.02.2021, 09:15 Uhr

Vor allem Familien mit höherem Bildungsabschluss und Einkommen, die im Home-Office arbeiten, könnten mehr auf die Ernährung ihrer Kinder achten und durch vermehrtes Selbstzubereiten der Mahlzeiten Kantinenessen in der Schule oder Fertiggerichte ersetzen. Anders bei Kindern benachteiligter Familien. (s / Foto: kwanchaichaiudom / stock.adobe.com)

Vor allem Familien mit höherem Bildungsabschluss und Einkommen, die im Home-Office arbeiten, könnten mehr auf die Ernährung ihrer Kinder achten und durch vermehrtes Selbstzubereiten der Mahlzeiten Kantinenessen in der Schule oder Fertiggerichte ersetzen. Anders bei Kindern benachteiligter Familien. (s / Foto: kwanchaichaiudom / stock.adobe.com)


Fast ein Drittel kochte häufiger selbst

Von allen befragten Familien berichteten 14 Prozent, dass sie sich während der letzten sechs Monate gesünder ernährt und öfter selbst gekocht hatten (30 Prozent). Eltern im Home-Office nutzten diese Möglichkeit häufiger (20 Prozent ernährten sich gesünder, 43 Prozent kochten öfter selbst).

Essen liefern lassen

Kaum Unterschiede gab es bei Essenslieferungen oder dem Abholen von Mahlzeiten: Etwa jede zehnte Familie hatte diese externen Services während der Coronapandemie häufiger wahrgenommen, und etwas mehr als jede zehnte erklärte, dass sie seltener Essen bestellt hatten, also das Gegenteil.

Mehr als ein Viertel der Eltern nahm zu

Die Wissenschaftler:innen interessierte auch, wie sich das geänderte Ess- und Sozialverhalten auf das Körpergewicht der einzelnen Familienmitglieder ausgewirkt hat. Über ein Viertel (27 Prozent) der Eltern hatte zugenommen, und zwar Väter und Mütter zu gleichen Teilen. Die Wissenschaftler:innen fanden bei der Gewichtszunahme keinen Zusammenhang mit dem Einkommen der Familien oder dem Alter der Kinder oder der Größe der Gemeinde/Stadt, in der sie lebten.

Fast jedes zehnte Kind hat an Gewicht zugelegt

Anders bei Kindern: Fast jedes Zehnte (9 Prozent) nahm an Gewicht zu, und hier gab es Unterschiede hinsichtlich des Schulabschlusses der Eltern. Bei Kindern, deren Eltern weniger als zehn Jahre eine Schule besucht hatten (keine Mittlere Reife, kein Abitur), lag der Anteil der Kinder mit Gewichtszunahme mit 23 Prozent deutlich höher. Hier ist die Gewichtszunahme allerdings nicht so einfach einzuordnen, da Kinder wachstumsbedingt ja natürlicherweise an Gewicht zunehmen. Gefragt wurde nach einer Corona-bedingten übermäßigen Gewichtszunahme, die über die normale Gewichtsentwicklung hinausgeht, erfuhr DAZ.online im Gespräch mit Professor Koletzko.

Vor allem ältere Kinder

Auffallend ist auch, dass sich die Coronapandemie bei kleinen Kindern (vor Einschulung) kaum auf das Körpergewicht ausgewirkt hat. Bei Schulkindern, vor allem im Alter von zehn bis zwölf Jahren, nahm jedoch nahezu jedes Fünfte an Gewicht zu (19 Prozent), hier war der Anteil der Jungen mit 24 Prozent höher als bei Mädchen (13 Prozent). 38 Prozent der Eltern berichteten zudem, dass sich ihre Kinder körperlich weniger bewegten, mit höherem Anteil bei älteren Kindern ab zehn Jahren.

Wie viel mehr Gewicht?

Doch wie viele Kilos haben die Kinder zugenommen, und gab es vielleicht auch Kinder, die abgenommen haben? DAZ.online hat bei Professor Koletzko nachgefragt. „In der Gesamtgruppe wurde für 1 Prozent der Kinder eine Corona-bedingte Gewichtsabnahme angegeben, ohne erkennbaren Einfluss von Haushaltseinkommen, Größe der Wohngemeinde oder elterlichem Alter“. Allerdings habe man das Ausmaß der Gewichtsveränderung nicht erfragt, weil dies für eine belastbare Interpretation einen Bezug auf SDS oder Perzentilen brauche, was die Möglichkeiten der gewählten Methode an die Grenze bringe, erklärt Koletzko. Zur Erklärung: Für Kinder ordnet man das Gewicht zur Abschätzung des Körperfettanteils mit BMI-Perzentilen ein. Bei Perzentilen unter 10 liegt Untergewicht vor, bei Perzentilen über 90 Übergewicht, dazwischen Normalgewicht. SDS steht für Standard Deviation Score und verdeutlicht, wie stark der Perzentilenwert über oder unter dem BMI-Medianwert liegt (alters- und geschlechtsspezifisch).



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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