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Welt-AIDS-Konferenz in Barcelona: Action Medeor fordert AIDS-Medikamente zum Pro

BARCELONA/BERLIN (ks). Vom 7. bis zum 12. Juli fand in Barcelona die 14. Internationale AIDS-Konferenz statt. Fachleute aus aller Welt trafen sich, um neueste Informationen auszutauschen und über Strategien gegen die sich immer weiter ausbreitende Epidemie zu diskutieren. Mittlerweile sind weltweit 40 Mio. Menschen mit dem HI-Virus infiziert, 28,1 Mio. allein in Zentral- und Südafrika. Täglich kommen über 14 000 Neuinfektionen hinzu, davon sind 2000 Kinder unter 15 Jahren.

Das Medikamentenhilfswerk Action Medeor, das Deutsche Institut für Ärztliche Mission (DIFÄM) und das missionsärztliche Institut forderten die Bundesregierung im Vorfeld der Konferenz auf, sich mehr für die Gesundheit in den Entwicklungsländern zu engagieren. Gesundheit und der Rückgang der Sterblichkeit sei notwendige Voraussetzung zur Schaffung von Wohlstand in den ärmsten Ländern der Welt, erklärte Dr. Matthias Vennemann für die Action Medeor.

Nötig sei vor allem Geld. Derzeit stünden etwa 2 Mrd. Euro für Präventionsprogramme zur Verfügung – 10 Mrd. Euro pro Jahr seien jedoch erforderlich. 350 Mio. Euro jährlich sollte die Bundesrepublik aufbringen, heißt es im Appell des Aktionsbündnis gegen AIDS der DIFÄM.

Die pharmazeutische Industrie wird zudem aufgefordert, den wirtschaftlich ärmsten Ländern Medikamente zum Produktionskostenpreis abzugeben. Zwar haben die Originalhersteller die Jahrestherapiekosten inzwischen unter dem öffentlichen Druck von 10 000 auf 800 bis 2000 US-Dollar gesenkt – doch auch diese Preise sind für viele Länder noch zu hoch, so Bernd Pastors von der Action Medeor. Auch dürfe die Pharmaindustrie die ärmeren Länder nicht an der Ausübung von Zwangslizenzen und Parallelimporten hindern.

Südafrika: Endlich Medikamente für HIV-infizierte Schwangere

Aber selbst wenn die Pharmaindustrie Medikamente preiswert bereitstellen würde, wäre das Problem noch nicht gelöst. Noch immer herrscht in vielen Ländern zuviel Unwissen über die Krankheit und ihre Infektionswege. Und auch die Regierungen zeigen sich nicht immer begeistert von medikamentösen Therapien, Beispiel Südafrika: Die Regierung unter Präsident Thabo Mbeki weigerte sich bislang, an HIV-infizierte Schwangere Nevirapin auszugeben – obwohl hiermit das Risiko, dass das Baby bereits infiziert auf die Welt kommt, mehr als halbiert werden kann.

Das wird sich der Präsident fortan nicht mehr erlauben können: Das südafrikanische Verfassungsgericht bestätigte am 5. Juli ein vorangegangenes Urteil, in dem der Staat aufgefordert wurde, Nevirapin an Schwangere abzugeben. Die Entscheidung wurde vor allem seitens der AIDS-Aktivisten positiv aufgenommen. Für Aufregung sorgte allerdings ein Interview der südafrikanischen Gesundheitsministerin Dr. Manto Tshabalala-Msimang in der US-Zeitung Newsday. Dort zitierte man die Politikerin am Tag des Konferenzbeginns mit den Worten, das Gericht habe entschieden, dass die Verfassung es verlange, dass sie ihrem Volk ein Medikament geben müsse, das nicht von der FDA (US Food and Drug Administration) anerkannt sei.

"Ich muss mein Volk vergiften", so die Ministerin. Eine Sprecherin Tshablala-Msimangs dementierte diese Aussagen zwar später, doch da war der Schaden für die südafrikanischen Vertreter in Barcelona, die sich alle Mühe geben, das Image ihres Landes aufzupolieren, bereits angerichtet. Mbeki und seine Gesundheitsministerin machen es vielen südafrikanischen Wissenschaftlern nicht leicht: Die Regierung fürchtet nicht nur, dass Nevirapin nicht ausreichend erprobt sein könnte – es hat sich bereits vielfach bewährt – es sind finanzielle Sorgen, die im Vordergrund stehen.

Nicht nur die Arzneimittel selbst kosten Geld, auch die vielen Waisen wollen versorgt sein, mit Sicherheit keine leichte Aufgabe. Doch ist es wirklich damit getan, die Waisen einfach früher sterben zu lassen? 250 000 HIV-Infizierte Babys kommen jährlich in Südafrika zu Welt – die Hälfte von ihnen könnte mit schon heute erhältlichen Medikamenten gesund sein.

Mehr Informationen finden Sie im Internet unter www.unaids.org und www.medeor.org.

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