Weihnachten

422 Patienten in einem Notdienst

Berlin - 06.01.2017, 16:50 Uhr

Ereignisreiche Weihnachtsnacht: In einer Gießener Apotheke haben am 25. Dezember insgesamt 422 Patienten vom Notdienst profitiert. (Foto: ABDA)

Ereignisreiche Weihnachtsnacht: In einer Gießener Apotheke haben am 25. Dezember insgesamt 422 Patienten vom Notdienst profitiert. (Foto: ABDA)


Eine Apotheke im hessischen Gießen erlebte am ersten Weihnachtsfeiertag einen besonderen Notdienst. Als die Schicht in den Morgenstunden des zweiten Weihnachtstages endete, zählte die leitende Pharmazieingenieurin 422 Kunden, die sie in den vergangenen Stunden versorgt hatte.

Rund 1.300 Apotheken haben während der Weihnachtsfeiertage einen Nacht- oder Notdienst geleistet. In der hessischen Stadt Gießen traf es am ersten Weihnachtsfeiertag die Schwanen-Apotheke. Pharmazieingenieurin Heike Mauthe, die für diesen Dienst als Leiterin eingetragen war, wusste, dass auf sie ein unruhiger Tag zukommen würde: „In der Stadt gibt es eine Universitätsklinik, und viele Ärzte auf dem Land haben aufgegeben, sodass auch viele Patienten aus dem Umland während der Feiertage zu uns kommen.“

Für den Dienst war daher eine weitere Apothekerin und eine PTA eingetragen worden. Doch was dann geschah, überraschte selbst Heike Mauthe. „Tagsüber konnten wir die Tür gar nicht mehr schließen, so viele Patienten strömten zur Apotheke.“ Die drei Angestellten versorgten ihre Patienten daher in der Offizin. Vor der Apotheke bildete sich teilweise eine lange Schlange.

Viele Klinik-Rezepte

Am häufigsten nachgefragt waren Arzneimittel zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen. „Viele Leute kamen auch direkt aus der Klinik mit einem Rezept zu uns“, erinnert sich Mauthe. Hinzu kamen viele Patienten, die vom ambulanten ärztlichen Notdienst eine Verordnung über Antibiotika, Erkältungs- oder Fiebermittel bekommen hatten. Letztlich musste Mauthe sogar zwei Mal bei akuten Verletzungen helfen: Ein Patient war gestürzt, ein anderer hatte sich eine Schnittwunde zugezogen.

Auch in der Nacht ging es relativ hektisch weiter: „Nachts war ich alleine, die Tür war dann geschlossen. Dann begann die Rennerei“, erzählt die Pharmazieingenieurin. Als Heike Mauthe dann am frühen Morgen im Kassensystem die Kundenzahl betrachtete, viel sie aus allen Wolken: „Ich kenne Notdienste an Feiertagen mit vielen Patienten. Aber 422 Kunden in einem Dienst habe ich auch noch nicht erlebt.“


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

Notdienst

von winkeleisen am 07.01.2017 um 15:25 Uhr

Warum haut mich das nicht um? Schon vor einigen Jahren habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich hatte nur die Nacht (auch 1.Weihnachtstag) ... bei 200 habe ich aufgehört zu zählen.... Ärgerlich wird es allerdings, wenn man dann nachts um 3 Uhr rausgeklingelt wird , Rezept zwei Wochen alt.... "Wie, das kostet 2,50 Euro extra... nee, dann kommen wir nächste Woche nochmal wieder!"

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Notdienst

von Frank Ebert am 07.01.2017 um 11:02 Uhr

Wir haben schon viele Kunden im Nordienst hinzugewonnen, weil wir eine überragende Lieferfähigkeit haben.

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Notdienst

von Andreas Kronsbein am 07.01.2017 um 11:00 Uhr

Ist doch gut, dass es uns vor Ort gibt. Ich hab auch schon 180 Kunden im Sonntagsdienst und sehe das auch als Möglichkeit, die Apo vor Ort gegenüber den Versendern zu profilieren. Dann darf man sich über den ein oder anderen Fall von "Nicht-Dringlichkeit" nicht beschweren, auch wenns im Moment ärgerlich scheint.

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AW: Notdienst

von Susanne Beckmann-Schneider am 07.01.2017 um 9:52 Uhr

Ich habe auch einige Dienste erlebt wo die 500 Kundenmarke
erreicht wurde. 80% dieser Notdienstkunden waren keine
dringenden Notfälle . Anrufe in der Nacht ohne dringenden
Hintergrund sind auch nicht selten : Ich wollte nur hören ob Sie da sind, ich kann nicht schlafen und wollte meine Hausapotheke jetzt mit Ihnen telefonisch aufräumen,etc.
Ich finde ein Notdienstpauschale von 10 € würde vielleicht die Ernsthaftigkeit unserer Dienste besser vermitteln.
In diesem Sinne allen Kollegen angenehme Dienste und Kunden. Mit freundlichen Grüßen S.Beckmann-Schneider

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Notdienst

von Alexander Zeitler am 06.01.2017 um 18:42 Uhr

Leider hat die Kollegin keinerlei Aussagen zu der Dringlichkeit gemacht. Das wäre mal hilfreich.
Ich weiss von den Notfallpraxen. Da ist auch viel los. Aber wenn da einer im Winter mit einer Flip Flop Verletzung landet, ist der dort falsch. Das Problem im System, ist der Patient. Der für "lau" für jeden Sch..... Vollversorgung erwartet.
Über den Preis könnte man viel regeln

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AW: Notdienst

von Stephan Kluge am 06.01.2017 um 19:53 Uhr

Ich kann den Unmut von Herrn Zeitler sehr gut nachvollziehen. Auch ich habe bereits Dienste an Sonn- und Feiertagen gemacht, wo ich die 300er Marke geknackt habe. Wohlgemerkt ohne zusätzliche PTA. Meines Erachtens ist die Notdienstgebühr (um die im Übrigen von jedem zweiten Kunden gefeilscht wird) viel zu gering. Bei einer Gebühr von 10 Euro pro Patient überlegt man es sich drei mal, ob man die Vichy Creme, der Schwangerschaftstest oder das drei Wochen alte Privatrezept über Viagra jetzt gerade so wichtig sind, oder ob diese Dinge nicht einfach bis zum nächsten Morgen warten können.

AW: Notdienst

von Echte Apothekerin am 06.01.2017 um 23:41 Uhr

" leitende Pharmazieingeniurin"..... so sachkundig sind in unserem Berufsstand die, die das Bild unseres Berufsstandes prägen und der Öffentlichkeit vorstellen..... so ist seit Jahren auch das fachliche Niveau von DAZ..... öfter mal " Fachartikel" bei denen als evidenzbasierten Literaturquelle bunte Werbeflayer der Pharmaindustrie oder sogar wissenschaftliche Vorträge beim Essen um 19 Uhr in Mercure oder Maritimhotel angegeben werden. Ich kann nicht nachvollziehen, dass sich fast 100% der Apothekern gegen Dispensiertrecht der Ärzte nachts im Krankenhaus ausgesprochen haben oder zentrale Notdienstapotheke wie in Basel. Das würde vielen kleinen Apotheken das Leben erleichtern und den Beruf attraktiver machen.

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