Prisma

Dank Gentransfer immun

Über die Tricks der „weißen Fliege“

Foto: Science Photo Library / Bedford

us | Die Tabakmottenschildlaus (Bemisia tabaci) ist ein Überträger pathogener Pflanzenviren und verursacht weltweit schwere landwirtschaftliche Schäden. Dabei haben viele Pflanzen Abwehrmechanismen entwickelt, um sich solche Schädlinge vom Hals zu halten. Manche Pflanzenarten produzieren phenolische Glykoside, die auf pflanzenfressende Insekten toxisch wirken. Doch der Tabakmottenschildlaus, die auch „weiße Fliege“ genannt wird, können diese sekundären Metabolite offenbar nichts anhaben. Die nur etwa 1 mm großen Schädlinge können die Gifte unschädlich machen und bedienen sich dabei eines Werkzeuges, dass sie von Pflanzen erworben haben. Das Gen BtPMaT1 codiert ein Enzym mit Malonyltransferase-Aktivität. Obwohl es in der weißen Fliege vorkommt, sind seine nächsten Verwandten in Pflanzen zu finden, wie ein Team chinesischer Pflanzenforscher in Kooperation mit europä­ischen Wissenschaftlern im Fachmagazin „Cell“ publizierte. Mithilfe des Enzyms übertragen die weißen Fliegen eine Malonylgruppe auf einige, aber nicht alle, giftigen Glykoside und de­toxifizieren die Stoffe dadurch. Im Versuch verwendeten die Forscher ­Kaempferolglykoside, die z. B. in Tomatenpflanzen vorkommen. In Läusen, deren BtPMaT1-Gen stillgelegt worden war, stieg die Mortalität signifikant an, wenn die Tiere Kaempferolglyko­side mit der Nahrung aufnahmen. Läuse die das malonylierte Produkt vorgesetzt bekamen, zeigten keine ­erhöhte Mortalität. Die Wissenschaftler identifizierten ein zweites Gen, BtPMaT2, dessen genaue Funktion noch unklar ist. Offen ist zudem, von welcher Pflanze die Tabakmottenschildlaus das Gen im Laufe ihrer ­Evolution per horizontalem Gentransfer erworben hat. |

Literatur

Xia J et al. Whitefly hijacks a plant detoxification gene that neutralizes plant toxins. Cell 2021:1;184(7):1693-1705.e17. doi: 10.1016/j.cell.2021.02.014

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