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5. November 2020
Seit letztem Sonntag ist es Pflicht für Ärzte, die Dosierungsangaben auf dem Rezept anzugeben. Einerseits eine vernünftige Regelung, andererseits leider eine Retaxfalle für uns Apothekers und eine Frustquelle, wenn wir telefonisch in der Arztpraxis die Dosierung nachfragen müssen, falls sie nicht auf dem Rezept steht: Die Warteschleife nervt. Immerhin: Wir dürfen in dringenden Fällen die Dosierung selbst ergänzen, wenn der Arzt nicht erreichbar ist. Und wenn bereits eine schriftliche Dosierungsanweisung vorliegt (ärztliches Kürzel „Dj“ auf dem Rezept), dürfen wir die Dosierung auch ohne Rücksprache mit dem Arzt auf dem Rezept vermerken (Dj soll heißen: „Dosierungsanweisung vorhanden: ja“). Unklar ist, ob wir auch ohne Rücksprache mit dem Arzt das Kürzel „Dj“ nachtragen dürfen, und damit zu bestätigen, dass beim Patienten eine schriftliche Dosierungsanweisung vorliegt – wenn ihm diese Angaben zweifelsfrei bekannt sind. Da braucht’s noch eine Klärung. Und wenn wir etwas ändern bzw. ergänzen, sollten wir zur Sicherheit unser Namenskürzel hinzufügen, dann sind wir auf der sicheren Seite. Mein liebes Tagebuch, da kommt mit Sicherheit noch die eine oder andere Falle auf uns zu.
Der Hamburger Apothekerverein hat sich die Rezepte des Oktobers mal geauer angesehen – dieser Monat was als Testmonat gedacht, ob und wie die Ärzte ihre neue Arztsoftware nutzen und die Dosierungsangaben aufdrucken. Ergebnis: Ende Oktober trug nur die Hälfte der Rezepte eine korrekte Dosierungsangabe. Besonders nachlässig scheinen Zahnärzte zu sein, die womöglich nichts von der Pflicht, die Dosierungsangabe aufzudrucken wüssten. Mein liebes Tagebuch, das kann noch heiter werden….
Nicht nur DocMorris frohlockt, auch die Shop Apotheke, ein Arzneiversender, der auch unmittelbar an der deutsch-niederländischen Grenze in Venlo sitzt. Die Corona-Krise scheint diesem Versandhaus gut getan zu haben. Nach eigenen Angaben steigerte das Unternehmen seinen Konzernumsatz mit 239 Millionen Euro um fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Und für die ersten neun Monate verzeichne der Gesamtumsatz ein Plus von rund 38 Prozent (im Vergleich zum Vorjahr) auf rund 703 Millionen Euro. Auch im Rx-Segment will das Unternehmen nach eigenen Angaben zugelegt haben. Hilfreich könnte dabei eine Kooperation mit dem Online-Doktor-Service Zava gewesen sein, der angeblich täglich Hunderte von digitalen Rezepten ins Haus flattern lässt. Mein liebes Tagebuch, da sollten unsere Gesundheitspolitiker mal hinschauen, wie es sich mit der Trennung von Arzt- und Apothekerberuf verhält. Shop Apotheke macht aus der Zusammenarbeit zwischen Verordner und Arzneiversand im Übrigen keinen Hehl: Auf ihrer Website bietet die Shop Apotheke eine direkte Weiterleitung zum Zava Online-Arzt an. Mein liebes Tagebuch, stark, oder? Wie passt das mit unserem deutschen Makelverbot zusammen? Natürlich gar nicht. Dass die Shop Apotheke von einem Makelverbot nichts hält genauso wie von unserem Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) liegt auf der Hand. Der CEO des Unternehmens, Stefan Feltens, ist fest davon überzeugt, dass das VOASG europarechtswidrig ist: „Wir gehen davon aus, dass die Europäische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen den Bund einleiten wird.“ Es komme für sein Unternehmen dann auch darauf, wie die Krankenkassen sich dazu positionieren werden. Der GKV-Spitzenverband habe sich nämlich immer wieder mal dahingehend geäußert, dass ein Boni-Verbot rechtswidrig sei. Da wolle man nun abwarten, wie sich dies weiterentwickelt. Mein liebes Tagebuch, da gibt es auch noch andere, die darauf wetten, dass das VOASG schon bald vor dem EuGH landen wird.
19 Kommentare
"Es isch wie es isch und jetzt isch over" ...
von Christian Timme am 09.11.2020 um 0:17 Uhr
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Ohne Protestapotheker
von Christiane Patzelt am 08.11.2020 um 23:10 Uhr
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Perspektive
von Reinhard Rodiger am 08.11.2020 um 20:04 Uhr
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Grundsatzversagen
von Heiko Barz am 08.11.2020 um 19:33 Uhr
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AW: Grundsatzansagen
von Bernd Jas am 08.11.2020 um 21:32 Uhr
Schmidt
von Conny am 08.11.2020 um 17:52 Uhr
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Pharmazeutische Dienstleistungen
von k.stülcken am 08.11.2020 um 17:29 Uhr
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Friedemann Schmidt: Ein Politiker, fair enough
von Wolfgang Müller am 08.11.2020 um 16:23 Uhr
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AW: Friedemann Schmidt: Ein Politiker, fair
von Karl Friedrich Müller am 08.11.2020 um 18:39 Uhr
AW: Eine Frage der Grundhaltung
von Bernd Jas am 08.11.2020 um 18:58 Uhr
AW: Tragisches Hochschaukeln, damals?
von Wolfgang Müller am 08.11.2020 um 20:11 Uhr
AW: Wenn es um die gemeinsame Sache geht ....
von Bernd Jas am 08.11.2020 um 21:09 Uhr
AW: Friedemann Schmidt: Ein Politiker, fair
von Wolfgang Müller am 08.11.2020 um 21:24 Uhr
Zu Schmidt
von Karl Friedrich Müller am 08.11.2020 um 13:29 Uhr
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AW: Zu Schmidt
von Radman am 08.11.2020 um 13:53 Uhr
Zwei Sonntagsfragen
von Ulrich Ströh am 08.11.2020 um 8:45 Uhr
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.
von Anita Peter am 08.11.2020 um 8:32 Uhr
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AW: .1. Kommentar
von Frank Hartmann am 08.11.2020 um 8:57 Uhr
AW: ..
von Anita Peter am 08.11.2020 um 12:19 Uhr
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